Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dekan Diavolo

Dekan Diavolo

Titel: Dekan Diavolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck erkannte ich, daß wir allmählich zum Finale kamen und in Kürze dem Dekan Diavolo gegenüberstehen würden.
    Ich dachte nicht darüber nach, wie ich mich verhalten würde. So etwas ergab sich immer.
    Der Raum war anders.
    Auch wegen der Dunkelheit, aber seine Atmosphäre konnte ich nicht mit denen vergleichen, die ich schon in diesem Haus erlebt hatte. Sie war dichter, da schwang etwas. Wenn man Grauen beschreiben könnte, so war es hier vorhanden.
    Mit der Zungenspitze fuhr ich über meine trocken gewordenen Lippen, als ich den Raum betrat.
    Dunja blieb zurück. Mit rauher Stimme gab sie noch Verhaltensregeln.
    »Ihr werdet euch ruhig verhalten. Es ist besser, wenn ihr auf mich hört.«
    »Sitzt er hier?«
    »Ja, der Dekan.« Ihre Augen leuchteten, als sie den Begriff aussprach. Dieses Mädchen stand voll und ganz unter seinem Bann. »Ihr betretet ein Refugium, das dem großen Ramis geweiht ist. Er hat sich den Dekan als seinen Stellvertreter ausgesucht, denkt daran!«
    »Wir denken immer an ihn!« erwiderte ich sarkastisch. Unser Augenlicht war noch nicht in Ordnung. Das stellte ich fest, als ich den neuen Raum betrat und kaum Unterschiede ausmachen konnte. Zwar brannte dort kein Licht, aber es war auch nicht stockfinster. Es mußte einfach Konturen geben. Und von meinem Freund, dem Dekan Diavolo, sah ich auch nichts.
    Mit einem harten Schlag knallte Dunja die Tür zu. Ob sie von außen abschloß, bekam ich nicht mit. Jedenfalls fühlte ich mich wie ein Gefangener.
    Will erging es ebenso. »Da sitzen wir ganz schön in der Kacke«, flüsterte er. »Verdammt, das hätte ich mir nicht träumen lassen.«
    Ich sprach ihn auf seinen Zustand hin an. »Wie geht es dir?«
    »Ziemlich mies, aber man hält sich.«
    »Gut.«
    »Auf was kann ich mich denn gefaßt machen?«
    »Dekan Diavolo«, gab ich raunend zurück. »Ich kenne ihn, er liebt große Auftritte.«
    Da Will mich berührte, spürte ich, daß er fröstelte. »Was hast du?«
    »Nichts weiter, John. Ich komme mir nur vor wie in einem großen Grab, das extra für uns beide angelegt wurde.«
    »Da kannst du sogar recht haben.«
    Wir sprachen nicht mehr, da uns ein anderes Geräusch ablenkte. Zunächst dachte ich nicht an eine Täuschung, bis mir klar wurde, daß wir tatsächlich den Klang einer Orgel hörten.
    Melodien, die sich schwermütig anhörten. Wie aus weiter Ferne gespielt, aber trotzdem sehr nah.
    Unheimliche Orgelmusik. Nicht wie in der Kirche zu hohen Festtagen. Wer hier spielte, der war ein Mensch, der das Grauen liebte, der versuchte, die hier herrschende Atmosphäre in gewisse Klangformen zu übertragen.
    Erspielte in Moll.
    Dumpf, unheimlich, wie geschaffen für eine Beerdigung. Die richtige Grabmusik.
    Die Klänge wehten uns entgegen, als würden sie auf unsichtbaren Händen getragen. Ich mochte sie nicht nur nicht, weil sie meine Ohren erfüllten und regelrecht volldröhnten, es war einfach die schwere Musik, die mich störte. Vergeblich versuchte ich, darüber hinwegzugehen, die Klänge blieben, sie drangen in nieinen Kopf und überlagerten die klaren Gedanken.
    Bei Will Mallmann war es nicht anders. Auch er hatte damit zu kämpfen. Ich merkte, wie er den Kopf bewegte, wütend atmete, sich dann räusperte und mir zuraunte: »Wenn ich die verdammte Orgel sehe, haue ich sie in Stücke, John.«
    »Tu das.«
    Das Spiel setzte sich fort. Noch lauter, noch intensiver und damit auch dröhnender.
    Es waren Melodien, die ich nicht mehr trennen konnte. Sie gingen ineinander über, malträtierten uns, schwollen an zu einem infernoartigen Rausch und hüllten uns ein.
    Mittlerweile hatten sich meine malträtierten Augen auch an das merkwürdige graue Licht der Umgebung gewöhnt. Wie ein Vorhang kam sie mir vor.
    Hinter der Wand hörten wir das Orgelspiel. Sie mußte also durchlässig sein.
    Ich wollte es genau wissen und ging vor. Dabei hielt ich noch den rechten Arm ausgestreckt. Nach zwei Schritten floß etwas zwischen meine tastenden Finger.
    Tatsächlich ein Stoff?
    Aber sich nicht wie Stoff anfühlend. Es war mehr Leder, das ich zwischen den Händen rieb. Da verstummte das Spiel. Bevor die letzten Klänge verhallt waren, hatte ich den Vorhang — oder was immer es sein mochte — losgelassen.
    Wir warteten.
    »Jetzt muß er sich melden«, flüsterte Will. »Alles andere wäre Blödsinn.«
    Und er meldete sich.
    Allerdings auf seine Art und Weise, denn er zeigte sich noch nicht. Dafür bewegte sich vor uns etwas, und ich wollte es genau

Weitere Kostenlose Bücher