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Dekan Diavolo

Dekan Diavolo

Titel: Dekan Diavolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich an, als wäre ein Riegel zurückgeschoben worden. Es dauerte nur Sekunden, bis die Tür aufgezogen wurde. Ich hielt mich auf den Beinen, stand etwa in der Mitte des kahlen Raumes und starrte dorthin, wo eine helle Lichtflut über die Schwelle in das Verlies floß.
    Genau in der Mitte zeichnete sich eine Gestalt ab. Dunja, die Killerin, war zur Begrüßung erschienen! Sie stand da, als wäre sie soeben aus einem Aschehaufen gestiegen. So ähnlich mußte es auch gewesen sein. Ihre Kleidung, einst schwarz, sah jetzt grau aus. Sie hing in Fetzen an ihrem Körper herab. Graue Lappen, die Lücken gerissen hatten, durch die Haut schimmerte. Haut, die schmutzig und auch angesengt war. Wie die Haare auf ihrem Kopf. Über dem Ohr war die Pracht ganz verschwunden. Dunjas Gesicht zeigte dieselbe graue Farbe wie die Haarreste. Selbst die Lippen hoben sich kaum ab. Im scharfen Leuchtstoffröhrenlicht wirkte Dunja wie ein Scherenschnitt. Wir starrten uns an. Zunächst hatte ich mich auf ihr Gesicht konzentriert, dann aber glitt mein Blick über ihre Hände mit den langen, kräftigen Fingern.
    Drei Rosen waren noch übriggeblieben. Und drei Rosen hielt sie auch fest. Schwarz wie die Nacht, sowohl die Stiele als auch die Blüten. Ihre dunklen Augen waren fest auf mich gerichtet. Die Blicke spürte ich wie scharfe Messerspitzen.
    Die Anspannung ließ etwas nach. Kälte strömte durch meinen Körper. Es wurde kein Wort gesprochen, doch ihr Haß traf mich voll. Man spürt so etwas. Ein Schauer rann mir über den Kücken. Dann lächelte sie. Es war nur ein kurzes Zucken der Lippen, aber die Reaktion sagte mir alles. Dunja drehte die Rosen zwischen den Fingern, nickte mir plötzlich zu und flüsterte: »So also sehen wir uns wieder.« Ihre Stimme Tickte sich an, als wäre sie noch vom Rauch und Feuer angekratzt worden. Mir rann es kalt den Rücken hinab, und ich konzentrierte mich auf die nächsten Worte. »Der Dekan, Sinclair, erwartet dich und deinen Freund. Er freut sich darauf, es euch endlich zeigen zu können. Er hat nichts vergessen, gar nichts. Seine und die Rache des großen Ramis ist endlos. Zeit spielt keine Rolle. Er hätte euch auch nach Jahren in seine Gewalt bringen können, aber die Umstände waren dagegen. Wir haben große Aufgaben vor uns und sind dabei, erste Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ramis wird sich über Leute wie euch sehr freuen.« Dunja hob die Hand und drehte die Rosen so, daß ich gegen die Blüten schauen konnte. »Messer«, flüsterte sie.
    »Einmal sind sie zu Messern geworden. Du hast Glück, Sinclair, daß der Dekan hier das Sagen hat, großes Glück sogar. Wenn ich mit dir allein gewesen wäre, hätte ich dich getötet.«
    Ob ich wollte oder nicht, ich mußte wieder über meine Augen streichen. Auch jetzt hatte ich das Gefühl, als würde Sand dahinter kleben. »Okay, du hast uns erwischt. Wie geht es weiter?«
    »Ihr werdet mitkommen. Und denkt nicht, daß ich hier allein stehe.« Sie drehte kurz den Kopf. »Zeigt euch!«
    Schatten schoben sich in den Lichtschein im Flur, kristallisierten sich zu Gestalten hervor, und ich erkannte diejenigen wieder, die ich auch in Zagreb erlebt hatte.
    Es waren die Finsteren!
    Ganz in Schwarz gekleidet, mit grauen Gesichtern und tiefen Schatten unter den Augen. Die Lippen lagen wie eingezeichnet über den eckigen Kinnen.
    Irgendwie glichen sich Männer und Frauen. Sie waren jeweils zu zweit vertreten, und sie hielten abermals ihre Knochenmesser in den Händen. Die Kleidung bestand aus weichem Leder. An einigen Stellen glänzten helle Nietenknöpfe. Breite Gürtel umspannten die Taillen. Als Motive zeigten sie blasse Totenschädel.
    Sie hatten sich doch verändert, denn eine derartige Kleidung war von ihnen in Zagreb nicht getragen worden. Da waren die Sachen aus Stoff gewesen.
    Hinter Dunja hatten sie sich aufgebaut. Sie standen dort wie eine Mauer und lauerten.
    Dunja streckte den rechten Arm aus und winkte mit dem Finger. Fürmich war die Geste klar. Ich setzte mich als erster in Bewegung und schaute noch einmal über die Schulter zurück.
    Will Mallmann hatte Schwierigkeiten mit seinem Gleichgewicht. Als er sich von der Wand abstieß, gaben seine Knie nach. Fast wäre er noch gefallen. Im letzten Augenblick konnte er sich fangen, schüttelte den Kopf und drehte sich so, daß er auf die Für zuschreiten kon nte. Ich war stehengeblieben, um auf ihn zu warten. Ein guter Entschluß, denn Will schaffte es nicht allein. Er mußte sich an mir festhalten. Dabei

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