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Dekan Diavolo

Dekan Diavolo

Titel: Dekan Diavolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden war. Ohren sah ich nicht. Aber irgend etwas mußte ja die Bügel der Goldrandbrille halten, die der Dekan ebenfalls trug. Eine Brille mit schwarzvioletten Gläsern, hinter denen ich noch die gelben Augen erkennen konnte. Sie leuchteten.
    Um das Maß der Dinge vollzumachen, saß auf seinem Kopf ein Doktorhut aus hellrotem Samtstoff. Lässig hatte er noch einen Schal umgeschlungen, als würde er sich wegen seines knöchernen Halses schämen.
    »Zwick mich mal!« hauchte Will. »Ich glaube zu träumen. Das ist doch kein…«
    »Er hat sich eben verändert!« fiel ich dem Kommissar ins Wort.
    »Weshalb?«
    »Das wird er uns möglicherweise selbst sagen.«
    Da er noch keine Anstalten traf, mit uns in Verbindung zu treten, schaute ich mich weiter um.
    Dekan Diavolo saß in einem Raum, der zu ihm paßte. Schwarze Wände, die einen leicht violetten Einschlag besaßen, ein ebenfalls dunkler Boden, vor ihm ein schwarzer Lisch, mehr Pultform, und auf dem samtenen Fußboden lagen sechs Rosen, die ein Sechseck bildeten, in dessen Mitte ein großer schwarzer Schwan stand.
    Er weckte wieder Erinnerungen in mir. Der Schwan hatte den Finsteren damals die Flucht ermöglicht. Goran hatte ihn in zwei Hälften geteilt, so daß der Geist des Ramis hatte entweichen können. Ich war gewarnt. Noch einmal würde mir das nicht passieren.
    Der Körper des Schwans glänzte wie lackiert. Im Verhältnis zu einem lebenden Tier war er übergroß.
    Ein schönes, aber gefährliches Tier. Ich unterschätzte auch die Rosen nicht.
    Die Blume der Liebe war durch die Schwärze zu einem Todesboten umfunktioniert worden. Sie begleitete die Menschen nicht ins Jenseits, aber sie war der Aufhänger, denn auf jedem Grab eines Selbstmörders hatte eine schwarze Rose gelegen. Die Erinnerungen an Zagreb waren in mir noch sehr frisch.
    Das Licht drang aus den Wänden, möglicherweise auch aus dem Boden. Es schien keine natürliche Quelle zu besitzen, war da, ohne daß Elektrizität vorhanden sein mußte. Wenn man von einem dunklen Licht sprach, so war das hier der Fall. Das Licht gab Helligkeit ab, gleichzeitig auch graue Schatten und ließ trotzdem Umrisse scharf hervortreten. Bestimmt hatte uns der Dekan gesehen, aber er genoß es noch, uns nur anzustarren. Schließlich bewegte er einen Knochenarm und zog mit den fleischlosen Fingern eine in dem Tisch eingebaute Schublade auf. Wir hörten kein Geräusch, worüber ich mich wunderte, denn so leise glitten Schubladen nicht auf.
    »Ich höre nichts!« flüsterte auch Will.
    »Es kann sein, daß da etwas zwischen uns und dem Dekan steht.«
    »Und was wäre das?«
    Ich runzelte die Stirn. »Vielleicht eine Scheibe aus Glas.«
    Will streckte die Hand vor. Ich wollte ihn noch warnen, er ließ sich nicht abhalten. Plötzlich hatte er Kontakt mit der Scheibe bekommen und schrie auf.
    »Was ist?«
    Will zog die Hand zurück. Er bückte sich und umfaßte mit der Linken die malträtierte Rechte. »John, das war ein Hammer. Die… die Scheibe, sie ist tatsächlich vorhanden, sie scheint elektrisch geladen zu sein. Faß sie nur nicht an.«
    »Ich werde mich hüten!«
    »Kein Strom — Magie!«
    Zum erstenmal sprach er mit uns. Ich hörte seine Stimme, schloß die Augen zu Schlitzen und erinnerte mich wieder.
    Ja, es war der Dekan Diavolo, denn so hatte auch seine Stimme in Zagreb geklungen.
    Kalt, ohne Gefühl für menschliche Wärme, ohne Verständnis für andere, auch blechern, wie künstlich. Eine Stimme, die möglicherweise von einem anderen gelenkt wurde, denn hinter ihm, das durfte ich nicht vergessen, stand noch immer Ramis.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und spürte auch die Kälte im Nacken. Bisher war ich davon ausgegangen, daß wir ihn schaffen würden, jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Möglicherweise schaffte er uns. Allein die Wand bildete ein großes Hindernis, obwohl sie von einer Magie durchdrungen war. So etwas konnte sich manchmal auch als ein Vorteil erweisen.
    Die Schublade stand noch immer offen. Will hatte sich wieder gefangen. Ich schaute ihn an, und er kam mir innerhalb des blauvioletten Lichtes vor wie ein Gespenst. »Ich möchte euch etwas zeigen«, sagte der Dekan. Er griff in die Lade und holte Dinge hervor, die uns gehörten. Ich sah meine Beretta, den Dolch, und auch Will Mallmanns Waffen folgten.
    Sorgfältig legte er sie nebeneinander auf den Schreibtisch. Auf dem Stuhl drehte er sich herum. Beide bekamen wir den Eindruck, als würde er uns mit seiner unteren, starren, knochigen

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