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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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nichts. Wir müssen höchstens ein paar Tage da drin ausharren, dann ist es vorbei.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hör jetzt auf zu quatschen und geh da endlich rein!«, schrie er.
    Sie spürte, er war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Ihre Gedanken rasten. Wenn sie es irgendwie bis zum Waldrand schaffte, könnte sie ihm in der Dunkelheit vielleicht entkommen. Doch seine Nerven waren aufs Äußerste gespannt. Jede falsche Bewegung würde dazu führen, dass er sie erschoss.
    Er schien ihre Gedanken zu erraten.
    »Vergiss es! Ich habe überhaupt keine Skrupel, dich abzuknallen, das weißt du doch, oder? Ich würde dir einen Gefallen tun. Du würdest endlich die Welt sehen, so wie sie wirklich ist. Und jetzt rein da, oder ich werfe dich runter! Wenn du dir dabei ein paar Knochen brichst, wird die Zeit da unten deutlich unangenehmer!«
    Sie kniete sich neben das Loch. Er leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Sie erkannte Leitersprossen an der Betonwand. Sie tastete mit den Beinen danach, bis sie Halt fand, und kletterte langsam herab. Unten befand sich ein schmaler, höchstens vier Quadratmeter großer Raum. Eine Seite wurde von einer massiven, gewölbten Metalltür fast völlig eingenommen. Dahinter lag ein Gang, von dem mehrere Türen abgingen. Ein ekelerregender, süßlich bitterer Gestank mischte sich mit dem Aroma von Schimmel und Feuchtigkeit.
    Julius leuchtete ihr mit der Lampe ins Gesicht. »Sehr gut. Jetzt stell dich da drüben an die Wand! Hände ausgestreckt nach oben! So ist es gut. Wenn du dich umdrehst oder von der Stelle bewegst, schieße ich ohne Vorwarnung. Kapiert? Ob du das kapiert hast, habe ich gefragt!«
    »Ja!«
    Das Licht ging aus. Mina hörte Geräusche. Dann war er plötzlich hinter ihr, überraschend schnell.
    »Braves Mädchen! Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    Er griff nach ihren Handgelenken und zog sie brutal auf ihren Rücken. Die Handschelle schloss sich. Dann schaltete er die Taschenlampe wieder ein.
    Er führte sie in den Gang und durch die erste Tür auf der linken Seite. Der Raum war etwa drei mal vier Meter groß und verfügte nur über ein Lüftungsloch an der Decke. Eine schlichte Metalltür trennte ihn vom Gang ab. Auf dem Boden lagen zwei Luftmatratzen. Daneben standen eine Campingtoilette aus Plastik und ein paar Kisten mit Getränken. In einem improvisierten Regal stapelten sich Lebensmittel. Offensichtlich hatte er vor, hier lange auszuharren.
    Er deutete auf eine der Luftmatratzen.
    »Knie dich mal da drauf!«
    Sie gehorchte. Mit einem Vorhängeschloss befestigte er eine etwa zwei Meter lange Kette an den Handschellen. Das andere Ende hing, ebenfalls mit einem Schloss, an einem Betonklotz, wie man sie zum Beschweren von provisorischen Straßenschildern verwendete. Auf diese Weise konnte sie sich in dem kleinen Raum mehr oder weniger frei bewegen. Vielleicht wäre sie sogar in der Lage, den Klotz hinter sich her zu zerren und den Raum so zu verlassen. Aber es war völlig ausgeschlossen, dass sie mit auf den Rücken gefesselten Händen und an das Gewicht gekettet die Leiter heraufklettern konnte.
    Die Verzweiflung trieb ihr Tränen in die Augen.
    »Bitte, Julius, ich …«
    »Hab keine Angst. Ich muss noch etwas erledigen und werde bis spätabends fort sein. Aber danach bin ich wieder bei dir, und dann bleibe ich auch hier, bis es vorbei ist.«
    Er holte eine große Flasche Wasser und eine Packung Schokokekse aus dem Spind. Er öffnete die Flasche und steckte ein langes Plastikrohr hinein, sodass sie es wie einen Strohhalm benutzen konnte. Die Kekspackung öffnete er ebenfalls. »Sieh zu, dass du die Flasche nicht umwirfst. Das sollte reichen, damit du mir nicht verhungerst, bis ich wiederkomme.« Er verzog das Gesicht. »Falls sie mich nicht erwischen. Dann könnte es etwas länger dauern. Wünsch mir also Glück!«
    Er verließ den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten.

50.
    Die alte Lagerhalle strahlte im bunten Licht von Laserprojektionen, die animierte Bilder fantastischer Gestalten auf die Wände projizierten. Lange Reihen von Tischen standen auf dem rauen Betonboden. Hunderte Laptops warfen ein blasses Licht auf die Gesichter ihrer Besitzer, die viel mehr auf die Bildschirme starrten, als ihre Aufmerksamkeit der großen Bühne an der Stirnseite des riesigen Raums zuzuwenden. Dort trafen Helfer letzte Vorbereitungen für den Beginn der Show. Ordner in Kettenhemden und Blechhelmen standen an den Seiten und warfen finstere Blicke in den Raum,

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