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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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neuesten Werk, ›Schatten über den Nebelbergen‹, lesen wird!«
    Eisenberg zuckte zusammen. Er hatte sich bisher nicht mit dem Programm des Abends auseinandergesetzt. Dass Ole Karlsberg hier war, neben Ben Varnholt der Einzige, der mit allen fünf Verschwundenen Kontakt gehabt hatte, erschien ihm ein bemerkenswertes Zusammentreffen. War das wirklich bloß Zufall?
    Der Schriftsteller betrat die Bühne, begleitet von einem eher pflichtschuldigen Beifall. Offensichtlich interessierte sich nur ein kleiner Teil der Anwesenden für seine Bücher. Während er am Stehpult mit monotoner Stimme las, beschäftigten sich die meisten Anwesenden mit ihren Laptops und scheuten sich auch nicht, sich dabei zu unterhalten. Der Geräuschpegel stieg allmählich an, bis der Tontechniker gezwungen war, die Stimme des Schriftstellers lauter zu stellen, damit man ihn überhaupt noch verstehen konnte. Eisenberg glaubte, in seinem Gesicht eine gewisse Verbitterung zu erkennen. Schließlich beendete er die Lesung, wie es schien, vorzeitig.
    »Also schön, das war es. Dankeschön. Noch Fragen?«
    Nach einem erneut spärlichen Beifall ging eine Hand in die Höhe.
    »Ja?«
    Eine Helferin reichte einem jungen Mann mit Vollbart das Mikrofon.
    »Herr Karlsberg, woher nehmen Sie eigentlich die Ideen für Ihre Bücher?«
    Der Autor verzog das Gesicht, als habe man ihm diese Frage schon zu oft gestellt. Dennoch hielt er einen fast eine Viertelstunde dauernden Monolog über die Tücken schriftstellerischer Kreativität, den man mit den Worten »Die besten Ideen kommen unter der Dusche« hätte zusammenfassen können.
    Als Nächste meldete sich eine junge Frau zu Wort. Sie wollte wissen, ob Karlsberg seine Erlebnisse als Grob Kradonkh in seine Romane einfließen lasse. Der Schriftsteller antwortete mit einer ausweichenden Floskel. Daraufhin behauptete die Frau, ihm weite Teile seines aktuellen Romans im Freundlichen Oger gleichsam diktiert zu haben, als sie ihm von ihren Abenteuern erzählte. Karlsberg bestritt das aufs Heftigste, doch die junge Frau ließ nicht locker. Schließlich musste ihr die Helferin das Mikrofon quasi aus der Hand reißen, um das Streitgespräch zu beenden.
    »Danke, ich glaube, wir machen jetzt mit dem nächsten Programmpunkt weiter«, sagte der Autor, doch eine weitere Hand war bereits nach oben geschossen. Sie gehörte einem jungen Mann in blauem Kapuzensweater, der direkt an der Bühne in einem Rollstuhl saß. Ehe Karlsberg es verhindern konnte, hatte die Helferin dem Behinderten das Mikrofon in die ausgestreckte Hand gedrückt.
    »Ihre Romane sind ja quasi fiktive Welten, die nach dem Vorbild einer anderen fiktiven Welt – Goraya – gestaltet sind«, sagte eine junge, männliche Stimme.
    Eisenberg erstarrte.
    »Halten Sie es für möglich, dass auch unsere Welt – die Welt, in der wir uns hier befinden, diese Halle, die Bühne, all das hier – nur eine Fiktion ist?«
    Eisenberg sprang auf.
    »Das ist er!«, rief er gleichzeitig in das Mikrofon an seinem Kragen und zu Morani und Varnholt an seinem Tisch. Die beiden sahen ihn erschrocken an und sprangen ebenfalls auf.
    »Das ist eine interessante Frage, mit er ich mich schon in meinem ersten Roman Hellmanns Welt auseinandergesetzt habe«, erwiderte Karlsberg. Eisenberg bahnte sich einen Weg zur Bühne. Varnholt und Morani folgten ihm dicht auf. Von den Seiten her drängten jetzt auch Klausen und die Bereitschaftspolizisten in ihre Richtung.
    »Ich …« Der junge Mann im Rollstuhl stockte. »Ich habe nämlich einen konkreten Beweis, dass die Welt nicht real ist!«
    Nur noch wenige Schritte trennten Eisenberg von dem Täter. Er war also wirklich so dumm, hier in aller Öffentlichkeit seine wirren Thesen zu vertreten. Jetzt hatten sie ihn!
    »Welt am Draht – das ist alles wahr! Es ist …«
    Ein greller Blitz blendete Eisenberg. Ein Schlag traf ihn mit der Wucht einer Diesellok an der Brust. Alles um ihn herum war plötzlich nachtschwarz und seltsam still. Nur ein fernes Piepen war zu hören. Er lag auf dem Boden.
    Bin ich tot? Die Frage geisterte durch seinen Kopf, wurde jedoch von seinem offenbar noch intakten Verstand beiseite gedrängt und durch praktischere Überlegungen ersetzt: Was war das? Eine Bombe?
    Die Schwärze wurde von bunten, tanzenden Flecken überlagert. Das Fiepen wurde lauter. Bald mischten sich dumpfe Geräusche darunter. Eisenberg tastete um sich. Er lag mit dem Kopf halb unter einem Stuhl. Jemand trat auf sein Bein, stolperte, schlug

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