Delete: Thriller (German Edition)
fehlgeleiteten Performancekünstler?«
Eisenberg schüttelte den Kopf.
»Er scheint tatsächlich davon auszugehen, dass unsere Welt nur eine Computersimulation ist. Wir vermuten, er hat den Anschlag durchgeführt, um die Öffentlichkeit auf seine Theorie aufmerksam zu machen.«
Ein dicker Mann in schwarzem T-Shirt, der Eisenberg entfernt an Varnholt erinnerte, meldete sich.
»Kai Isenburg vom Rechthaberblog. Sie schließen also aus, dass der Mann im Rollstuhl tatsächlich von Wesen in einer höheren Existenzebene gelöscht wurde?«
Eisenberg warf einen kurzen Blick zum Pressesprecher, der jedoch keinerlei Anstalten machte, die Frage zu übergehen und einem anderen das Wort zu erteilen.
»Ich bin Polizist, kein Physiker. Ich kann nicht hundertprozentig ausschließen, dass wir in einer Computersimulation leben. Ich kann allerdings auch nicht ausschließen, dass der Verdächtige von Außerirdischen entführt wurde.« Allgemeines Gelächter. »Aber solange die Spurensicherung keine Fingerabdrücke von Aliens am Tatort findet, halte ich mich an die nahe liegende Erklärung der Fakten. Wie schon gesagt, gehen wir davon aus, dass der Täter die Aktion inszeniert hat, um genau das zu erreichen, was er erreicht hat: Eine Welle der Hysterie im Internet.«
»Wenn er die Tat in seinem Blog angekündigt hat, wieso wissen Sie dann nicht, wer der Täter ist?«, fragte ein älterer Journalist, der seine Notizen noch mit Kugelschreiber auf einem kleinen Block festhielt.
»Er hat einen anonymen Blogservice im Ausland benutzt, sodass wir seine Identität nicht zurückverfolgen können. Die Internetadresse finden Sie ebenfalls in Ihren Unterlagen.«
»Und müsste man seine Identität nicht über das Onlinespiel herausbekommen können?«, hakte der Journalist nach.
»Er hat sich bei dem Spiel höchstwahrscheinlich über einen anonymen Proxyserver angemeldet, sodass die Identität darüber ebenfalls nicht zu ermitteln ist.«
Der dicke Blogger meldete sich noch einmal.
»Gibt es nach Ihren Erkenntnissen einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag gestern und dem spurlosen Verschwinden von fünf World of Wizardry -Spielern innerhalb der letzten sechs Monate?«
Eisenberg zögerte eine Sekunde. Sie hatten sich bei der Vorbesprechung darauf geeinigt, die Vermisstenfälle und auch die Schüsse auf ihn nicht zu erwähnen, um keine Angst in der Bevölkerung zu schüren.
»Dafür haben wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Anhaltspunkte.«
»Aber Sie ermitteln in diese Richtung?«
»Wie ich schon sagte, schließen wir nichts aus.«
Damit schien der Blogger zufrieden zu sein. Er tippte eifrig auf seinem Laptop. Die Fragen konzentrierten sich wieder auf mögliche alternative Erklärungen der Tat. Viele Journalisten wollten wissen, ob nicht doch eine Terrorgruppe dahinterstecken könnte.
Eine halbe Stunde später hatte der Pressesprecher die Konferenz beendet. Die Besprechung in Kaysers Büro war direkt im Anschluss angesetzt worden.
»Respekt, Herr Eisenberg«, sagte sein Vorgesetzter, der die Konferenz beobachtet hatte, auf dem Weg dorthin. »Die meisten Kollegen sind nicht so gut auf Journalisten zu sprechen.«
»Ich eigentlich auch nicht«, erwiderte Eisenberg. »Als dieser Blogger mich nach den Vermissten fragte, wusste ich für einen Moment nicht, was ich sagen sollte. Ich hätte besser auf die Frage vorbereitet sein sollen.«
»Sie haben sehr souverän reagiert.«
»Dennoch hat man mein Zögern sicher bemerkt. Die Journalisten werden sich ihren eigenen Reim darauf machen.«
»Die schreiben doch sowieso, was sie wollen.«
»Da haben Sie auch wieder recht.«
In Kaysers Büro wartete bereits der Chef des LKA. Dr. Ralph Mischnick war ein unscheinbarer, schmächtiger Mann mit schütterem grauem Haar, der dafür bekannt war, bohrende Fragen zu stellen und nicht lockerzulassen. Es ging die Legende, er habe in einem Verhör sogar schon einen russischen Mafiakiller zum Weinen gebracht. Er hatte sich auf der Pressekonferenz nicht gezeigt, aber der Fall war ihm offensichtlich wichtig genug, um sein Wochenende dafür zu unterbrechen.
Eisenberg, der Mischnick bisher noch nicht persönlich getroffen hatte, stellte sich vor.
»Schön, Sie kennenzulernen, Herr Eisenberg. Ich freue mich, dass Sie der SEGI endlich Leben eingehaucht haben. Gute Arbeit!«
Sie setzten sich.
»Ihnen ist klar, dass wir jetzt unter einem enormen Druck stehen«, sagte der LKA-Chef. »Der Polizeipräsident hat schon angerufen und sich nach dem Stand
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