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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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verletzt?«
    »Nein. Nur meine Ohren dröhnen.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Nicht viel. Da war nur ein Blitz, und ein Knall, und … ich hab gedacht, das ganze Gebäude fliegt in die Luft. Da bin ich abgehauen.«
    »Sind Ihnen noch andere Personen aufgefallen, die geflohen sind?«
    »Natürlich, viele Menschen sind rausgerannt. War eine richtige Panik.« Er sah zu Boden. »Tut mir leid, wenn ich überreagiert habe.«
    »Nicht Ihr Fehler«, sagte Eisenberg. »Der Kollege wird noch Ihre Personalien aufnehmen, dann können Sie gehen. Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so erschreckt haben.«
    »Schon okay. Ich hoffe, Sie finden die Terroristen!«
    »Verdammt!«, rief Eisenberg, als sie wieder zur Halle zurückkehrten.
    Er sah Varnholt bei einer Gruppe junger Menschen stehen. Er hielt ein Smartphone hoch.
    »Gut, dass sie kommen. Der junge Mann hier hat die ganze Szene auf Video.« Er wandte sich an den Besitzer des Geräts. »Ich spiele das kurz auf meinen Laptop, okay?«
    Der Angesprochene nickte mit skeptischem Gesicht.
    »Gute Idee«, sagte Eisenberg. »Bestimmt hat auch jemand von Snowdrift die Show aufgezeichnet. Herr Klausen, kümmern Sie sich bitte darum!«

53.
    Ein Geräusch ließ Mina aus dem Schlaf schrecken. Absolute Finsternis umgab sie. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Warum fühlten sich ihre Arme so merkwürdig an? Dann stürzte die Wirklichkeit mit aller Brutalität auf sie ein.
    Das Geräusch von Schuhen auf den Leitersprossen, Schritte, durch die Ritze unter der Tür schien Licht. Sie öffnete sich mit einem Knirschen. Der Strahl der Taschenlampe schmerzte in ihren Augen.
    »Hallo Mina!«, sagte er und klang seltsam dabei, irgendwie gelöst, fast schon gut gelaunt. »Tut mir leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe. Aber ich hatte etwas Wichtiges zu tun. Und es hat funktioniert!«
    Er entzündete eine Kerze, die den kargen Raum in ein seltsam heimeliges Licht tauchte. Dann öffnete er die Handschellen auf ihrem Rücken, befestigte sie jedoch sofort wieder an ihrem rechten Fußgelenk, sodass sie nach wie vor an den Betonklotz gefesselt war.
    Sie rieb sich die tauben Arme. Die Schnittwunde an der Schulter schmerzte wieder stärker. Im Kerzenschein konnte sie sein gerötetes Gesicht erkennen. Auf seiner Stirn war die Haut blasig und aufgeplatzt.
    »Was ist denn passiert?«
    Seine Augen verengten sich.
    »Das weißt du wirklich nicht?«
    »Wann wirst du mir endlich glauben, dass ich keine Admin bin?«
    »Also schön, tun wir mal so, als wüsstest du von nichts.« Er kicherte. »Ich hab euch … ich meine, ich hab den Admins ordentlich in die Suppe gespuckt, könnte man sagen.«
    »Und wie?«
    Er zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob du das wirklich wissen musst.«
    Sie sagte nichts. Er zuckte mit den Schultern.
    »Ach, was soll’s. Ich hab mich quasi selbst gelöscht.«
    »Wie das denn?«
    Er lachte. Es klang ein wenig gekünstelt.
    »Ich habe mich vor laufenden Kameras in Luft aufgelöst. Auf YouTube bin ich schon ein Star.« Mit leuchtenden Augen erzählte er ihr, wie er mithilfe einer NVA-Blendgranate sein Verschwinden inszeniert hatte. »Das war voll die Megashow. Jetzt wissen alle die Wahrheit. Die ganze Illusion wird in sich zusammenfallen. Das haben sie nun davon, dass sie mich nicht befreit haben!« Er kicherte. »Ich habe ihnen ihr kleines, fieses Experiment kaputt gemacht!«
    Widersprüchliche Gefühle keimten in Mina auf. Einerseits würde die Polizei ihn wahrscheinlich identifizieren können, das Versteck im Keller des Hauses finden und Spuren ihrer Anwesenheit erkennen. Sie würden vermuten, dass sie noch lebte, und alles daransetzen, sie zu befreien. Ihre Eltern würden neue Hoffnung schöpfen.
    Doch sein Stunt bedeutete auch, dass er von der Bildfläche verschwunden bleiben musste. Er würde dafür sorgen, dass man glaubte, er habe sich tatsächlich in Luft aufgelöst. Er hatte dieses Versteck sicher mit Bedacht gewählt und dafür gesorgt, dass keine Spur hierher führte.
    Ein neuer, düsterer Gedanke stieg in ihr auf wie ein übler Geruch: Er hatte seinen letzten Trumpf ausgespielt. Was würde geschehen, wenn er merkte, dass er nicht stach? Was würde er tun, wenn ihm klar wurde, dass auch seine letzte Tat die vermeintlichen Admins nicht dazu brachte, ihr Experiment zu beenden und ihn zu erlösen?

54.
    Es war nicht Eisenbergs erste Pressekonferenz, aber er hatte diese Art der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit noch nie gemocht.
    Der Pressesprecher des

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