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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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dünnen Lächeln. »Wenn Sie das Thema interessiert, stelle ich Ihnen gerne entsprechende Fachliteratur zusammen.«
    »Äh, vielen Dank, aber das würde ich wahrscheinlich nicht verstehen. Sie denken also, man kann vorhersagen, ob ein Mensch ein Verbrechen begehen wird?«
    »Nein. Aber man kann vorhersagen, ob ein Mensch dazu neigt, Verbrechen zu begehen.«
    »Und Sie würden einen Menschen mit einer solchen Neigung verhaften, bevor er eine Tat begeht?«
    »Hauptkommissar Eisenberg, ich kenne das Strafgesetzbuch und die Strafprozessordnung auswendig. Selbstverständlich gibt es dafür keine Rechtsgrundlage.«
    »Aber Sie sagten, Sie wollen durch Mustererkennung Verbrechen verhindern. Oder habe ich Sie falsch verstanden?«
    »Ja, das habe ich gesagt. Man kann Verbrechen auf verschiedene Weise verhindern. Eine Möglichkeit ist es, den potenziellen Täter vor der Tat zu verhaften. Das scheidet jedoch aus rechtlichen Gründen aus. Weitere Möglichkeiten beinhalten den Schutz des Opfers oder die materielle Erschwernis der Tat, zum Beispiel durch Verhinderung des Zugriffs des Täters auf Tatmittel oder durch Beschränkung seiner Bewegungsfreiheit beziehungsweise des Zugangs zum Tatort sowie das Bereitstellen von Einsatzkräften am potenziellen Tatort zum schnellen Zugriff. Dieser muss, sofern erkennbar Gefahr im Verzug ist, unmittelbar vor der Tatausführung, spätestens jedoch während der Tat vor Erreichen der maximalen Schadensfolgen, durchgeführt werden. Ich bin überrascht, dass ich Ihnen das erklären muss.«
    »Ist Ihnen bewusst, dass Sie wesentlich mehr Ressourcen benötigen würden, als der Polizei zur Verfügung stehen, wenn Sie jedes potenzielle Verbrechen im Vorfeld verhindern wollten?«
    »Mir ist bewusst, dass unser Land dem Schutz von Leib und Leben seiner Bürger weit weniger Mittel zukommen lässt als einer weitgehend sinnfreien Armee und der Förderung umweltschädlicher Industrien, wie etwa der Automobilindustrie und dem Kohlebergbau.«
    Eisenberg musterte Wissmann eine Weile. War es wirklich möglich, dass irgendjemand geglaubt hatte, auf diese Weise den Amoklauf eines Psychopathen zu verhindern? Dass Wissmann daran glaubte, konnte er verstehen – der lebte in seiner eigenen Welt. Aber irgendjemand musste die Entscheidung getroffen haben, dass dieser offensichtlich für den Polizeidienst völlig untaugliche junge Mann einen Dienstvertrag bekam. Eisenberg kam der Verdacht, dass, wer immer das veranlasst hatte, Wissmann in erster Linie hatte loswerden wollen.
    »Was haben Sie gemacht, bevor Sie die Stelle in der SEGI antraten?«
    Wissmann überlegte einen Moment. »Ich bin aufgestanden, habe mich rasiert und bin mit der U-Bahn hierher gefahren wie sonst auch.«
    Eisenberg runzelte die Stirn.
    Wissmann grinste und blickte kurz auf, bevor er wieder auf die Tischkante starrte.
    »Kleiner Scherz, Herr Hauptkommissar. Ich weiß natürlich, was Sie mit Ihrer Frage gemeint haben. Ich habe vielleicht Asperger, aber ich bin nicht blöd. Ich war in der Abteilung Zentrale Informationstechnik als Programmierer beschäftigt. Aufgrund meiner herausragenden Leistungen wurde ich bei der Gründung in die Sonderermittlungsgruppe Internet berufen.«
    »Warum sind Sie überhaupt zur Polizei gegangen? Wäre jemand mit Ihren … Talenten nicht in der Wirtschaft besser aufgehoben?«
    »Warum stellt mir jeder diese Frage? Es stimmt, ich hätte bei SAP oder IBM mehr verdienen können als hier. Wesentlich mehr. Aber mir geht es nicht ums Geld. Ich will etwas erreichen, die Welt sicherer machen. Ich habe mich beim Bundesnachrichtendienst beworben, aber man hat mich trotz meiner hervorragenden Zeugnisse nicht genommen. Sind damit Ihre Fragen beantwortet? Ich arbeite nämlich gerade an einem wichtigen Projekt und habe jetzt eigentlich keine Zeit.«
    »Woran genau arbeiten Sie?«
    »Wie ich bereits sagte: Mustererkennung.«
    »Was genau tun Sie da?«
    »Ich programmiere Auswertungsalgorithmen.«
    »Wofür? Was wollen Sie auswerten?«
    »Chatprotokolle. Facebook-Profile. Twitternachrichten. Blogs.«
    »Wie bitte? Habe ich Sie gerade richtig verstanden – Sie überwachen die private Kommunikation im Internet? Gibt es dafür eine richterliche Anordnung?«
    »Hauptkommissar Eisenberg, auch wenn man mich nicht zum Studium an der Deutschen Hochschule für Polizei zugelassen hat, wäre ich jederzeit in der Lage, das Examen mit dem Notendurchschnitt 1,0 abzuschließen. Ich kenne sämtliche relevanten Rechtsvorschriften auswendig. Eine

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