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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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richterliche Anordnung ist erforderlich, wenn das Brief- oder Fernmeldegeheimnis gebrochen werden soll. Sie ist nicht notwendig etwa zum Zeitunglesen oder zur Auswertung anderer in der Öffentlichkeit zugänglicher Informationen.«
    »Das bedeutet, Sie analysieren nur Daten, die im Internet frei zugänglich sind?«
    »So ist es.«
    »Sie sprachen von Facebook. Muss man da nicht angemeldet sein, um Nachrichten anderer Nutzer lesen zu können?«
    »Ja. Doch da es keine Zugangsbeschränkungen gibt und die Anmeldung anonym erfolgt, ist dies gleichbedeutend mit einem öffentlichen Zugang. Selbstverständlich werten meine Bots nur solche Informationen aus, die von den Nutzern nicht als vertraulich oder nur für bestimmte Personen zugänglich gekennzeichnet wurden.«
    »Warum beruhigt mich das jetzt nicht?«
    »Herr Hauptkommissar, machen Sie sich keine Sorgen. Es ist ganz normal, dass jemand Ihres Alters die moderne Kommunikationstechnik nicht versteht. Ich mache nichts anderes als das, was Google auch macht. Vielen Menschen ist vielleicht nicht bewusst, wie viele Spuren sie im öffentlichen Raum des Internets hinterlassen. Aber das ändert nichts daran, dass es öffentlich ist, was sie tun, und jeder es lesen und auswerten kann.«
    »Haben Sie denn schon interessante Muster gefunden?«
    »Noch befindet sich meine Arbeit im frühen Entwicklungsstadium. Die Mustererkennungsalgorithmen sind längst nicht ausgereift. Außerdem benötigt diese Art der Auswertung sehr viel Rechenleistung, und wie ich schon sagte, wurde mein diesbezüglicher Investitionsantrag leider abgelehnt.«
    »Also haben Sie noch nichts erreicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich konnte Verhaltensmuster identifizieren, die mit hoher Signifikanz auf eine pädophile Neigung schließen lassen. Die Überprüfung einer Stichprobe hat gezeigt, dass mehr als dreißig Prozent der Personen, die dieses Muster zeigten, bereits wegen einschlägiger Delikte verurteilt wurden.«
    »Das heißt, Sie können mit einer Trefferquote von dreißig Prozent herausfinden, ob jemand ein Pädophiler ist, indem Sie ihn im Internet belauschen?«
    »Die Trefferquote liegt weit höher. Der Anteil der verurteilten Pädophilen an der Bevölkerung ist verschwindend gering. 0,0 0 041 Prozent, um genau zu sein. Dass der Anteil in meiner identifizierten Stichprobe so hoch ist, weist darauf hin, dass die übrigen noch nicht Verurteilten mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als siebenundneunzig Prozent ebenfalls Pädophile sind.«
    »Und trotzdem ist diese Erkenntnis nutzlos. Wir können schließlich nicht zu einem Richter gehen und die Identitätsfeststellung eines Mannes beantragen, nur weil dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Straftat begehen könnte .«
    Wissmann versteifte sich.
    »Diese Erkenntnis mag nicht zu direkten Verhaftungen führen. Aber sie ist nicht nutzlos ! Wenn unsere Gesetze nicht ausreichen, um einen wirksamen Schutz vor solchen Leuten zu bewirken, dann müssen sie eben geändert werden.«
    Eisenberg war froh, dass Wissmann mit seinen Kommunikationsproblemen nie Politiker werden würde.
    »Nun gut. Vielen Dank, Herr Wissmann.«
    Wissmann stand auf, ohne etwas zu erwidern, und verließ den Raum.
    Eisenberg seufzte. Das konnte ja heiter werden.

9.
    Nichts geschieht. Gar nichts. Du hast das Äußerste gewagt. Hast alle Tabus gebrochen. Doch es interessiert niemanden. Die Leute gucken lieber auf YouTube niedliche Kätzchen an oder sehen in Let’s play-Videos anderen beim Computerspielen zu, statt sich mit dem zu beschäftigen, was sie Wirklichkeit nennen – geschweige denn mit dem, was dahinter liegt.
    Du presst die Hände gegen den Kopf. Du kannst sie lachen hören. Oder ist es nur dein Atem, der von den Betonwänden widerhallt? Wie lange bist du jetzt schon hier unten? Du musst etwas essen. Du weißt, dass dein Körper – dein wahrer Körper – versorgt wird, doch das Hungergefühl, das dir ihre Magnetfelder einimpfen, ist übermächtig. Nein, so leicht wirst du es ihnen nicht machen. Du wirst dich nicht selbst aus dem Verkehr ziehen. Du erhebst dich. Deine Beine sind wackelig. Du schaffst es kaum, die Treppe hinaufzusteigen. Du hältst deinen Mund unter den Wasserhahn und trinkst. Warum tut es so gut?
    Es ist nichts mehr zu essen da außer einer Packung mit verschimmeltem Toast. Du gehst ins Bad. Deine Haare sind fettig. Du hast einen Dreitagebart, der dir möglicherweise stehen würde, wenn dein Gesicht nicht so eingefallen wäre, die Ränder unter den Augen

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