Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
Vom Netzwerk:
SEGI zu übernehmen, oder? Er weiß, dass er den Laden längst hätte dichtmachen sollen. Aber er traut sich nicht. Sähe politisch nicht so toll aus. Also sucht er einen Dummen, der für ihn so tut, als sei das damals eine gute Idee gewesen. Glauben Sie mir, Sie werden damit keinen Spaß haben. Da haben sich schon andere die Zähne dran ausgebissen. Sie wären der Vierte, der es versucht. Der Letzte hat gerade drei Monate ausgehalten. Auch wenn Sie sicher einen guten Grund haben, sich aus Hamburg wegbefördern zu lassen – suchen Sie sich was anderes!«
    Eisenberg schwieg einen Moment. Nachdem er seinen Ärger wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, beschloss er, sich auf die Fakten zu konzentrieren und sich von Varnholts unverschämter Art nicht irritieren zu lassen.
    »Was genau ist Ihre Aufgabe in der SEGI?«
    »Aufgabe? Als wenn wir eine Aufgabe hätten! Die ganze Idee der präventiven Aufklärung war von vornherein Unfug. Kayser hat das gewusst, er ist ja nicht blöd. Aber er hat natürlich trotzdem mitgespielt. Seitdem bietet er uns bei den anderen Abteilungen wie Sauerbier an. Ermittlungsunterstützung im Internet. Aber natürlich will keiner was mit uns zu tun haben. Wenn dann doch mal was kommt, drängt sich Klausen auf. Ich lass ihn machen. Bringt ja nichts, wenn ich ihm permanent seine eigene Unfähigkeit vor Augen führe.«
    »Das heißt, Sie haben praktisch keine Aufgabe?«
    »Das haben Sie messerscharf kombiniert, Herr Hauptkommissar.«
    »Und deshalb spielen Sie den ganzen Tag Computerspiele?«
    »Deshalb tue ich das, was ich am besten kann: Ich ermittle verdeckt.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Schon mal was von World of Wizardry gehört?«
    »Ist das ein Computerspiel?«
    »Das ist ein MMORPG. Massive Multiplayer Online Roleplaying Game. Weltweit über fünfzig Millionen Spieler, in Deutschland gut sieben Millionen. Umsatz mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Die Firma hat übrigens ihren Sitz hier in Berlin.«
    »Aha.«
    »Ich kläre dort Verbrechen auf.«
    »Wie bitte? Sie klären Verbrechen in einem Computerspiel auf?«
    »Wissen Sie, wie die Firma Snowdrift Games, die das Spiel entwickelt hat, ihr Geld verdient?«
    »Nein.«
    »Das Spiel an sich ist kostenlos. Aber man kann in speziellen Shops Waffen und Ausrüstung kaufen, Zauberschwerter zum Beispiel. Und zwar für Goldflorin, die Währung des Spiels. Diese Währung wiederum kann man bei Snowdrift kaufen – für echte Euros, versteht sich. Das heißt, jeder Gegenstand im Spiel hat auch einen Wert in Echtgeld. Meist nur ein paar Cent, aber das können auch schnell mal hundert Euro und mehr sein.«
    »Sie wollen mir ernsthaft erzählen, dass Computerspieler nicht existierende Schwerter für echtes Geld kaufen?«
    »Ich will Ihnen gar nichts erzählen. Sie haben mich danach gefragt, was ich tue. Ich berichte bloß Fakten. Im Übrigen ist das, wie gesagt, ein Milliardenmarkt.«
    »Und wie klären Sie dabei Verbrechen auf?«
    »Es gibt in diesem Spiel Kriminalität, Herr Hauptkommissar. Und zwar organisierte. Banden überfallen gezielt unerfahrene Spieler und rauben sie aus. Die erbeuteten Gegenstände verkaufen sie auf dem Schwarzmarkt.«
    Eisenberg sah Varnholt an. Er wusste einen Moment lang nicht, ob er laut lachen sollte.
    »Sie klären Verbrechen in einem Computerspiel auf?«
    »Ja, genau. Vergessen Sie nicht, dass es dabei um Beute geht, die gegen echtes Geld eingetauscht werden kann. Es handelt sich also um realen Diebstahl.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen!«
    Varnholts Miene blieb unbewegt.
    »Ich beantworte nur Ihre Frage.«
    »Und was machen Sie mit den Räubern, wenn Sie sie aufgespürt haben? Verhaften Sie sie?«
    »Ich töte sie. Virtuell natürlich.«
    »Ohne Gerichtsverhandlung? Ohne Recht auf Verteidigung?«
    »Die Diebe erwische ich in der Regel in flagranti. Die Beute gebe ich den rechtmäßigen Besitzern zurück, sofern die sich ermitteln lassen. Ansonsten spende ich sie einer Organisation, die sich speziell um unerfahrene Spieler kümmert und ihnen hilft. Und der Tod ist in World of Wizardry nur eine vorübergehende Beeinträchtigung. Die Strafe ist also eher zu milde als zu hart.«
    »Haben Sie von irgendjemandem offiziell den Auftrag erhalten, so etwas zu tun?«
    »Nein. Ich versuche lediglich, für das Geld, das mir das Land Berlin monatlich bezahlt, irgendetwas Sinnvolles zu tun, um die Sicherheit unserer Bürger zu schützen. Sollte jemand einen anderen Auftrag für mich haben, erledige ich

Weitere Kostenlose Bücher