Delete: Thriller (German Edition)
hatte. Er passte außerdem perfekt zu meinem bevorzugten Kampfstil und der Waffensammlung meiner Figur. Wollen Sie mir erzählen, dass das Zufall war?«
McFarren zog die Stirn kraus.
»Einen Seelendolch aus Schwarzdiamant? Dann spielen Sie wohl schon eine ganze Weile.«
Eisenberg fühlte sich wie im falschen Film. Er hatte keine Ahnung, worauf Varnholt hinauswollte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Dialog stumm zu verfolgen.
»Ich wollte Ihnen lediglich verdeutlichen, dass ich mich in Ihrem Spiel recht gut auskenne. Und ich verstehe genug von Programmierung, um zu wissen, mit welchen Techniken Sie arbeiten. Sie optimieren Ihren Umsatz, indem das Spiel auf jeden Spieler individuell reagiert. Das betrifft sowohl die Monster, denen man begegnet, als auch die Ausrüstung und Upgrades, die einem im Spiel angeboten werden. Goraya ist eine Welt, die sich dem Spieler anschmiegt wie ein Handschuh.«
McFarren hob die Hände.
»Also schön. Sie haben unser Prinzip durchschaut. Wir versuchen, jedem Spieler ein optimales Spielerlebnis zu bieten, das individuell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Das ist doch wohl hoffentlich nicht illegal.«
»Natürlich nicht. Aber um das tun zu können, brauchen Sie Daten. Sehr viele Daten. Ich frage noch einmal: Ist es korrekt, dass Sie sämtliche Bewegungen und Dialoge Ihrer Spieler aufzeichnen, um sie mithilfe eines neuronalen Netzes zu analysieren?«
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen die Funktionsweise unserer Systeme offenlegen kann«, erwiderte McFarren. »Dabei geht es um streng vertrauliche Techniken. Unsere Firma ist börsennotiert, wie Sie wissen. Ich kann nicht zulassen, dass unser wichtigstes Kapital, unser Know-how, offengelegt wird.«
»Beantworten Sie bitte einfach nur die Frage«, sagte Eisenberg.
»Also schön. Ja, wir zeichnen sämtliche Bewegungsdaten auf. Vollkommen anonym natürlich und im Einklang mit den Datenschutzbestimmungen. Aber das ist eine vertrauliche Information. Ich sage Ihnen das nur im Interesse einer Unterstützung Ihrer Ermittlungsarbeiten. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie Ihnen das helfen kann.«
»Wir möchten, dass Sie uns Zugriff auf diese Daten geben«, sagte Varnholt. »Genau gesagt möchten wir ganz bestimmte Spielsituationen nachvollziehen.«
»Wie bitte?«, fragte McFarren.
»Wir möchten, dass Sie uns zeigen, was zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort in Goraya geschah.«
»Ich … ich weiß nicht, ob das möglich ist«, sagte McFarren. Er wirkte misstrauisch. »Ich kann gerne nach unserem Gespräch unsere Programmierer konsultieren …«
»Mr McFarren, Ihre Masterarbeit über Künstliche Intelligenz an der Universität Edinburgh dürfte Sie durchaus in die Lage versetzen, die technische Machbarkeit zu beurteilen. Sie und ich wissen ganz genau, dass das möglich ist. Wir sind nicht hier, um Ihren Umgang mit Spielerdaten zu hinterfragen. Wir sind hier, um ein mögliches Verbrechen aufzuklären. Sie würden uns dabei sehr helfen, wenn Sie meine Bitte erfüllen.«
McFarren grinste und hob die Hände, wie um sich zu ergeben.
»Also schön. Sie haben Ihre Hausaufgaben wirklich gemacht, Herr Varnholt. Und Sie haben eine Menge technisches Wissen. Falls es Ihnen irgendwann beim LKA zu langweilig werden sollte oder man Ihnen dort zu wenig zahlt …«
»Danke, aber ich komme schon zurecht.«
McFarren öffnete die Tür.
»Lisa, kannst du bitte mal Olaf herbitten? Die Herren von der Polizei brauchen seine Hilfe.«
Kurz darauf erschien ein drahtiger, knapp zwei Meter großer Mann Anfang vierzig. Er stellte sich als Olaf Hagen vor und war der Technikvorstand der Firma, auch wenn er mit seinen zerschlissenen Jeans, dem fleckigen T-Shirt und den abgelaufenen Turnschuhen nicht wie der Vorstand einer börsennotierten Aktiengesellschaft gekleidet war. McFarren erklärte ihm, was Varnholt verlangte. Hagen runzelte die Stirn.
»Haben sie eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben?«
McFarren schüttelte den Kopf.
»Die Herren sind von der Kripo. Ich denke, da können wir uns auf ihre Vertraulichkeit verlassen.«
»Sofern eine Veröffentlichung nicht aus dienstlichen Gründen angezeigt ist«, bestätigte Eisenberg.
»Wie du meinst. Kommen Sie bitte mit!«
Hagens Büro wirkte noch spartanischer als das von McFarren. Sein mindestens zweieinhalb Meter breiter Schreibtisch war bis auf einen riesigen Monitor und eine Tastatur leer. Er setzte sich und klickte mit der Maus auf ein Icon. Eisenberg und Varnholt zogen
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