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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Spieler lassen ihre Figuren zum Beispiel längere Strecken wandern und greifen nur ein, wenn die Figur auf einen Gegner trifft oder so.«
    »Und nach der Szene, die wir gerade gesehen haben, erfolgte keine Spielerinteraktion mehr?«
    »Nein. Danach hat er sich auch nicht mehr eingeloggt.«
    »Können Sie bitte für jemanden, der nicht den ganzen Tag solche Spiele spielt, erklären, was da gerade passiert ist?«, bat Eisenberg.
    Varnholt antwortete anstelle des Technikchefs.
    »Das war ein sogenannter Raid, ein Überfall auf eine andere Spielergruppe. So was ist ganz normal. Die Angreifer gehörten zur Gilde des Weißen Baums, die anderen zur Feuergilde, die mit dem Weißen Baum verfeindet ist.«
    Hagen zog eine Augenbraue hoch, offensichtlich verwundert, dass ein Polizist so viel über sein Spiel wusste.
    »Ich meinte speziell Gehlerts Verhalten, der diesen ShirKhan spielte. Ist so was wirklich so ungewöhnlich?«
    »Es kommt durchaus vor, dass ein Spieler aus einem Kampf ausschert«, sagte Hagen. »Manchmal fallen einem sogar die eigenen Mitspieler in den Rücken, weil sie vom Gegner bestochen wurden. Wie im richtigen Leben.« Er grinste, wurde jedoch wieder ernst, als er merkte, dass die Polizisten nicht lachten.
    Eisenberg zeigte auf das Chatfenster. »Und was bedeutet das hier? ›Welt am Draht! Alles ist wahr!‹ Ist das eine Art Code oder so?«
    Hagen zuckte mit den Schultern.
    »Weiß nicht. Aus unserem Spiel stammt es nicht.«
    »›Welt am Draht‹ … irgendwas klingelt da bei mir«, sagte Varnholt. Er verzog nachdenklich das Gesicht. Nach einem Augenblick wandte er sich an Hagen. »Können Sie das bitte mal googeln?«
    Der Technikchef öffnete ein Browserfenster auf einem der anderen Monitore. Er tippte die Worte in die Suchmaschine ein. Als oberster Treffer erschien ein Wikipedia-Artikel.
    » Die Matrix! «, rief Varnholt aus.
    Eisenberg sah ihn verständnislos an.
    »Wie bitte?«
    »Jetzt weiß ich wieder, woher ich den Begriff kannte. ›Welt am Draht‹ ist ein Film aus den Siebzigerjahren, der die Wachowskis inspiriert haben soll. Oder vielleicht die Romanvorlage, nach der er gedreht wurde.«
    »Wen?«
    »Die Macher des Kultfilms Die Matrix . Nie davon gehört?«
    »Ich gehe nicht so oft ins Kino«, sagte Eisenberg.
    »Darin geht es darum, dass die Welt, in der wir leben, nur eine Computersimulation ist«, erklärte Varnholt.
    »Genau wie in Welt am Draht «, sagte Hagen und zeigte auf den Wikipedia-Artikel.
    »Und was soll das bedeuten?«
    »Es ist vielleicht ein Insidergag«, meinte Hagen.
    »Inwiefern?«
    »Der Spieler wollte vielleicht andeuten, dass seine Spielfigur herausgefunden hat, dass Goraya nur eine Computersimulation ist.«
    »Sie meinen, das war eine Art Witz?«
    »Schon möglich. Die Leute in unserem Spiel kommen auf alle möglichen schrägen Ideen. Als wir ein paar Spielregeln geändert haben, hatten wir mal eine große Demonstration, bei der sich die teilnehmenden Spieler nackt ausgezogen haben. Ihre Spielfiguren meine ich natürlich.«
    »Und dann ist er plötzlich spurlos verschwunden?«, fragte Eisenberg. »Könnte das auch Teil dieses Scherzes sein?«
    »Spurlos verschwunden?«, fragte Hagen. »Dann ist er einer der Spieler, um die es in den Foren so viel Aufregung gibt?«
    »Ja.«
    »Da ist also wirklich was dran? Ich hab gedacht, dass sei nur so ein typisches Foren-Mem.«
    »Ein was?«
    »Ein Mem nennt man eine Geschichte oder Idee, die sich im Internet rasend schnell verbreitet und dabei mutiert, ähnlich wie ein Virus in der Realität. Verschwörungstheorien zum Beispiel. Die meisten Meme haben mit der Realität nichts zu tun.«
    Eisenberg wandte sich zu Varnholt um. Der Hacker war bleich. Er starrte mit großen Augen auf den Monitor.
    »Was ist? Haben Sie etwas herausgefunden?«
    Varnholt sah ihn einen Moment lang verständnislos an, als wisse er nicht genau, warum er hier war.
    »Nein.«
    »Was denken Sie? Glauben Sie auch, dass das mit der ›Welt am Draht‹ ein Scherz war?«
    Varnholt schüttelte den Kopf.
    »Ich … weiß nicht«, sagte er nur.
    »Was ist mit den anderen? Können wir die auch lokalisieren?«
    »Nicht so leicht. Wir wissen weder die Screennamen, noch wo die Spielfigur war, als der Spieler sich zuletzt eingeloggt hatte.«
    »Können Sie das rausfinden, wenn wir Ihnen Namen und Anschrift geben, Herr Hagen?«
    »Eigentlich darf ich das nicht. Die Verknüpfung der Screennamen mit den Klarnamen der Spieler unterliegt bei uns besonderen Datenschutzvorschriften.

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