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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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zwei Stühle heran und sahen ihm über die Schulter.
    »Wir haben hier ein experimentelles Programm, das wir zum Bugfixing benutzen.« Er sah Eisenberg an. »Zur Identifikation und Behebung von Softwarefehlern. Damit kann man im Prinzip jedes beliebige Spielereignis aus der Perspektive eines Spielers ansehen. Möchten Sie etwas Bestimmtes sehen?«
    Varnholt sah auf seinen Zettel. »Nebelpass, 12. Dragh im Jahr 3227.«
    Hagen tippte ein paar Daten in eine Eingabemaske. Es dauere eine Weile, bis das System die entsprechenden Daten aus dem robotergesteuerten Speichersystem geholt hatte, erklärte er, während sie warteten. Schließlich erschien eine Art Landkarte auf dem Bildschirm.
    »Können Sie eine bestimmte Spielfigur lokalisieren?«, fragte Varnholt.
    Hagen nickte.
    »Haben Sie den Screennamen?«
    »ShirKhan.«
    Er tippte es ein. Der Monitor zeigte nun eine Szene von schräg oben. Eine Gruppe Fantasiegestalten wanderte durch eine bewaldete Landschaft. Über den Spielern waren die Namen angezeigt. ShirKhan befand sich in der Mitte des Bildschirms. Gothicflower, die Spielfigur von Mina Hinrichsen, war in seiner Nähe.
    Sie beobachteten eine Weile, wie die Gruppe durch die Wildnis stapfte. Die Kamera folgte ihnen träge.
    »Können Sie etwas vorspulen?«, fragte Varnholt.
    »Ich kann die Zeit schneller laufen lassen, wenn Sie wollen«, bestätigte Hagen. Er klickte mit der Maus, und die Szene lief nun im Zeitraffer ab. Plötzlich entstand eine Art Tumult, als die Gruppe auf eine andere Gruppe traf. Blitze und Explosionen zuckten.
    »Stopp!«, sagte Varnholt.
    Hagen drückte eine Taste. Das Bild fror ein.
    »Etwas zurück, bitte.«
    Die Figuren liefen rückwärts, bis die feindliche Gruppe aus dem Blickfeld verschwand.
    »So, jetzt noch mal in Normalgeschwindigkeit, bitte. Ach ja, können Sie das Chatfenster einblenden?«
    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Hagen. »Normalerweise ist das Chatfenster deaktiviert, wenn wir dieses Tool nutzen. Wir wollen unsere Spieler schließlich nicht belauschen.«
    »Ja, es ist nötig«, sagte Eisenberg, dem dieses Vertraulichkeitsgetue auf die Nerven ging. Es war offensichtlich, dass sich die Firma kein bisschen um Datenschutz scherte, sobald niemand mehr zusah.
    »Also schön.« Ein Fenster erschien am Bildschirmrand, in dem die Dialoge der Spielfiguren angezeigt wurden.
    Tristanleaf: Ready, group?
    Aufmischmaschine: Ready
    ShirKhan: OK
    Gothicflower: Ready
    Dernik92: Let’s go
    Leobrine: Rdy
    Tristanleaf: Alright, then. No AFK until battle is over. For the White Tree! ATTACK!
    Die Gruppe stürmte auf die Lichtung, wo sie auf ihren Gegner traf. Eine Weile tobte die Schlacht. Dann scherte die Figur namens ShirKhan plötzlich aus dem Kampfgeschehen aus. Im Chatfenster erschien ein neuer Text:
    ShirKhan: O mein Gott, es ist wahr!
    Die Figur lief am Rand des Schlachtfelds herum, als suche sie etwas.
    ShirKhan: Es ist alles wahr!
    Die grünliche Figur namens Gothicflower tötete ihren Gegner mit einem Axthieb und hielt inne. Weitere Zeilen erschienen im Chatfenster:
    Gothicflower: Was soll das jetzt, ShirKhan? Hilf uns, verdammt, oder die wipen uns!
    ShirKhan: Welt am Draht! Alles ist wahr!
    Tristanleaf: Stop talking and fight, stupid Germans!
    Eine gegnerische Figur mit einem schillernden Mantel, vermutlich eine Art Zauberer, fuchtelte mit den Armen. Es gab eine Explosion mit einer Menge Qualm. Ein furchterregendes, orangerot glühendes Wesen trat aus dem Rauch hervor und stürzte sich auf Gothicflower, die sich verzweifelt wehrte.
    Tristanleaf: RETREAT!
    Gothicflower: Can’t! Need help!
    Die übrigen Mitglieder aus Gothicflowers Gruppe flohen. Es dauerte nicht lange, bis die grüne Figur zu Boden sank. ShirKhan stand einfach nur reglos daneben.
    »Können Sie den Onlinestatus des Spielers der Figur ShirKhan sehen?«
    »Sie meinen, damals in der Spielszene oder jetzt in diesem Moment?«
    »Ich meine damals, vor allem in der Zeit nach dieser Szene.«
    »Warten Sie.« Die Spielszene verschwand, stattdessen erschienen Tabellen und Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm. »Der Spieler war nach dieser Szene noch vierundzwanzig Stunden lang online. Dann hat das Spiel automatisch die Verbindung gekappt, weil keine Spielerinteraktion erfolgte.«
    »Vierundzwanzig Stunden?«, fragte Eisenberg. »Ist das nicht ein bisschen lang für ein Computerspiel?«
    »Wenn ein Spieler online ist, heißt das nicht unbedingt, dass er die ganze Zeit vor dem Bildschirm sitzen muss«, sagte Hagen. »Manche

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