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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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ihm über die Schulter. Er erkannte den Schauspieler Klaus Löwitsch, der in Eisenbergs Jugend ein deutscher Kinostar gewesen war.
    »Was ist das?«
    Varnholt setzte die Kopfhörer ab.
    » Welt am Draht. «
    Eisenberg zog seinen Schreibtischstuhl heran und setzte sich neben Varnholt. Kurz darauf gesellten sich auch Klausen und Morani hinzu.
    Die langen Kameraeinstellungen wirkten für Eisenbergs von heutigen Fernsehbildern geprägte Sehgewohnheiten seltsam träge. Computer mit Magnetbändern und blinkenden Lichtern wie aus der Frühzeit von Raumschiff Enterprise und die pseudofuturistische Dekoration im knalligen Siebzigerjahre-Stil gaben den Szenen etwas Anachronistisches. Die Dialoge wirkten oft hölzern. Dennoch übte der Film eine eigentümliche Faszination aus.
    Offenbar ging es um eine Marktforschungsfirma, die eine künstliche Welt im Computer erschaffen hatte. Der Protagonist arbeitete in dieser Firma. Sein Chef, der technische Leiter, war durch einen angeblichen Unfall ums Leben gekommen. Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass auch die Welt, in der die Hauptfigur lebte, nur eine Simulation war.
    Die Handlung zog sich in die Länge. Sie unterbrachen den Film für eine kurze Mittagspause in der Kantine.
    »Glauben Sie, dass jemand versucht haben könnte, die Handlung des Films nachzustellen?«, fragte Eisenberg während des Essens.
    »Warum sollte jemand das tun?«, wollte Klausen wissen.
    »Keine Ahnung. Aber die Parallelen zu den Verschwundenen sind offensichtlich. Erinnern Sie sich an die Szene auf der Party, wo der Sicherheitschef plötzlich spurlos verschwindet!«
    »In den Dialogprotokollen aus dem Spiel stand etwas von ›Simulacron‹«, warf Morani ein. »Hat das auch was damit zu tun?«
    » Simulacron-3 ist die Romanvorlage des Films«, erklärte Varnholt, der immer noch schweigsam wirkte, so als sei ihm etwas auf den Magen geschlagen. »Ich hab es noch nicht gelesen, aber laut Wikipedia hat sich der Regisseur ziemlich eng daran orientiert. Es ist also relativ egal, ob die Vermissten das Buch gelesen oder den Film gesehen haben.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, sagte Klausen. »Wieso verschwinden vier Menschen, nachdem sie denselben Film gesehen beziehungsweise das dazugehörige Buch gelesen haben?«
    »Sie sind nicht verschwunden, nachdem sie den Film gesehen haben«, korrigierte Varnholt. »Sie sind verschwunden, nachdem sie darüber gesprochen haben.«
    »Du meinst gechattet.«
    »Ja, gechattet, Schlaumeier.«
    »Und was soll das nun bedeuten?«
    »Wenn ich dir das sagen würde, müsste ich mir bloß wieder einen bescheuerten Spruch anhören, und da hab ich jetzt echt keinen Bock drauf.«
    »Das sagst du bloß, weil du selber keine Ahnung hast.«
    »Ja, genau.«
    Varnholt wandte sich demonstrativ seinem Essen zu – Kassler mit Sauerkraut und Kartoffelpüree.
    »Du glaubst, sie sind gelöscht worden«, sagte Morani unvermittelt.
    Varnholt, der gerade die Gabel zum Mund führte, hielt mitten in der Bewegung inne und starrte sie an.
    »Gelöscht? Wie, gelöscht?«, fragte Klausen. Dann schien er zu begreifen. »Du denkst echt, die Welt ist nicht real? Irgendwer hat auf einen Knopf gedrückt, und, schwups, weg waren sie?« Er nahm eine Gabel voll Kartoffelpüree und hielt sie in die Luft. »Das würde ja bedeuten, ich esse etwas, das es gar nicht gibt.« Er schob das Püree in den Mund. »Mensch, Varnholt, ich glaube, du hast recht! Das schmeckt wirklich nach gar nichts!«
    »Mir ist der Appetit vergangen«, sagte Varnholt, stand auf und brachte sein Tablett zur Rückgabe.
    Eisenberg folgte ihm.
    »Halten Sie das wirklich für denkbar?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Varnholt. Es war offensichtlich, dass er nicht darüber reden wollte.
    Sie setzten die Videovorführung nicht fort. Das war auch nicht nötig. Der Zusammenhang war eindeutig. Doch Eisenberg hatte immer noch keine Ahnung, welchen Reim er sich darauf machen sollte.
    »Bitte versuchen Sie noch einmal, Frau Hinrichsen zu erreichen«, wies er Klausen an.
    Doch die junge Zeugin blieb unerreichbar.
    Eisenberg bekam ein mulmiges Gefühl. Zum ersten Mal in seiner Polizeilaufbahn hatte er den Eindruck, es mit etwas völlig Neuem, Unbegreiflichem zu tun zu haben. Es gab weder einen Täter noch ein Motiv, nicht einmal konkrete Hinweise auf eine Tat. Und doch hatte er das starke Gefühl, dass etwas Übles geschehen war – und vielleicht immer noch geschah.
    »Wir fahren zu ihr«, entschied er am späten Nachmittag, nachdem sie

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