Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
Vom Netzwerk:
formuliert, und ich habe mich immer daran gehalten. › Meine ganze Religion ist: Tu deine Pflicht und erwarte keine Belohnung dafür, weder in dieser noch in einer anderen Welt‹ . «
    Eisenberg schluckte den Kloß in seiner Kehle herunter.
    »Welche Erklärung hast du dann?«
    »Wenn es so aussieht, als seien fünf Menschen von irgendwelchen höheren Wesen gelöscht worden, und es keine andere plausible Erklärung für ihr Verschwinden zu geben scheint, wenn wir aber gleichzeitig ausschließen, dass sie tatsächlich gelöscht wurden, dann folgt daraus, dass jemand die ganze Geschichte inszeniert hat. Jemand, der will, dass wir glauben, dass diese Menschen gelöscht wurden.«
    »Ja, aber wer? Und warum?«
    »Wenn es kein missratener Werbegag ist, dann fällt mir nur das Motiv ›wahnsinniger Serienkiller‹ ein. Ich gebe zu, besonders plausibel ist das nicht. Auch wenn es im Fernsehen von denen nur so wimmelt, bin ich in all meinen Jahren als Richter nie einem begegnet.«
    Eisenberg nickte.
    »Ich auch nicht.«
    »Andererseits, bloß weil es unwahrscheinlich ist, heißt es nicht, dass es nicht wahr sein kann. Denk an Anders Breivik!«
    »Aber Breivik war doch angeblich zurechnungsfähig.«
    »Glaubst du das etwa? Jemand, der siebenundsiebzig Unschuldige umbringt, weil er Europa vor dem Islam schützen will? Der Staatsanwalt hatte auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert. Die Richter haben anders geurteilt, aufgrund erheblichen politischen Drucks, wie ich vermute. Die Menschen brauchen nun mal einen Schuldigen, wenn eine solche Katastrophe passiert. Ich glaube, ich hätte auch gewollt, dass er ins Gefängnis kommt. Und es ist verdammt schwer zu beurteilen, ob jemand straffähig ist, das weiß ich aus eigener Erfahrung.«
    »Also schön, nehmen wir an, wir haben es mit einem Wahnsinnigen zu tun. Was könnte sein Motiv sein? Glaubst du, er hält sich selbst für den Schöpfer der Welt?«
    »Möglich. Auf jeden Fall hält er die Welt für künstlich, davon ist wohl auszugehen.«
    »Und du glaubst, er könnte die fünf Leute umgebracht haben?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich versuche nur, aus deinen Fakten einen möglichen Zusammenhang zu konstruieren.«
    »Etwas passt an dieser Theorie noch nicht. Nehmen wir an, es gibt einen Verrückten, der Leute umbringt, bloß weil sie über ein bestimmtes Buch reden. Wie hat er das so schnell mitbekommen? Die Protokolle dieser Firma zeigen, dass die Leute mitten im Gespräch aufgehört haben, zu spielen. Danach wurden sie nicht mehr gesehen.«
    »Die protokollieren also alles, was du in dieser künstlichen Spielwelt tust, ja? Ein Grund mehr, Computern nicht zu vertrauen. Diese verdammten Maschinen überwachen jede unserer Bewegungen! Ein Traum für die Polizei, ein Albtraum für jeden, der an die Freiheit glaubt. Irgendwann brauchen sie keine Richter mehr. Dann musst du bloß noch eine Maschine fragen, wer wann was getan hat und ob er schuldig ist oder nicht.«
    »Vielleicht hast du recht. Aber im Augenblick bin ich ganz froh, dass wir diese Protokolle haben. Sie sind unsere einzige Spur.«
    »Während meiner aktiven Zeit hatten wir das alles noch nicht, Internet, E-Mail und so. Aber ich habe mich schon damals lieber auf die Aussage eines Menschen verlassen als auf etwas, das aus einem Apparat kommt. Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem eine Telex-Nachricht eine zentrale Rolle spielte. Das muss in den Siebzigern gewesen sein. Später stellte sich heraus, dass diese Nachricht gefälscht war. Das ist das Problem: Maschinen wissen nicht, ob sie lügen.«
    »Du meinst, diese Protokolle könnten gefälscht sein?« Eisenberg begriff plötzlich, dass es noch eine andere Möglichkeit gab. »O Gott!«
    »Was ist?«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, was passiert ist, auch wenn ich noch nicht weiß, warum.«
    »Und was ist passiert?«
    »Gehen wir davon aus, dass es tatsächlich einen Mörder gibt. Er kundschaftet seine Opfer aus. Wahrscheinlich nutzt er das Spiel dafür. Irgendwie findet er heraus, wo sie wohnen. Er besucht sie zu Hause, genau in dem Moment, in dem sie dieses Spiel spielen.«
    »Woher weiß er das?«
    »Er spielt es selbst. Er kann sehen, ob sein Opfer gerade online ist.«
    »Aber er kann es doch nicht gleichzeitig spielen und das Opfer aufsuchen.«
    »Doch. Heutzutage laufen diese Spiele sogar auf Smartphones. Oder er hat einen Laptop dabei. Er klingelt also unter einem Vorwand an der Tür, bringt sein Opfer um und übernimmt dann für einen kurzen Moment dessen

Weitere Kostenlose Bücher