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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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Wort hat so viele Bedeutungen. Und jede dieser Bedeutungen hat sich im Lauf der Zeit verändert. Und jedes Mal wurde die vorhergehende Bedeutung verzerrt.
    Mein erstes, mein wahres Zuhause war unter meinem Kinderbett, wo ich all meine Schätze aufbewahrte. Ich erinnere mich noch ganz genau daran. An die kaputte Puppe mit dem blonden Haar und der glitzernden Krone, an den Geruch ihrer Plastikfinger. Und an den Klang, den das rosa Schmuckkästchen beim Öffnen machte. Darin waren der Puppenschmuck und mein Zahn, den die Zahnfee verloren hatte, als sie hinausgeschlichen war. Unter dem lila Samtkissen im Schmuckkästchen lag der Kaugummi, der immer noch leicht süß schmeckte, sooft ich ihn auch kaute. Und auf der anderen Seite meines Kinderbetts hing ein Bild meiner Mutter, die mit ihrem riesigen Bauch wie eine Königin aussah.
    Mein nächstes Zuhause wurde das blaue Zelt, das Papa für mich im Keller aufstellte. »Leinen und Seile«, sagte er, »das passt viel besser zu meiner kleinen Kämpferin.« In meiner Fantasie stand das Zelt auf einer Insel in einem Fluss, in dem Piranhas schwammen; man konnte es nur über ein wackeliges Brett erreichen, das ich auf einen Schuhkarton gelegt hatte. Am Zelt bewahrte ich eine Fackel, eine Angel und einen Notvorrat Plastiknahrung auf. Es war wahnsinnig aufregend.

    Ich erzählte es Papa nie, aber manchmal vermisste ich mein Geheimversteck unter dem Bett. Ich sorgte mich um die verwaiste Puppe und fragte mich, ob die Zahnfee nach dem verlorenen Zahn suchen würde.
    Als ich älter wurde und der Sternenstaub verblasste, schrumpfte mein Zuhause auf unser schlichtes, altes Haus mit seinem schlichten, alten Garten zusammen. Zuhause, das waren die unordentlichen Kleider auf dem Bett, die unordentlichen Schuhberge in der Diele, Mas, Papas und mein unordentliches Leben. Vom verzauberten Zuhause der Kindheit war nichts geblieben. Es war nur ein unordentlicher, lauter Ort mit Menschen, die einander liebten, miteinander stritten und sich gegenseitig in den Wahnsinn trieben.
    Und jetzt ist mein Zuhause nicht einmal mehr das. Sondern eine saubere, seelenlose Wohnung im vierten Stock eines Wohnblocks namens Roshini.
    Zuhause. Ich frage mich, ob das Wort überhaupt irgendeine Bedeutung hat.
    Für Ma auf jeden Fall. Noch bevor das Taxi anhält, reißt sie die Tür auf und springt Major Madhok entgegen, der in der Eingangshalle auf uns wartet. Sie erzählt ihm, dass die Umzugshelfer und der Laster mit unseren neu gekauften Möbeln jeden Moment eintreffen werden.
    »Wir konnten die Wohnung pünktlich zu Ihrem Einzug renovieren«, erzählt Major Madhok meiner Mutter gerade, als ich dazukomme. Sein Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass das eine große Leistung war. Die
Ringe unter seinen Augen zeugen davon, wie wenig Schlaf er bekommen hat.
    »Ich wusste, Sie würden das schaffen«, sagt Ma.
    Ich hatte schon wieder vergessen, wie stark die Sonne hier ist, nach der die Wohnanlage benannt ist. Als wir aus dem Fahrstuhl treten, schlägt sie mir förmlich ins Gesicht. Sie durchdringt die Wohnung, in die Major Madhok uns führt, kriecht meine Beine hoch und malt sie brennend golden an. Man könnte das für einen wunderbaren Willkommengruß halten, aber ich habe das unbändige Bedürfnis, auf der Stelle kehrtzumachen.
    »Hier sind wir also.«
    Ma sieht sich mit großen Augen um. Die Wände sind in goldenes Licht getaucht, die Böden in sanftem Weiß gehalten. Von den Fenstern aus sieht man die sonnengefleckten Baumwipfel. Zärtlich streift ihr Blick umher. Sie steht in der Mitte des Zimmers und scheint das Licht einzuatmen.
    »Ich habe ja gesagt, dass es perfekt ist, oder, Ann?«
    Ich schließe die Augen, das Licht ist einfach zu grell. »Perfekt«, stimme ich zu.
    Ich suche mir das mittlere der drei Schlafzimmer aus. Es liegt auf der gleichen Seite wie Mas Zimmer. Es gefällt mir, weil es klein ist, weiße Wände und weiße Türen hat und weil das zugehörige kleine Badezimmer schlichte weiße Kacheln hat. Von dem großen Fenster aus blicke ich auf einen einzelnen Baum, bilde mir aber ein, ihn ohne Probleme ignorieren zu können. Ich drehe dem
Fenster und dem goldenen Morgenlicht den Rücken zu und zerre meinen Koffer langsam über den Boden.
    Die Leute von der Umzugsfirma haben ein Bett ans Fenster gestellt, dazu einen passenden Nachttisch, einen Schminktisch und einen kleinen Schreibtisch. Ich wuchte meinen Koffer auf den Tisch, setze mich auf die Matratze und ziehe die Schuhe aus. Unter meinen nackten

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