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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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hervorholte. Sie packte einen brandneuen Laptop aus. Ich betrachtete ihn mit großen Augen: Er war offensichtlich mit dem neuesten Schnickschnack ausgestattet.
    »Oh Mann« , sagte ich.
    Sie wurde rot. »Tante Isha hat darauf bestanden. Sie sagte, er sei –«
    »Er ist toll! Ich kann es kaum erwarten, ihn dir einzurichten! «
    »Das hat Tante Isha schon gemacht.«
    »Ach ja? Dann zeige ich dir, wie man –«
    »Keine Sorge. Tante Isha sagt, sie wird mich zu einem Computerkurs an der NIIT schicken. So lerne ich es gleich richtig.«
    »Ein Computerkurs?«
    »Ja«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Ich mache einen Computerkurs. Vielleicht werde ich irgendwann Informatikerin.«
    »Hmm.«
    »Aber das ist ein schöner Beruf, Ani! Vielleicht kann ich sogar nach Amerika gehen!«
    »Amerika?«
    »Das ist doch ein gutes Land, oder?«

    Ich lächelte. »Immerhin gibt es dort den besten Käsekuchen der Welt.«
    Sie runzelte die Stirn und wendete sich wieder ihren Büchern zu. Mit einer Konzentrationsfähigkeit, wie sie wenigen Menschen gegeben ist, versenkte sie sich schnell tiefer und tiefer in ihre Arbeit. Ich staunte. Ich kannte nur eine andere Person, die sich so in ihre Arbeit vertiefen und sie genießen konnte, und ich hoffte, dass sich diese andere Person inzwischen auf dem Heimweg vom Büro befand. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, genoss den Moment, den kühlen Spätnachmittag, das kratzende Geräusch von Ranis Stift auf dem Papier, die kleinen Veränderungen der Schatten vor den Fenstern und das Gefühl, nach so langer Zeit nicht mehr allein zu sein.
    Ich räume das Geschirr ein. Unglaublich, was die Anwesenheit eines anderen Menschen bewirken kann. Ich halte mein halb volles Wasserglas hoch und wundere mich, dass es auf einmal so gut gefüllt wirkt.

Fünfundzwanzig
    Sobald Kunal meine Zimmertür geschlossen hat, weiß ich, dass er mich jetzt küssen wird.
    Zwischen uns war schon den ganzen Nachmittag so eine Stimmung. Ich sah es in seinen Augen, als er mich von der Schule abholte, ich spürte es in der Berührung seiner
Finger auf meiner Schulter, ich hörte es in meiner Stimme, als ich ihn begrüßte. Nach zehn Tagen war es kaum auszuhalten, seinem warmen Blick zu begegnen.
    »Wo warst du die ganze Zeit, Kleine?«, sagte er und schob seinen Stuhl nahe heran.
    »Das weißt du doch«, sagte ich. »Ich hatte Prüfungen. «
    Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und steckte sie mir zärtlich hinters Ohr. »Ich hasse deine Prüfungen«, sagte er.
    Auf seinem Motorrad schlängelten wir uns durch das Baustellenchaos auf der Straße von Mehrauli nach Gurgaon; geschickt manövrierte er uns zwischen Autos und aufgerissenen Straßen hindurch. Wir passierten ein paar Grünflächen, dann bog er Richtung Qutb-Komplex ab. Dort angekommen suchten wir uns ein nettes Fleckchen und beobachteten den Sonnenuntergang über dem atemberaubend schönen Minarett. »Es ist über 800 Jahre alt«, flüsterte er. Die Eiserne Säule wirkte in der Sonne, als sei sie aus brennendem, purem Gold. »Ist es nicht wunderschön?«
    Ich betrachtete die Zugvögel, die in perfekter V-Form über uns hinwegflogen, und stimmte ihm zu. Mehr sprachen wir nicht; den ganzen Abend saßen wir auf seinem Motorrad und sahen dem Farbenspiel zu. Die Wolken changierten von pfirsichfarben über rosa und lila bis purpurfarben; der majestätische Sandstein leuchtete erst golden, dann bronze- und schließlich kupferfarben. Die ersten Sterne begannen am Himmel zu leuchten, und dann gingen die Flutlichter an und ließen die Säule erstrahlen.
Ich spürte seine warme, starke Schulter dicht an meiner. Mein Herz klopfte, als er sein Motorrad schließlich vor den Toren von Roshini parkte.
    »Das war ein schöner Abend«, sagte ich.
    »Das war er.«
    Ein Auto fuhr mit leuchtenden Scheinwerfern durch das Tor an uns vorbei. Ich sah auf die Uhr, es war fast acht. Ma würde frühestens in einer Stunde nach Hause kommen.
    »Möchtest du mit nach oben kommen?«, fragte ich.
    Im Aufzug standen wir dicht nebeneinander, wir berührten uns fast. Ich starrte auf die schwarzen Knöpfe, auf denen in weißer Schrift die Stockwerke 1 – 12 verzeichnet waren. Wir spiegelten uns in den Chromwänden. Er stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt, und ich vermied ich es, sein Spiegelbild anzusehen. Mit zitternden Fingern öffnete ich schließlich die Wohnungstür.
    Wir gingen ins Wohnzimmer, ich zog die Vorhänge zu. Er hatte beide Daumen in den Gürtel seiner Jeans

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