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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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hatten fast die ganze letzte Woche Spaghetti.«
    »Oh. Wie wäre es dann mit –«
    » Dhal und Subzi ?«
    Ich starre Rani an.

    »Tante Isha, wenn du die Zutaten zu Hause hast, kann ich Dhal, Subzi und Chapattis machen.
    »Wirklich?«, staune ich und träume kurzzeitig von gesundem, selbst gekochtem Essen. Aber Ma beendet die Träumerei schnell. »Oh nein, Rani! Du solltest dich auf die Schule konzentrieren und deine Freizeit einfach genießen.«
    »Das macht mir nichts aus, Tante, ich koche gerne.«
    Ich lege mein Besteck zur Seite. »Gott segne dich«, sage ich.
    Aber Ma schüttelt den Kopf.
    »Du hast sie doch gehört, Ma! Sie kocht gerne! Stimmt’s, Rani?«
    Rani nickt brav. »Bitte, Tante Isha«, fleht sie. »Ich würde sehr gerne kochen. Bitte?«
    Es folgt eine kurze Stille. Ich schlinge meine Zehen und Finger in so viele Knoten wie möglich.
    »Na gut«, sagt Ma schließlich. »Du kannst ab und zu beim Kochen helfen , aber nur, wenn du wirklich Lust dazu hast. Und nur unter einer Bedingung.«
    »Bedingung?«, frage ich.
    »Ann muss auch kochen.«
    »Muss ich?«
    Ma grinst. »Es wird dir Spaß machen, Schatz.«
    Als ich das Geschirr abwasche, ertappe ich mich auf einmal beim fröhlichen Pfeifen. Erst bemerke ich gar nicht, wie ich die Lippen spitze und Luft hervorstoße, weil das rauschende Wasser und das Murmeln des Fernsehers aus dem Wohnzimmer das Geräusch überdecken. Doch dann
drehe ich den Wasserhahn zu und höre eine vertraute Melodie. Ich merke, dass sie von mir kommt. Irritiert blicke ich auf und sehe im Fenster über der Spüle mein dümmlich pfeifendes Spiegelbild. »Home, home on the range …«
    Ich grinse, mein Spiegelbild grinst zurück. Home on the range? Dieses Lied habe ich bestimmt seit der zweiten Klasse nicht mehr gehört. Und gepfiffen habe ich nicht mehr seit …
    Ich trockne das Geschirr ab. Warm steigt Zufriedenheit in mir auf. Wie seltsam, denke ich. Der Tag war so anstrengend, und jetzt stehe ich hier, wasche ab und pfeife. Ich blicke hoch zur Decke. Ein mangofarbener Himmel … Wer hätte gedacht, dass mein Zuhause je so aussehen würde? Und doch ist es jetzt so.
    Welchen Unterschied eine dritte Person doch macht, überlege ich. Sie ist so still, und doch bringt ihre Anwesenheit frischen Wind in unser Zuhause, als hätten wir alle Fenster geöffnet.
    Ich war am Spätnachmittag aus der Schule gekommen und hatte ein makellos ordentliches Wohnzimmer vorgefunden. Alles war dunkel. Außer dem schmalen Streifen Licht, der unter ihrer Tür hervorschimmerte, gab es kein Lebenszeichen. Und dennoch empfand ich, sobald ich die Wohnung betrat, diese Wärme, dieses unglaublich schöne Gefühl, dass jemand zu Hause ist. Ihre neuen Schuhe standen im Flurschrank; sie hatte den Briefkasten geleert und die Briefe auf den Esstisch gelegt. Die Pflanzen waren frisch gegossen. Ich warf
den Rucksack auf den Boden und rannte zu Rani hinüber.
    Sie machte Hausaufgaben. Sie saß an ihrem neuen Schreibtisch, auf ihrem neuen Drehstuhl, in dessen Rollen noch kleine Fetzen der Plastikverpackung feststeckten. Über ein Buch gebeugt, kaute sie an einem neuen Kugelschreiber, ihr neu frisiertes Haar glänzte im Schein der Schreibtischlampe. Wieder erstaunte mich die Verwandlung.
    Auch der Raum hatte sich weiter verändert. Eine rosarot gemusterte Tagesdecke zierte das Bett. Neben der neuen knallroten Nachttischlampe stand ein tomatenroter Wecker; außerdem das Foto, das ihr so wichtig war.
    »Wow«, sagte ich.
    Sie schreckte auf, drehte sich in ihrem neuen Stuhl um.
    »Es sind erst drei Tage, aber es fühlt sich an, als wärst du schon viel länger hier!«
    Sie blickte sich lächelnd in ihrem Zimmer um und murmelte, Ma sei sehr nett zu ihr. Ich sagte, sie solle mit dem Unsinn aufhören; Ma brauche nur einen Grund, einkaufen zu gehen. Meine Warnung hinsichtlich Mas Vorliebe für die Farbe rosa kam offensichtlich zu spät. »Lass sie bloß keine Cinderella aus dir machen. Dann wäre ich ja die hässliche Stiefschwester!«
    Sie lächelte nur und fragte, wie mein Tag gewesen sei.
    »Fürchterlich.«
    Ich machte es mir auf ihrer neuen Tagesdecke gemütlich, stützte mich auf ein Kissen mit ebenfalls neuem,
rosafarbenem Bezug. »Eigentlich will ich gar nicht davon erzählen. Die gute Nachricht ist: Der Tag ist vorbei. Und morgen habe ich die Prüfungen endlich überstanden. Wie war dein Tag?«
    Ich lege das Geschirrtuch beiseite und erinnere mich lächelnd daran, wie sie eine schmale schwarze Tasche hinter dem Bett

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