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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin
Autoren: Marie Louise Fischer
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zögerte. Aber dann konnte sie ihr Geheimnis doch nicht für sich behalten. Sie vertraute Katinka ihren Plan an, nach Amerika auszuwandern und dort ihren Vater zu finden.
    Katinka war baff. „Aber wie willst du denn über den großen Teich kommen?“ fragte sie. „Hast du so viel Geld?“
    „Brauche ich gar nicht“, sagte Delia großspurig. »Ich fahre als blinder Passagier!“
    Katinka bekam nur mit Mühe den Mund zu. „Als was?“
    „Ich schleiche auf das Schiff und fahre heimlich mit.“
    „Aber ... wenn man dich erwischt?“
    „Dann sind wir schon auf hoher See, und sie können mich nicht mehr zurückschicken!“
    Delia erzählte der aufhorchenden Katinka, dass ihre Verwandten mit der „Gutenberg“ nach Amerika fahren wollten und dass sie vorhatte, sich auf dasselbe Schiff zu schmuggeln, damit sie sich ihnen drüben oder auch bereits unterwegs anschließen konnte.
    Katinka war ein Zirkuskind. Von klein auf war sie kreuz und quer durch die Lande gezogen. Sie hatte selbst schon die unwahrscheinlichsten Situationen erlebt, und Angst kannte sie nicht. Deshalb schien ihr Delias Plan durchaus durchführbar.
    „Du hast Mut“, sagte sie anerkennend. „Du schaffst es bestimmt!“
    „Wenn du mir hilfst!“ erwiderte Delia. „Vor allem schwöre mir eines: dass du keinem Menschen eine Silbe davon verrätst! Auch nicht Kaspar!“
    „Ich kann schweigen wie ein Grab“, versicherte Katinka, und die beiden Mädchen schüttelten sich zur Besiegelung ihres Paktes die Hände.
    Kaspar kam auf den kleinen Platz. Er sah sehr fein aus in seinem Reitanzug, einen Zylinder auf dem strubbeligen, blonden Haar. Breitbeinig blieb er vor den beiden Mädchen stehen und ließ seine Reitgerte durch die Luft sausen.
    „Nanu“, sagte er, „was will denn dieser fremde Vogel wieder hier?“
    „Delia fährt mit uns nach Hamburg“, erklärte Katinka mit Entschiedenheit.
    „Wie stellst du dir das vor? Wir können keinen unnützen Esser brauchen. Onkel Beppo wird das nie und nimmer erlauben!“
    Onkel Beppo war, wie Delia bald erfahren sollte, der Direktor der kleinen Gruppe und gleichzeitig der Vormund Kaspars und Katinkas, die ihre Eltern schon vor Jahren durch einen schweren Unglücksfall in der Manege verloren hatten.
    „Doch wird er!“ behauptete Katinka. „Delia hat versprochen, mir das Lesen und Schreiben beizubringen. Und außerdem wird sie auch auftreten! Als kleiner Clown mit Onkel Beppo, dem Spitz und dem Professor!“
    „Ich kann auch reiten“, sagte Delia, „sehr gut sogar! Das habe ich bei meinem Onkel Johannes gelernt ... und ... und ...“
    „Die Pferde striegeln, ausmisten, abbauen und aufbauen, kannst du das auch?“ spottete Kaspar.
    „Warum nicht?“ rief Delia. „Da ist doch nichts dabei!“
    „Da bin ich aber mal gespannt“, sagte Kaspar grinsend. „In den feinen Klamotten, die du da anhast, schaffst du das jedenfalls nicht!“
    Delia sah erschrocken an ihrem eleganten karierten Reisekostüm herunter. „Du hast recht“, gab sie zu. „Ich brauche was anderes anzuziehen ...“
    „Ich bin kleiner als du“, sagte Katinka bedauernd. „Meine Sachen werden dir nicht passen!“
    „Aber Kaspar!“ rief Delia. „Bitte, bitte, lieber Kaspar, leih mir was!“
    „Du willst Jungenzeug anziehen?“ rief Katinka.
    „Kommt gar nicht infrage“, erklärte Kaspar.
    Delia überlegte. Sie wusste, wenn sie Kaspar eines ihrer Goldstücke anbot, würde er sofort einverstanden sein. Aber sie hatte ja noch eine weite, weite Reise vor und wollte ihr Geld zusammenhalten. Deshalb entschloss sie sich zu einer anderen Methode.
    „Na, denn nicht“, sagte sie und pfiff ihrem Mops. „Tut mir leid, dann können der Professor und ich nicht bei euch bleiben!“ Sie wandte sich zum Gehen.
    „Wo willst du hin?“ rief Katinka.
    „In den ,Goldenen Löwen’ zurück. Etwas anderes bleibt mir ja gar nicht übrig.“ Sie sah an sich herunter. „In diesem Kleid kann ich euch nicht helfen.“
    „Bleib!“ bat Katinka. „Ich habe eine Idee! Kaspar, du hast doch noch deine alten Sachen, aus denen du herausgewachsen bist ... Nein, jetzt sag nichts, du wirst gar nicht gefragt!“ Sie lief hinter Delia her, fasste sie bei der Hand. „Komm mit mir in unseren Wagen! Es wäre doch gelacht, wenn ich nichts Passendes für dich fände!“
    Sehr erleichtert folgte Delia der neu gewonnenen Freundin. Sie konnte nicht unterlassen, im Vorbeigehen dem brummigen Kaspar die Zunge herauszustrecken – ihre Mama, die feinen Schwestern und Madame
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