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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin
Autoren: Marie Louise Fischer
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Kräften zu helfen. Aber schon nach einer knappen halben Stunde taten ihr Arme und Beine weh.
    Delia war es nicht gewohnt, körperlich zu arbeiten. Doch sie hielt durch.
    Niemand war erschöpfter, gleichzeitig aber auch glücklicher als sie, als die Arbeit endlich geschafft, die Zeltwand und die Manege abgebrochen, alle Geräte in den Wagen verstaut und die Pferde angespannt waren.
    Der Platz war sauber geräumt, zerbrochene Latten und Papier waren in der Mitte aufgestapelt worden. Delia, Kaspar und Katinka suchten jetzt noch trockenes Stroh und dürre Äste, die sie auf den Haufen warfen. Eine ältere Frau, die ein bischen wie eine Hexe aussah und von den Kindern Tante Lisa genannt wurde, stellte einen Dreifuß darüber, der an einer Kette einen Kessel trug. Sie zündete den Holzstoß an, Flammen züngelten auf. Die ganze Zirkusfamilie sammelte sich im Lichtkreis und wartete darauf, dass die Suppe im Kessel warm würde. Onkel Beppo schnitt von einem großen Laib trockene Brotschnitten ab.
    Katinka nahm Delia an der Hand und zog sie mit sich. Delias Herz klopfte so heftig gegen ihre Rippen, dass sie kaum Atem bekam.
    „Onkel Beppo“, rief Katinka und gab Delia einen Puff, sodass sie dem alten Mann fast vor die Füße gefallen wäre. „Das ist Delia! Sie möchte gern mit uns fahren!“
    Onkel Beppo blickte Delia unter buschigen Augenbrauen scharf und durchdringend an. „Bist wohl zu Hause ausgerissen?“ fragte er.
    „Ich ... ja ... nein“, stotterte Delia.
    „Hast was ausgefressen, ja? Und Angst vor Strafe?“
    „Nein!“ rief Delia, ganz befreit, weil sie einmal die Wahrheit sagen durfte. „Ganz bestimmt nicht! Ich möchte nur ... zu meinem Vater!“
    „Sie will uns nur bis Hamburg begleiten, Onkel Beppo“, sagte Katinka. „Bitte, nimm sie doch mit!“
    Der alte Mann schüttelte bedächtig den Kopf. „Nein, Kinder! Für Ausreißer habe ich nichts übrig! Und außerdem – wir würden deinetwegen Scherereien mit der Polizei bekommen, Delia! Das willst du doch sicher nicht?“
    „Nein, aber ...“
    „Sei vernünftig! Geh nach Hause zurück!“
    „Aber das kann ich nicht! Ich bin ja nicht von hier!“ Delia stiegen Tränen in die Augen.
    „Woher kommst du denn?“
    „Aus Schönaul Ich würde nicht einmal allein den Weg zurückfinden!“
    „Ja“, sagte Onkel Beppo, „mit der Extrapost können wir dich natürlich nicht schicken. Dann bleibt nichts anderes übrig: Wir müssen dich zur Polizei bringen!“
    Delia wurde es heiß und kalt vor Schreck. „Bitte nicht!“ flehte sie. „Bitte, bitte nicht! Ich habe doch nichts verbrochen!“
    „Es hilft nichts, Delia“, sagte der alte Mann. „Es tut mir ja selbst leid, aber …“
    In diesem Augenblick kam, als wäre er gerufen worden, der Mops vom Wohnwagen hergesaust, geradewegs auf die kleine Gruppe um Onkel Beppo zu. Er baute sich vor dem alten Mann auf, setzte sich auf die Hinterbeine und sah ihn mit schief geneigtem Kopf und einem unbeschreiblichen Blick an.
    „Nanu!“ sagte Onkel Beppo. „Wer bist denn du? Dich kenne ich doch!“
    „Das ist der Professor“, sagte Delia. „Mein Hund!“
    Der Mops, der merkte, dass Onkel Beppo ein Tierfreund war, besann sich nicht lange. Mit einem einzigen Satz saß er ihm auf dem Schoß und versuchte, ihm mit der rosa Zunge das Gesicht abzulecken.
    Onkel Beppo kraulte ihm den Nacken. „Ein feiner Hund“, sagte er. „Ja, du bist ein feiner, kluger Hund …“ Dann sah er zu Delia auf. „Hast du ihm die Kunststücke beigebracht?“
    „Ja.“
    „Gut gemacht, Kleine!“
    „Du kannst doch nicht auch den Mops zur Polizei bringen“, sagte Katinka. „Er kann doch nichts dazu …“
    „Er mag keine Uniformen“, sagte Delia. „Er würde die Polizisten beißen, und dann ... und dann ...“
    „Ja, das wäre schlimm“, gab der alte Mann zu.
    „Bitte“, flehte Delia, „bitte, nehmen Sie uns beide bis nach Hamburg mit! Der Professor kann auftreten und ich ... ich werde auch arbeiten!“
    „Was kannst du denn arbeiten?“
    Delia merkte, dass Onkel Beppos Stimmung zu ihren Gunsten umgeschlagen war. „Reiten“, sagte sie eifrig, „und ... Staubwischen und Geschirrspülen ...“
    „Delia hat versprochen, mir das Lesen und Schreiben beizubringen! Du sagst doch immer, dass das wichtig wäre, Onkel Beppo!“ rief Katinka.
    Onkel Beppo sah die beiden Mädchen, die mit glühenden Wangen nebeneinander standen, lange an. Endlich sagte er: „Na schön. Delia kann uns begleiten. Vielleicht ist es falsch, dass ich
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