Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
anzuvertrauen.«
    » Well! Welchen?«
    »Seht darauf, daß keine dieser Frauen entflieht!«
    » Yes! «
    »Wenn eine von ihnen Miene macht, davon zu laufen, so – – –«
    »Schieße ich sie nieder!«
    »O nein, Mylord!«
    »Was denn?«
    »So laßt Ihr sie laufen!«
    » Well , Sir!«
    Diese zwei Worte brachte er heraus, aber den Mund brachte er nicht wieder zu. Ich war übrigens fest überzeugt, daß schon der bloße Anblick von Sir David Lindsay den Frauen jede Absicht zur Flucht benehmen werde. In seinem karrierten Anzuge mußte er ihnen wie ein Ungeheuer vorkommen.
    Jetzt nahm ich zwei Haddedihn mit mir und schritt dem Flusse zu. Hier hatte ich die vierte Insel vor mir. Sie war lang und schmal und mit dichtem Rohr bewachsen, welches die Höhe eines Mannes weit überragte. Ich konnte kein lebendes Wesen erblicken, aber sie barg ein Geheimnis, das ich unbedingt ergründen mußte. Daß ich keinen der Abu Hammed mitgenommen hatte, war geschehen, um niemand für spätere Zeit in Schaden zu bringen.
    »Sucht nach einem Floß!« gebot ich den beiden.
    »Wohin willst du?«
    »Nach dieser Insel.«
    »Emir, das ist nicht möglich!«
    »Warum?«
    »Siehst du nicht die reißende Strömung zu ihren beiden Seiten? Es würde jedes Floß an ihr zerschellen.«
    Der Mann hatte recht, aber dennoch hegte ich die Überzeugung, daß irgend ein Verkehr zwischen dem Ufer und dieser Insel stattfinden müsse, und als ich schärfer hinblickte, bemerkte ich, daß an ihrer oberen Spitze das Rohr niedergetreten war.
    »Blickt dahin! Seht ihr nicht, daß dort Menschen gewesen sind?«
    »Es scheint so, Emir.«
    »So muß auch ein Fahrzeug vorhanden sein.«
    »Es würde zerschellen; das ist sicher!«
    »Sucht!«
    Sie gingen nach rechts und links am Ufer hinab und hinauf, kehrten aber unverrichteter Sache zurück. Jetzt suchte ich selbst mit, lange vergeblich. Endlich aber entdeckte ich – – zwar kein Floß und keinen Kahn, aber eine Vorrichtung, deren Zweck mir sofort einleuchtete. An den Stamm eines Baumes, welcher oberhalb der Insel hart am Wasser stand, war ein langes, starkes Palmfaserseil befestigt. Das eine Ende desselben schlang sich um den Stamm, das Seil selbst aber war unter dem daneben wuchernden dichten Gestrüpp versteckt. Als ich es hervorzog, zeigte sich an dem andern Ende ein jetzt zusammengesunkener Schlauch, aus einer Bockshaut gefertigt, und über demselben war ein Querholz angebracht, welches jedenfalls dazu dienen sollte, sich mit den Händen daran festzuhalten.
    »Seht, hier ist das Floß. Dieses kann allerdings nicht zerschellen. Ich werde hinüberschwimmen, während ihr hier wacht, daß ich nicht gestört werde.«
    »Es ist gefährlich, Emir!«
    »Andere sind auch hinübergekommen.«
    Ich warf die Oberkleider ab und blies den Schlauch auf. Die Öffnung wurde mit einer daran befestigten Schnur verschlossen.
    »Haltet das Seil und laßt es langsam durch die Hände laufen!«
    Ich faßte das Querholz fest und glitt in das Wasser. Sofort ergriff mich die Strömung, welche so stark war, daß ein Mann alle seine Kräfte anstrengen mußte, um das Seil halten zu können. Einen Menschen von drüben herüber holen, dazu gehörten wohl die vereinigten Kräfte von mehreren Männern. Ich mußte nach jenseits der Insel halten; es gelang, und ich landete glücklich, obgleich ich einen tüchtigen Stoß erhielt. Meine erste Sorge war, das Seil so zu befestigen, daß es mir nicht abhanden kommen konnte; dann ergriff ich den Dolch, welchen ich zu mir gesteckt hatte.
    Von der Spitze der Insel führte durch das Rohrdickicht ein schmaler, ausgetretener Pfad, auf welchem ich bald vor eine kleine, aus Bambus, Schilf und Binsen gefertigte Hütte kam. Sie war so niedrig, daß kein Mensch in ihr zu stehen vermochte. Ihr Inneres enthielt nichts als einige Kleidungsstücke. Ich betrachtete dieselben genau und bemerkte, daß es die zerfetzten Anzüge von drei Männern waren. Keine Spur zeigte, daß die Besitzer derselben noch vor kurzer Zeit hier anwesend gewesen seien; aber der Pfad führte weiter.
    Ich folgte ihm, und bald war es mir, als ob ich ein Stöhnen hörte. Ich hastete vorwärts und gelangte an eine Stelle, wo das Rohr abgehauen war. Auf dieser kleinen Blöße bemerkte ich – – drei Menschenköpfe, welche mit dem Halse auf den Erdboden gestellt waren; so wenigstens schien es mir. Sie waren ganz unförmlich aufgeschwollen, und die Ursache davon ließ sich sehr leicht erkennen; denn bei meiner Ankunft erhob sich eine dichte Wolke

Weitere Kostenlose Bücher