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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Unsrigen?«
    »Ich habe nicht gehört, daß Einer während des Kampfes verletzt worden sei. Zwei allerdings sind todt, doch starben sie nicht im Streite.«
    »Wer ist es?«
    »Der Sarradsch Hefi aus Baazoni und – –«
    »Hefi aus Baazoni? Ein frommer, fleißiger und tapferer Mann. Nicht im Kampfe? Wie starb er denn?«
    »Der Bey sandte ihn als Parlamentär zu den Osmanly, und sie erschossen ihn. Ich mußte zusehen, ohne ihn retten zu können.«
    Die Priester neigten die Häupter, falteten die Hände und schwiegen. Nur Mir Scheik Khan sagte mit ernster, tiefer Stimme:
    »Er ist verwandelt. El Schems wird ihm hier nicht mehr leuchten, aber er wandelt unter den Strahlen einer höheren Sonne in einem Lande, wo wir ihn wiedersehen werden. Orata ölüm ne mozar ne, adschy ne tasa ne; orata ebedi atschyk ile zewk – dort gibt es weder Tod noch Grab, weder Schmerz noch Kummer; dort ist ewig Licht und Wonne; zira tanry jakin dir – denn er ist bei Gott!«
    Diese Art und Weise, die Nachricht von dem Tode eines Freundes hinzunehmen, war ergreifend. Nicht ein böses Wort traf die Mörder. Diese Priester trauerten, aber sie gönnten dem Todten seine Verwandlung. Einer solchen Ergebenheit ist der Islam niemals fähig; sie konnte nur eine Folge der christlichen Ideen und Anschauungen sein, welche die Dschesidi aufgenommen und festgehalten haben.
    »Und wer ist der Andere?« frug nun der Khan.
    »Du wirst erschrecken!«
    »Ein Mann erschrickt nie vor dem Tode, denn der Tod ist ›dost insanün, son günahnun, iptida saadetün‹ – der Freund des Menschen, das Ende der Sünde und der Anfang der Seligkeit. Wer ist es?«
    »Pir Kamek.«
    Sie zuckten dennoch Alle wie unter einem plötzlichen Schmerze, aber Keiner sagte ein Wort. Auch jetzt sprach Mir Scheik Khan zuerst wieder:
    »Ewlija dejischtirmis – der Heilige ist verwandelt. Chüda bujurdi – Gott hat es gewollt! Erzähle uns seinen Tod!«
    Ich berichtete so ausführlich, als ich nur konnte. Sie hörten Alle tief ergriffen zu, und dann bat der Khan:
    »Kardaschlar, fikirimiz ona jakin ol – Brüder, laßt uns seiner gedenken!«
    Sie senkten die Köpfe tief herab. Beteten sie? Ich weiß es nicht; aber ich sah, daß die Augen Mehrerer sich befeuchteten und daß ihre Rührung wohl eine wahre und herzliche war. Man hat behauptet, daß nur der Deutsche das besitze, was man »Gemüth« nennt. Wenn dies wahr sein sollte, so waren diese Dschesidi den Deutschen sehr ähnlich. Wie wollte ich es ihnen gönnen, wenn die göttliche Milde und Klarheit des Christenthums die Schatten ihrer Thäler erleuchten und die Spitzen ihrer Berge vergolden dürfte!
    Erst nach einer längeren Weile wich ihre Andacht der gewöhnlichen Stimmung, so daß ich wieder zu ihnen reden konnte.
    »Nun sendet mich Ali Bey, um Euch zu ihm zu holen. Er will es versuchen, ob die Überreste des Heiligen noch zu finden sind, damit sie in diesem Falle heute noch begraben werden.«
    »Ja, das ist eine wichtige Aufgabe, welche wir zu lösen haben. Die Gebeine des Pir dürfen nicht da ruhen, wo diejenigen des Miralai liegen!«
    »Ich befürchte sehr, daß wir nicht Gebeine, sondern nur Asche finden werden!«
    »So laßt uns eilen!«
    Wir brachen auf, das heißt, sämmtliche Priester und Kawals; die Fakirs aber blieben zur Beaufsichtigung von Idiz zurück. Als wir oberhalb Scheik Adi bei dem Zelte des Bey anlangten, sprach dieser mit einem Mann, den er an den Kaimakam mit der Frage gesendet hatte, ob die Türken den Priestern der Dschesidi erlauben würden, den Scheiterhaufen zu untersuchen. Der Offizier hatte bejahend geantwortet und nur die Bedingung ausgesprochen, daß die betreffenden Personen keine Waffen bei sich führen sollten.
    Ali Bey konnte die Scheiks nicht begleiten, da er stets anderweit zur Disposition sein mußte. Ich bat, mich anschließen zu dürfen, und das wurde mir gern gestattet. Fast hätte man die Hauptsache vergessen: ein Gefäß, welches die Asche des Heiligen aufnehmen sollte. Auf eine darauf bezügliche Frage zeigte der Bey, daß er auch bereits an diesen Umstand gedacht habe.
    »Mir Scheik Khan, Du weißt, daß der berühmte Tschömlekdschi Rassat in Baazoni meinem Vater Hussein Bey eine Urne machte, welche einst seinen Staub aufnehmen soll, wenn es Zeit ist, ihn aus dem Mezar zu entfernen, damit er nicht mit dem Mehle des Tabut vermengt und verunreinigt werde. Diese Kilja ist ein Meisterstück des berühmten Töpfers und wohl werth, die Überreste des Heiligen aufzunehmen. Sie steht in

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