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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wünsche ich ihm, daß er sich nicht irren möge!«
    Ich begab mich nach meinem Zimmer. Sollte ein von mir oder von uns unbeachteter Umstand den Verdacht des Commandanten erregt haben? Möglich war es. Aber dann war es auch gerathen, sich auf Alles gefaßt zu machen. Doch ehe ich meinen Gefährten eine Mittheilung machte, ging ich im Geiste noch einmal alles Geschehene durch. Ich konnte nichts finden, was mir hätte auffallen können, und noch war ich mit mir nicht im Klaren, als der Agha die Treppen emporkam und bei mir eintrat.
    »Effendi, es ist ein Bote des Mutesselim da. Er läßt uns sagen, daß wir nochmals in das Gefängniß kommen sollen.«
    »Er ist bereits dort?«
    »Ja.«
    »Erwarte mich unten. Ich komme sogleich!«
    War es in Frieden oder war es in Feindseligkeit, daß er mich kommen ließ? Ich beschloß mich auf Letzteres vorzubereiten. Die beiden Revolver waren geladen. Ich steckte auch die Pistolen zu mir und ging dann zu Halef. Dieser war allein in seiner Stube.
    »Wo ist der Buluk Emini?«
    »Der Basch Tschausch hat ihn geholt.«
    Das war nichts Besonderes, fiel mir aber doch auf, weil ich einmal Verdacht gefaßt hatte.
    »Wie lange ist es her?«
    »Gleich als Du fortgingst, um das Pferd zu kaufen.«
    »Komm mit herüber zum Haddedihn!«
    Dieser lag rauchend am Boden.
    »Emir,« empfing er mich, »Allah hat mir nicht die Geduld verliehen, lange auf ein Ding zu warten, nach dem ich mich sehne. Was thun wir noch in dieser Stadt?«
    »Vielleicht verlassen wir sie in kurzer Zeit. Es hat fast den Anschein, als ob wir verrathen seien.«
    Jetzt erhob er sich langsam und in der Art und Weise eines Mannes, der zwar überrascht wird, sich aber stark genug fühlt, diese Überraschung zu verbergen und ihren Folgen zu begegnen.
    »Woraus schließest Du das, Effendi?«
    »Ich ahne es einstweilen nur. Der Commandant hat zu mir geschickt, daß ich in das Gefängniß kommen soll, wo er mich erwartet. Ich werde gehen, aber die Vorsicht nicht vergessen. Komme ich in einer Stunde nicht zurück, so ist mir ein Übel widerfahren.«
    »Dann suche ich Dich!« rief Halef.
    »Du wirst nicht zu mir können, denn ich werde mich vielleicht in dem Gefängnisse befinden, und zwar als Gefangener. Ihr könnt dann wählen: – entweder Ihr flieht, oder Ihr sucht, mich frei zu machen.«
    »Wir werden Dich nicht verlassen!« versicherte der Haddedihn mit ruhiger Stimme.
    Wie er jetzt stolz und aufrecht vor mir stand; im langen, weißen Bart, der bis auf den Gürtel herab wallte, bot er ganz das Bild eines kühnen, aber doch besonnenen Mannes.
    »Ich danke Dir! Sollten sie mich gefangen nehmen, so steht doch so viel fest, daß es nur nach einem heißen Kampfe geschieht. Binden aber lasse ich mich auf keinen Fall, und dann wird es wohl möglich sein, Euch die Zelle zu bezeichnen, in der ich mich befinde.«
    »Wie willst Du dies thun, Sihdi?« frug Halef.
    »Ich werde versuchen, an der Mauer in die Höhe zu kommen, und Euch das Zeichen mit einem meiner Kleidungsstücke geben, welches ich so weit im Loche vorschiebe, daß Ihr es sehen könnt. Dann ist es Euch vielleicht möglich, mir durch den Agha oder durch Mersinah eine Botschaft zu senden. Lange bin ich auf keinen Fall gefangen. Auf alle Fälle aber haltet Ihr Eure Pferde gesattelt. Überlegt Euch die Sache selbst weiter; ich habe keine Zeit, denn der Mutesselim wartet, und ich muß noch zum Engländer.«
    Auch dieser saß auf seinem Teppich und rauchte.
    »Schön, daß Ihr kommt, Sir!« begrüßte er mich. »Wollen fort!«
    »Warum?«
    »Ist nicht geheuer hier!«
    »Sprecht deutlicher!«
    Er erhob sich, trat in die Nähe der Fensteröffnung und deutete auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses.
    »Seht dort!«
    Ich blickte schärfer hinüber und erkannte die Gestalt eines Arnauten, welcher auf dem Bauche lag und unsere Wohnung beobachtete.
    »Werde auch auf unser Dach steigen,« sagte Lindsay ruhig, »und dem Manne dort eine Kugel geben!«
    »Ich gehe jetzt nach dem Gefängnisse, wo mich der Mutesselim erwartet. Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, so ist mir etwas geschehen, und ich sitze fest. In diesem Falle stecke ich irgend ein Kleidungsstück aus dem Loche heraus, in welchem ich hocke. Ihr könnt es von den hintern Fenstern oder von dem Dache aus sehen.«
    »Sehr schön; wird großes Vergnügen sein; sollen Master Lindsay kennen lernen!«
    »Verständigt Euch mit Halef. Er spricht ja einige Brocken Englisch.«
    »Werden Pantomimen machen. Yes!«
    Ich ging. Über mich

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