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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gumri.«
    »Was bist Du? Ein Türke oder Araber?«
    »Nein, ich bin – – –«
    »Schweig!« gebot er mir. »Ich frage Dich, und Du antwortest! Du redest Kurdisch, aber ein Kurde bist Du nicht. Bist Du ein Grieche, oder ein Russe, oder ein Perser?«
    Ich verneinte, und jetzt war er mit seinen Kenntnissen zu Ende. Dieser Mann empfing mich ja wie ein russischer Grenzaufseher! Ich durfte nicht sagen, welchem Volke ich angehöre, sondern er wollte so scharfsinnig sein, es zu erraten. Da ihm dies nicht gelungen war, gab er vor Ärger seinem Pferde mit der Faust einen Schlag über das Auge, daß es vor Schmerz laut aufwieherte.
    »Was bist Du denn?« frug er endlich.
    »Ein Tschermaka,« antwortete ich mit Stolz.
    »Ein Tschermaka?« wiederholte er. »Die Tschermaki kenne ich. Ihr Stamm wohnt an den Ufern des Sees von Urmiah und hat elende Hütten von Schilf.«
    Diese Worte waren in einem sehr verächtlichen Tone gesprochen.
    »Du irrst,« entgegnete ich. »Die Tschermaki wohnen nicht am Ufer des Urmiahsees und wohnen auch nicht in elenden Schilfhütten.«
    »Schweig! Ich kenne die Tschermaki, und wenn Du nicht weißt, wo sie wohnen, so gehörst Du nicht zu ihnen. Wer ist der Kurde dort?« – Und er deutete auf den Engländer.
    »Es ist kein Kurde; er trägt nur kurdische Kleidung.«
    »Wenn er nur kurdische Kleidung trägt, so ist er ja kein Kurde!«
    »Das habe ich bereits gesagt.«
    »Und wenn er kein Kurde ist, so darf er auch keine kurdische Kleidung tragen. Das verbieten wir ihm. Was ist er?«
    »Ein Inglo,« antwortete ich kurz.
    »Ein Inglo? Ich kenne die Ingli. Sie wohnen jenseits des Berges Ararat, sind Karawanenräuber und fressen Gumgumuku gaurana.«
    »Du irrst wieder! Die Ingli wohnen nicht am Berge Ararat; sie sind keine Räuber und fressen auch keine Eidechsen.«
    »Schweig! Ich war im Lande der Ingli und habe selbst auch mit ihnen Gumgumuku gaurana und sogar Gumgumuku felana gefressen. Wenn er keine frißt, so ist er kein Inglo. Wer sind die drei andern Reiter?«
    »Der Eine ist mein Diener, und die Andern sind Araber.«
    »Von welchem Stamme?«
    »Sie gehören zum großen Stamme der Schammar.«
    Ich sagte die Wahrheit, weil ich mich auf die Feindschaft zwischen den Türken und den Schammar verließ. Ein Feind der Türken mußte ein Freund der Kurden sein. Zwar wußte ich, daß die südlichen Stämme der Schammar mit den südlichen Stämmen der Kurden auch in Feindschaft leben, doch nur in Folge der räuberischen Streifereien der Kurden, welche ja selbst auch wieder mit andern Kurdenstämmen in dem Zustande der Blutrache und des ewigen Streites leben. Hier befanden wir uns in der Mitte Kurdistan’s, wo es sicher noch keinen feindlichen Araber gegeben hatte, und daher gab ich meine Antwort in der festen Überzeugung, daß sie uns keinen Schaden bringen werde.
    »Ich kenne die Schammar,« hob der Kurde an. »Sie wohnen an der Mündung des Phrath, trinken das Wasser des Meeres und haben böse Augen. Sie heirathen ihre eigenen Mütter und machen Rollen aus dem Fleisch der Schweine.«
    »Du irrst abermals. Die Schammar wohnen nicht am Meere und essen niemals Schweinefleisch.«
    »Schweig! Ich selbst bin bei ihnen gewesen und habe das Alles gesehen. Wenn diese Männer ihre Mütter nicht geheirathet haben, so sind sie keine Schammar. Auch leben die Schammar in Blutfehde mit den Kurden von Sar Hasan und Zibar, und darum sind sie unsere Feinde. Was wollt Ihr hier?«
    »Wir wollen fragen, ob Ihr eine Hütte habt, in welcher wir heut Nacht ruhen können.«
    »Wir haben keine Hütten. Wir sind Berwari-Kurden und haben Häuser. Ihr sollt ein Haus haben, wenn Ihr uns beweist, daß Ihr nicht unsere Feinde seid.«
    »Womit sollen wir dies beweisen?«
    »Dadurch, daß Ihr uns Eure Pferde und Eure Waffen übergebt.«
    O Du alter Lügner und Eidechsenfresser! Du hältst die Leute, welche Würste machen, für recht dicke Dummköpfe! Das dachte ich, aber laut sagte ich: »Ein Mann trennt sich nie von seinem Pferde und von seinen Waffen.«
    »So dürft Ihr nicht bei uns bleiben,« sagte er barsch.
    »So ziehen wir weiter,« erwiderte ich kurzweg und ritt zu meinen Gefährten zurück; auch die Kurden schlossen nun einen Kreis um ihren Führer.
    »Was sagte er?« frug mich der Engländer.
    »Er will unsere Waffen und Pferde haben, wenn wir hier bleiben wollen.«
    »Mag sie sich holen,« knurrte er.
    »Um Gottes willen, Sir, heute keinen Schuß! Die Kurden halten die Blutrache noch heiliger als die Araber. Wenn sie uns

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