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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ab,« erwiderte ich.
    »Das sollt Ihr auch nicht. Ihr seid fünf Männer, und fünf von den Unserigen haben sich erboten, je Einen von Euch bei sich aufzunehmen. Du wirst bei mir wohnen.«
    Hm, ich mußte vorsichtig sein. Warum gaben sie auf einmal nach? Warum ließen sie uns nicht weiter reiten?
    »Wir werden dennoch weiter reiten,« erklärte ich ihm, »weil wir uns theilen sollen. Wir sind Gefährten und werden nur da bleiben, wo wir beisammen wohnen können.«
    »So warte noch ein wenig!«
    Wieder verhandelte er. Es dauerte etwas länger als vorher, und es schien mir, als ob sie uns mit Absicht hinhalten wollten, bis es zu dunkel zum Weiterreiten geworden sei. Endlich kam er wieder mit der Erklärung: »Chodih, Du sollst Deinen Willen haben. Wir überlassen Euch ein Haus, in welchem Ihr gemeinsam schlafen könnt.«
    »Haben auch unsere Pferde Platz?«
    »Ja; es ist ein Hof an dem Hause, wo sie stehen können.«
    »Werden wir es allein bewohnen?«
    »Es soll Niemand darin bleiben dürfen. Siehe, da reitet schon Einer fort, um diesen Befehl zu überbringen. Wollt Ihr die Speisen geschenkt erhalten, oder werdet Ihr sie bezahlen?«
    »Wir wünschen, Eure Gäste zu sein. Versprichst Du mir das?«
    »Ich verspreche es.«
    »Du bist wohl der Nezanum dieses Dorfes?«
    »Ja, ich bin es.«
    »So reiche mir Deine beiden Hände und sage, daß ich Dein Hemscher bin!«
    Er that es, aber doch mit einigem Widerstreben. Jetzt fühlte ich mich sicher und winkte den Gefährten, heranzukommen. Wir wurden von den Kurden in die Mitte genommen und dann gallopirten wir in das Dorf hinein, wo vor einem verhältnißmäßig ansehnlichen Hause Halt gemacht ward.
    »Das ist Euer Haus für diese Nacht,« erklärte der Nezanum. »Tretet ein!«
    Ich besah mir das Gebäude, ehe ich abstieg, von außen. Es hatte nur das Erdgeschoß und auf dem platten Dache eine Art von kleinem Schuppen, in welchem Heu aufbewahrt zu werden schien. Der an das Gebäude stoßende Hofraum wurde von einer breiten Mauer umgeben, welche ungefähr drei Ellen hoch war und von einem schmalen Buschwerk überragt ward, das sich an der hinteren Seite der Mauer hinzog. In diesen Hof konnte man nur durch das Haus gelangen.
    »Wir sind zufrieden mit dieser Wohnung. Woher nehmen wir das Futter für unsere Pferde?« fragte ich nun.
    »Ich werde es Euch senden,« lautete die Antwort.
    »Da oben liegt aber ja Futter,« sagte ich und wies auf den Schuppen.
    Er sah sichtlich verlegen empor und antwortete dann:
    »Das ist nicht gut; es würde Euren Thieren schaden.«
    »Und wer besorgt uns die Speisen?«
    »Ich selbst werde sie bringen nebst Licht. Wenn Ihr etwas wünscht, so sagt es mir. Ich wohne in jenem Hause.«
    Er zeigte auf ein Gebäude, welches ziemlich in der Nähe stand. Wir stiegen ab und führten unsere Pferde in den Hof. Dann besahen wir uns das Innere des Hauses. Es bestand nur aus einem einzigen Gemache, welches aber durch ein dünnes Flechtwerk von Weide in zwei ungleiche Hälften getheilt war. Jede derselben hatte zwei Löcher, die als Fenster dienten und mit einer Matte verhängt werden konnten. Diese Löcher waren ziemlich hoch, aber so schmal, daß man kaum den Kopf hindurchstecken konnte. Die Diele bestand aus gestampftem Lehm und war an der hintern Seite eines jeden Gemaches mit einem Binsenteppich belegt. Eine weitere Ausstattung gab es nicht.
    Die Thüren konnten beide mit einem starken Balken fest verschlossen werden; hier wenigstens also war uns Sicherheit geboten. Im Hofe lag einiges alte Holzwerk nebst etlichen Geräthschaften, deren Zweck ich nicht errathen konnte. –
    Wir befanden uns allein, denn auch der Nezanum war draußen geblieben, und nun hielten wir großen Rath.
    »Glaubst Du, daß wir sicher sind?« frug mich der Scheik.
    »Ich bin im Zweifel darüber. Der Nezanum hat mir Alles versprochen und wird es auch halten. Wir sind seine Gäste und die Gäste des ganzen Dorfes. Aber es waren Viele da, die nicht zu dem Dorfe gehörten.«
    »Diese können uns nichts thun,« erwiderte er. »Wenn sie einen von uns tödteten, wären sie der Blutrache des ganzen Dorfes verfallen, dessen Gäste wir sind.«
    »Und wenn sie uns nicht tödten, sondern nur bestehlen wollen?«
    »Was können sie uns nehmen?«
    »Die Pferde, vielleicht die Waffen, vielleicht noch mehr.«
    Der ernste Scheik Mohammed Emin streichelte jetzt lächelnd seinen Bart und sagte: »Wir würden uns wehren.«
    »Und dabei der Blutrache verfallen,« ergänzte ich.
    »Warten wir es ab!« meinte

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