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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hund.«
    »Well! Werde probiren, ob auch auf Menschen!«
    Er öffnete die Thüre des Hauses und trat zwei Schritte vor dasselbe hinaus.
    »Was fällt Euch ein, Sir! Wollt Ihr gleich hereinkommen?«
    »Pshaw! Haben schlechtes Pulver. Hätten sonst den Hund getroffen!«
    Drüben krachte ein Schuß, und die Kugel flog in die Mauer. Lindsay sah sich um und deutete mit dem Zeigefinger auf das Loch, welches sie gebohrt hatte, um dem Schützen zu zeigen, daß er auf beinahe vier Ellen weit gefehlt habe. Eine zweite Kugel hätte ihn beinahe getroffen; da trat ich hinaus, faßte ihn und schob ihn hinein. Nun erscholl drüben ein lauter Schrei; ein dritter Schuß krachte, und die Kugel traf ganz in der Nähe meiner Achsel die Kante der Thüre. Das war sicher des Todten Sohn gewesen, welcher mir durch seinen Ruf andeuten wollte, daß die Kugel aus dem Gewehre des Bluträchers komme. Es war also nun wirklich Ernst geworden.
    »Sihdi,« meinte Halef, »schießen wir nicht auch?«
    »Jetzt noch nicht.«
    »Warum jetzt nicht? Wir schießen besser wie sie, und wenn wir auf ihre Fenster zielen, so werden sie sich sehr in Acht zu nehmen haben.«
    »Das weiß ich. Aber wir wollen zunächst sehen, ob wir ihnen nicht entrinnen können, ohne Einen von ihnen tödten zu müssen. Es ist genug an dem Erbissenen.«
    »Wie wollen wir entrinnen? Sobald wir mit den Pferden vor die Thüre kommen, werden wir Kugeln erhalten.«
    »Aber diese Leute wollen ja die Pferde haben und werden diese also nicht treffen wollen. Wenn wir uns hinter die Thiere verstecken, so schießen sie vielleicht nicht.«
    »O, Sihdi, ehe sie uns mit den Pferden entkommen lassen, werden sie dieselben lieber tödten!«
    Das war allerdings wahr. Ich sann und sann, um ein Mittel zu finden, uns ohne Blutvergießen aus dieser fatalen Lage zu befreien; vergeblich! Da erbarmte sich der Engländer meiner.
    »Worüber nachdenken, Sir?«
    Ich sagte es ihm.
    »Warum sollen wir nicht schießen, wenn sie schießen? Dann sind einige kurdische Diebe weniger! Was weiter? Könnten fortkommen, ganz gut! Ohne einen Schuß! – Hm! Geht aber nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Blamiren uns! Würde aussehen wie Flucht! Wäre scandalös!«
    »Das kann uns gleichgültig sein. Ihr wißt, Sir, daß ich mich gewiß nicht zu etwas entschließen werde, was uns in Wirklichkeit blamirt. Also sagt mir Euern Plan.«
    »Müssen erst wissen, ob wir auch von hinten belagert werden.«
    »Da gibt es keine Gebäude.«
    »Aber vom Felde aus!«
    »Nun, weiter!«
    »Könnten ja ein Loch in die Mauer machen!«
    »Ah, wirklich; das ist kein übler Gedanke!«
    »Well! Sehr gut! Ausgezeichnet! Kommt von Master Lindsay! Yes!«
    »Aber die Werkzeuge fehlen uns!«
    »Habe ja meine Hacke!«
    Allerdings hatte er sein ›Häcklein‹ stets am Sattel mit sich geführt; das Ding aber paßte wohl, um das Loch für eine Pflanze in ein Gartenbeet zu machen, nicht aber, um eine Mauer einzureißen.
    »Diese Hacke ist zu schwach, Sir. Vielleicht ist im Hofe ein Werkzeug zu finden. Kommt heraus!«
    Ich theilte den Andern den Plan des Engländers mit, und sie begleiteten uns. Ich stieg auf die Mauer und sah, daß man dieser Seite des Hauses gar keine Beachtung geschenkt habe; denn nirgends war ein Mensch zu sehen. Die Kurden nahmen jedenfalls an, daß wir der Pferde wegen das Haus nur durch den vorderen Eingang verlassen könnten, und daß sie in Folge dessen nur diesen zu blokiren brauchten, um uns in der Falle zu fangen.
    »Hier!« hörte ich Lindsay rufen. »Hier ist etwas, Sir!«
    Das Ding, welches er triumphirend in die Höhe hob, glich einem an seiner Spitze mit Eisen beschlagenen Hebebaume und war ganz geeignet, ein Stück der alten Mauer in Bresche zu legen.
    »Das geht! Nun haben wir dafür zu sorgen, daß wir ungestört arbeiten können und bei den Schützen da drüben keinen Verdacht erwecken. Halef mag die Pferde in den Hof schaffen; Amad legt sich auf das Dach, um Wache zu halten, damit Niemand bemerkt, was wir hier thun. Ich und Lindsay werfen die Mauer um, und Mohammed mag zuweilen durch das Fenster einen Schuß abgeben, damit sie denken, daß wir uns alle in der Stube befinden. Gelingt es uns, auf diese Weise hinauszukommen, so brauchen wir doch darum noch keine ehrlose Flucht zu ergreifen, sondern wir reiten in Parade an ihnen vorüber. Sie werden vor Erstaunen ganz sicher das Schießen vergessen.«
    Diese Arbeitstheilung bewährte sich ganz vortrefflich. Halef beschäftigte sich mit den Pferden; der Haddedihn hielt in aller

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