Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
zusammengekommen sind, ist Dein Rath niemals ein guter gewesen.«
    »Ich bin mir dessen nicht bewußt, obgleich ich nicht mit Euch streiten will. Ich bin nicht Allah, sondern ich bin ein Mensch, der sich irren kann. Ihr habt mir bisher die Leitung freiwillig überlassen, weil Ihr Vertrauen zu mir hattet; da ich nun aber sehe, daß dieses Vertrauen verschwunden ist, so trete ich ebenso freiwillig zurück. Mohammed Emin, Du bist der Älteste von uns; es sei Dir gern die Ehre gegönnt, unser Anführer zu sein.«
    Das hatten sie nicht erwartet; aber der letzte Satz schmeichelte dem alten Haddedihn zu sehr, als daß er mein Anerbieten unerörtert zurückgewiesen hätte.
    »Ist dies Dein fester Wille, Emir? Und Du glaubst wirklich, daß ich Euer Anführer sein kann?«
    »Ja, denn Du bist ebenso weise, wie stark und tapfer.«
    »Ich danke Dir! Aber ich kenne das Kurdische nicht.«
    »Ich werde Dein Dolmetscher sein.«
    Der gute Mann begriff nicht, daß es infolge der eigenthümlichen Zusammensetzung unserer kleinen Gesellschaft gar nicht möglich war, die absolute Führung in eine bestimmte Hand zu legen.
    »Übrigens,« fügte ich hinzu, »kommen wir ja sehr bald in Gegenden, wo nur Arabisch gesprochen wird.«
    »Sind die Anderen mit Deinem Vorschlage einverstanden?« frug Mohammed.
    »Hadschi Halef Omar wird thun, was ich will, und den Engländer werde ich jetzt einmal fragen.«
    Nachdem ich dem Engländer die Sachlage erklärt hatte, entgegnete er trocken:
    »Macht keinen Fehler, Master! Habe längst bemerkt, daß die Haddedihn irgend Etwas auf dem Herzen haben. Wir sind Christen, wir sind ihnen viel zu human. Well!«
    »Ihr werdet das Rechte getroffen haben. Nun soll ich Euch fragen, ob Ihr Scheik Mohammed als Führer anerkennt?«
    »Yes, wenn er die Wege weiß. Im Übrigen aber kümmere ich mich den Kuckuck um einen Führer. Ich bin Englishman und thue, was mir beliebt!«
    »Soll ich ihm dies sagen?«
    »Sagt es ihm, und sagt ihm meinetwegen noch Verschiedenes, was Euch beliebt. Ich bin es zufrieden, selbst wenn dieser Köhler Allo den Meister spielen will.«
    Ich machte diese Meinung dem Haddedihn bekannt mit den Worten:
    »David Lindsay-Bey ist einverstanden. Ihm ist es gleich, wer Anführer ist, Du oder Allo, der Kohlenbrenner. Er ist ein Emir aus Inglistan und thut nur das, was ihm gefällt.«
    Mohammed Emin zog die Brauen ein wenig zusammen; seine Herrschaft gerieth gleich im Anfange in’s Wanken.
    »Wer Vertrauen zu mir hat, der wird mit mir zufrieden sein,« meinte er. »Doch jetzt wollen wir über den Bebbeh sprechen. Er hat den Tod verdient. Soll er die Kugel oder den Strick erhalten?«
    »Keines von Beidem. Ich habe Dir bereits gesagt, daß ich mich mit meinem Worte für sein Leben verbürgt habe.«
    »Emir, das gilt nichts mehr, denn ich bin Anführer geworden. Was der Anführer sagt, das muß geschehen!«
    »Was der Anführer sagt, das wird geschehen, wenn die Anderen damit einverstanden sind. Ich werde nicht zugeben, daß mein Wort gebrochen wird.«
    »Effendi!«
    »Scheik Mohammed Emin!«
    Da zog der kleine Halef eine seiner Pistolen hervor und frug mich:
    »Sihdi, wünschest Du, daß ich irgend Jemandem eine Kugel durch den Kopf jage? Bei Allah, ich thue es sofort!«
    »Hadschi Halef Omar, laß Deine Waffe stecken, denn wir sind Freunde, obgleich die Haddedihn dies zu vergessen scheinen,« antwortete ich ruhig.
    »Herr, wir vergessen es nicht,« vertheidigte sich Amad el Ghandur; »Du aber darfst auch nicht vergessen, daß Du ein Christ bist, der sich in Gesellschaft wahrer Gläubigen befindet. Hier gelten die Gesetze des Kuran, und ein Christ soll uns nicht hindern, sie auszuüben. Du hast schon den Bruder dieses Scheiks vertheidigt; ihn selbst lassen wir uns nicht entreißen. Warum gebietest Du uns, nur auf die Pferde zu schießen? Sind wir Knaben, welche ihre Waffen nur zum Spielen erhielten? Warum sollen wir Verräther schonen? Die Lehre, welcher Du folgest, wird Dir noch das Leben kosten!«
    »Schweig, Amad el Ghandur, denn Du bist allerdings noch ein Knabe, obgleich Du einen Namen trägst, der ›Held‹ bedeutet! Lerne erst Männer kennen, ehe Du redest!«
    »Herr,« rief er zornig, »ich bin ein Mann!«
    »Nein, denn wärest Du ein Mann, so wüßtest Du, daß ein solcher nie sich zwingen läßt, sein Wort zu brechen!«
    »Du sollst es nicht brechen, denn nur wir sind es ja, die den Bebbeh bestrafen.«
    »Ich verbiete es!«
    »Und ich befehle es!« rief Mohammed Emin, indem er sich zornig

Weitere Kostenlose Bücher