Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ist, als eine unbesonnene Hast. Der Dieb hält sich entweder noch in Damaskus versteckt, oder er hat schleunigst die Stadt verlassen. Ihr müßt für den zweiten Fall gerüstet sein. Was würdest Du thun, Jacub Afarah, wenn er bereits entwichen wäre?«
    »Wüßte ich die Richtung, so würde ich ihn verfolgen, bis ich ihn fände, und wenn ich bis an das Ende der Welt gehen müßte!«
    »So sende nun schnell Schafei zur Polizei. Er mag Anzeige erstatten, damit sofort die Thore besetzt und außerdem Streifwachen durch die Ghuta gesendet werden. Er mag ferner für Dich einen Paß besorgen, welcher durch das ganze Reich des Großherrn Geltung hat, und eine Begleitung berittener Khawassen, auf deren Hülfe Du Dich verlassen kannst.«
    »Effendi, Deine Rede ist besser als vorhin mein Zorn. Dein Auge ist schärfer als das meinige; willst Du mir auch ferner beistehen?«
    »Ja. Führe mich jetzt in die Stube, welche der Dieb bewohnt hat!«
    Schafei eilte fort, und wir Andern suchten die Wohnung des falschen Afrak auf. Da zeigte es sich, daß er mit dem Vorsatze fortgegangen war, nicht wieder zurückzukehren; aber es ließ sich sonst nicht das Geringste entdecken, was irgend einen Fingerzeig geben konnte.
    »Das war umsonst. Wir müssen versuchen, andere Spuren zu entdecken. Wir Drei wollen uns theilen, um zu sehen, ob wir an den Thoren der Stadt und bei den Führern und Thierverleihern eine Nachricht erhalten können.«
    Dieser Vorschlag wurde von Jacub und Halef mit Freude angenommen, und schon zwei Minuten später ritt ich auf dem Esel nach dem Gottesthore. Mein Pferd hatte ich nicht nehmen wollen, da ich nicht wußte, ob seine Kräfte mir später nöthiger sein würden. Meine Bemühungen waren übrigens ohne Erfolg. Ich fragte und forschte an allen Orten, wo ich eine Auskunft vermuthen konnte; ich durchstreifte die Ghuta und traf da auch auf die bereits ausgesandten Patrouillen, fand aber nicht die mindeste Spur und kehrte drei Stunden nach Mittag schweißtriefend wieder heim. Jacub war bereits einige Male dagewesen, aber wieder fortgeritten; auch Halef hatte nichts Sicheres erfahren, doch brachte er mir wenigstens eine Hoffnung mit. Er hatte die nördliche Seite der Stadt übernommen gehabt und war da an dem Zelte vorüber gekommen, in welchem wir gestern gesessen hatten. Am Eingange des Zeltes stand die Sängerin, die ihn wieder erkannte und ihn zu sich winkte. Sie hatte gestern bemerkt, daß wir Mamur’s wegen so plötzlich aufgebrochen waren, und sagte nun Halef, daß ich zu ihr kommen möge, wenn ich etwas über diesen Mann wissen wolle.
    »Aber warum hat sie es nicht gleich Dir gesagt, Halef?« fragte ich.
    »Sihdi, sie kann nicht arabisch und ich ganz wenig das Türkische, welches sie redet; sie spricht es so, daß ich es nicht verstehe. Selbst das, was sie mir heute sagte, habe ich mehr errathen müssen.«
    »So reiten wir sofort hinaus zu ihr und nehmen unsere Pferde, weil die Esel müde sind.«
    Es war der letzte Tag des Festes, das fünf Tage dauerte.
    Als wir nach einem schnellen Ritt das Zelt der Presnitzer erreichten, zeigte es sich nicht so sehr überfüllt, wie am Tage vorher. Die Musik machte grad eine Pause, und so kam es, daß ich sogleich mit dem Mädchen sprechen konnte. Vor Zuhörern brauchte ich keine Sorge zu haben, da unsere kurze Unterhaltung in deutscher Sprache geführt wurde.
    »Warum rissen Sie gestern so schnell aus?« fragte mich die Sängerin.
    »Weil ich dem Manne folgen wollte, welcher gleich nach seinem Eintritte das Zelt wieder verließ. Ich wollte wissen, wo er wohnt.«
    »Das sagt er Niemand.«
    »Ah, das wissen Sie?«
    »Ja. Er kam gestern bereits zum dritten Male in das Zelt. Dort, dicht neben uns, saß er neben einem Engländer, dem er auch nicht sagte, wo seine Wohnung sei.«
    »Sprach er englisch, oder redete der Engländer arabisch?«
    »Sie sprachen englisch, und ich verstand jedes Wort. Der Gentleman hat ihn als Dolmetscher engagirt.«
    »Nicht möglich! Für hier oder für die Reise?«
    »Für die Reise.«
    »Wohin?«
    »Das weiß ich nicht; ich hörte nur, daß die erste Ortschaft Salehiëh heiße.«
    »Und wann wollten sie aufbrechen?«
    »Sobald der Dolmetscher mit einem Handel fertig ist, wegen dessen er nach Damaskus kam. Ich glaube, er sprach von einem Olivenölgeschäft für Beirut.«
    Sonst wußte sie nichts. Ich dankte und gab ihr ein Geschenk.
    Damit Jacub nicht ohne Nachricht bliebe, sandte ich Halef zu ihm; ich aber umritt die Stadt, um an das Gottesthor zu

Weitere Kostenlose Bücher