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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte, das ließ sich leicht erklären. Seine Sicherheit erforderte es.
    Mit dem Dorfe Schijit erreichten wir die Quellen des Barrada, welche sehr hoch liegen. In dem Orte fanden wir die Aussage des Sebdanianer Boten bestätigt und ritten Sorheïr entgegen. Der Weg führte abwärts, und dabei zeigte es sich, daß unsere Khawassen schlecht beritten waren. Ihre Pferde hatten zwar die Anstrengung des gestrigen Tages ausgehalten, wären aber zu einem zweiten solchen Ritt durchaus unfähig gewesen. Auch die Miethpferde Jacub’s taugten nichts, und so wurde unser Ritt von Viertelstunde zu Viertelstunde langsamer. Das war keine Art und Weise, Leute einzuholen, welche acht bis neun Stunden Vorsprung hatten.
    Ich machte Jacub den Vorschlag, mit Halef vorauszureiten, aber er gab dies nicht zu; er behauptete, uns ganz nothwendig zu brauchen, da er sich trotz der Khawassen ohne uns verlassen fühle. Ich mußte also diesen jedenfalls vortheilhaften Gedanken aufgeben und tröstete mich schließlich mit der Überzeugung, daß Lindsay bei seiner Leidenschaft für Ausgrabungen sich nicht sehr schnell aus der Gegend Baalbeck’s fortlocken lassen werde.
    Wie aber war der Engländer eigentlich nach Damaskus gekommen? Wie war es ihm geglückt, da unten am Euphrat dem Tode zu entgehen? Ich war wirklich begierig, dies zu erfahren,und darum ärgerte mich unser jetziges schneckenartiges Fortkommen doppelt.
    Sorheïr liegt an einem Bergstrome, welcher sich in den Barrada ergießt, sehr hübsch unter Gruppen von Silber- und italienischen Pappeln und ist trotz seines Namens, welcher ›die Kleine‹ bedeutet, ein ganz ansehnliches Dorf. Wir hielten Rast, und die Khawassen vertheilten sich, um Erkundigungen einzuziehen. Wir hörten bald, daß die Gesuchten vorübergekommen seien und den Weg nach dem Übergangspasse des Antilibanon eingehalten hätten. Nach nur kurzer Erholung folgten wir ihnen.
    Es war zunächst eine weite Ebene zurückzulegen, und dann gelangten wir in ein Thal, in welchem wir über eine Stunde lang zu dem erwähnten Passe emporzuklimmen hatten, links steile Felsen und rechts einen tiefen Abgrund, in welchem die Wasser eines Bergstromes brausten. Oben auf dem Passe angekommen, sahen wir, daß der westliche Abhang des Antilibanon, auf welchem wir uns befanden, weit steiler abfiel, als der östliche. Unser Führer theilte uns mit, daß Baalbeck in gerader Linie fünf Stunden von hier liege, daß wir aber bei den Krümmungen des Weges und bei dem schlechten Zustande der Pferde bedeutend längere Zeit brauchen würden.
    Er hatte recht. Wir mußten zahlreiche Quer- und Seitenthäler durchreiten, und als wir endlich die gewaltigen Ruinen der Sonnenstadt zu uns emporschauen sahen, lag immer noch eine mehrere Stunden lange Strecke zwischen uns und ihnen. Einer der Khawassen erklärte sogar, daß sein Pferd nicht weiter könne, und ihr Anführer befahl, in Folge dessen Halt zu machen. Keine Bitte und keine Versprechung half, und da Jacub erklärte, daß die Khawassen ihm anvertraut seien und er sich also nicht von ihnen trennen könne, so blieb uns nichts Anderes übrig, als uns zu fügen.
    Glücklicher Weise gelang es mir, den Anführer zu bewegen, nach kurzer Rast wenigstens eines der kleinen, malerisch unter uns liegenden Dörfchen noch zu erreichen, wozu ihn aber auch nur ein Bakschisch bewegen konnte. Als wir dort anlangten, erfuhren wir, daß ein grauer Engländer durchgekommen sei, der sich mit dem Dragoman gezankt habe, und kurze Zeit später ritt ein Mann durch das Dorf, den ich sofort ansprach. Es war der Führer Lindsay’s; er kehrte nach Schijit zurück und erzählte, daß er gar nicht mit nach Baalbeck gekommen, sondern im letzten Dorfe verabschiedet und abgelohnt worden sei.
    Seiner Meinung nach sei eine Art von Zwiespalt zwischen dem Inglis und seinem Dragoman eingetreten, und der Inglis sei ein sehr vorsichtiger Mann, welcher die Hände immer an seinen kleinen Pistolen liegen habe, die zwar nur einen Lauf besäßen, aus denen man aber öfters schießen könne, ohne zu laden.
    Die Besorgniß um meinen alten Master Lindsay drängte sich mir immer mehr auf während der Nacht.
    Ich hatte keine Ruhe, mich floh der Schlaf. Und als sich das erste Licht des Morgens zeigte, weckte ich die Begleiter und mahnte zum Aufbruche, eine Weisung, welcher sie sich nur nach einem abermaligen Bakschisch fügten. Überhaupt schien es mir, als ob die Khawassen die Absicht hegten, Jacub nur nach dem Maßstabe seiner Freigebigkeit behülflich

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