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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Omar’s; er freute sich, den jungen Mann zu sehen, und ging gern mit uns in das erste beste Kaffeehaus.
    Hier erfuhr ich, daß das Reitkameel, welches damals der Wekil von Kbilli so verrätherisch an Abu el Nassr überlassen hatte, demjenigen, das Omar von seinen Freunden erhielt, überlegen gewesen war. Gleichwohl aber hatte er ihn bis Derna nicht aus den Augen verloren; dort aber hatte sich sein Kameel erst erholen müssen, und als er dann auf der Spur des Verfolgten nach Bomba kam, war es diesem bereits gelungen, sich einer Eilkaravane nach Siwah anzuschließen. Omar mußte bis zur nächsten Gelegenheit warten und überdies sein Kameel gegen ein schlechteres vertauschen, um durch das Sümmchen, welches er herausbekam, sein Leben fristen zu können. Erst drei Wochen später hatte er sich einem Zuge angeschlossen, welcher durch die nördliche Wüste Barka und durch das Wadi Dschegabib nach der Oase Siwah ging. Dort angekommen, hatte er erst nach langem und vielem Suchen und Fragen erfahren, daß Abu el Nassr über Omm Soghir und Mogarrah nach dem Birket el Kherum gegangen sei. Als Omar diesen See erreichte, war all sein Nachforschen vergebens gewesen, und er hatte daraus geschlossen, daß Abu el Nassr einen andern Weg eingeschlagen habe und auf einer der südlicheren Karavanenstraßen vielleicht nach El Wah, Farafer oder Daket gegangen sei. In Folge dessen suchte er diese drei Oasen auf und konnte nichts erfahren; erst in Tafah, wohin er sich nun begab, errieth er aus einigen Andeutungen, welche ihm gemacht wurden, daß der Gesuchte unter einem andern Namen auf einem Nilschiffe stromabwärts gefahren sei. Er suchte nun alle Städte und Dörfer an den Ufern des Niles ab und kam ganz zerrissen und erschöpft in Kairo an.
    Dort endlich war es ihm ganz unerwartet geglückt, Abu el Nassr am Platz Mehemed Ali’s zu erblicken. Er hatte ihn durch den ganzen Boulevard Mehemed Ali’s bis zur Esbekieh verfolgt, ihn aber dann aus den Augen verloren. Nun war er Tag und Nacht ruhelos in der Stadt herumgestrichen, und es war ihm doch endlich gelungen, Abu el Nassr im Hafen von Bulak wieder zu sehen, doch grad in dem Augenblick, als dieser ein nordwärts fahrendes Schiff betrat, um die Stadt zu verlassen;er selbst war von dem Reïs zurückgewiesen worden, weil er kein Geld hatte, die Passage zu bezahlen, und man ihn auch nicht gegen Schiffsarbeit mitnehmen wollte.
    Brennend vor Zorn und Rache, hatte er zusehen müssen, daß ihm der Todfeind abermals entging; doch ein arabischer Scheik, welchem er seine Lage erzählte, hatte ihm ein Pferd geschenkt, um auf dem Landwege dem Schiffe folgen zu können. So war er denn über Terraneh, Giza, Nadir, Negileh und Dahari dem Rosette-Arm des Niles nachgeritten, aber endlich in Ramaniëh zu der Erkenntniß gekommen, daß das gesuchte Schiff den Damiette-Arm benutzt haben müsse. Er ritt nun über Kasr el Madschar und Mehallet el Kebir quer durch das Delta und erfuhr wirklich in Samanud, daß es hier angelegt habe und dann weiter stromabwärts gefahren sei. So folgte er der nun sichern Spur bis Damiette, wo er zu spät in Erfahrung brachte, daß der Gesuchte mit einem Kornschiffe nach Adalia gefahren sei.
    Er war ganz mittellos und mußte sich durch Hafenarbeit erst so viel verdienen, um ihm folgen zu können, denn das, was er für sein Pferd löste, reichte nicht hin. Endlich gelang es ihm, unentgeltlich nach Cypern zu kommen, und von hier aus nahm ihn ein Fischer mit an das Festland. Er erreichte dasselbe gegenüber von Cypern in Anamar und kam dann zu Fuße über Selindi und Alaja endlich nach Adalia. Hier aber blieben alle seine Nachforschungen vergebens. Es war bereits eine zu lange Zeit vergangen, und er besaß nicht Mittel und Erfahrung genug, um seine Nachforschungen in der rechten Weise vorzunehmen.
    Trotzdem verlor er die Ausdauer nicht, welche ihm von dem Gesetze der Blutrache befohlen war. Er schloß aus der Richtung, die Abu el Nassr eingeschlagen hatte, daß dieser beabsichtige, nach Constantinopel zu gehen, und bettelte sich quer durch Anadolien hindurch. Das ging sehr, sehr langsam, und in Kutahija wurde er krank; die erlittenen Strapazen warfen ihn auf mehrere Monate nieder, und es war ein Glück für ihn, daß er in einem Derwischkloster Pflege fand.
    So langte er denn erst nach vielen, vielen Monaten, während welcher Zeit ich eine weit größere Reise gemacht hatte, in Stambul an. Er hatte noch keine sichere Spur gefunden, gab aber die Hoffnung nicht auf. Um leben und sich

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