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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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padischahnün?«
    »Der reicht nicht bis zu den Dscheheïne. Dies sind freie Araber, welche der Großscherif von Mekka beschützt.«
    »So helft euch selbst! Fangt die Räuber!«
    »Effendi, du sprichst, wie ein Franke redet, der dies nicht versteht. Wer kann Abu-Seïf fangen und töten?«
    »Er ist doch nur ein Mensch.«
    »Aber er besitzt die Hilfe des Scheïtan. Er kann sich unsichtbar machen; er kann die Luft und das Meer durchfliegen; er wird weder durch einen Säbel, noch durch ein Messer, noch durch eine Kugel verwundet, aber sein Säbel ist faldschymisch; er dringt durch Thüren und Mauern und schneidet mit einem Hiebe gleich hundert und noch mehr Feinden Leib und Seele auseinander.«
    Teufels.
    Verhext, bezaubert.
    »Den möchte ich sehen!«
    »O wehe, wünsche das nicht, Effendi! Der Teufel sagt es ihm, daß du ihn sehen willst, und dann kannst du dich darauf verlassen, daß er kommen wird. Ich gehe, um dir die Teppiche zu holen; dann lege dich schlafen und bete vorher zu deinem Gott, daß er dich bewahre vor allen Gefahren, die dir drohen.«
    »Ich danke für deinen Rat, aber ich bete gewöhnlich vor dem Schlafengehen.«
    Er brachte uns die Decken, in welche wir uns hüllten, und wir schliefen sehr bald ein, da wir von unserem Ritt ermüdet waren.
    Während der Nacht hatten einige Matrosen sowohl am Lande die Schlafenden als auch an Bord das Geld bewacht. Am Morgen versammelten sich alle auf dem Schiffe. Der Anker wurde gehoben, das Seil gelöst; man stellte die Segel, und der Sambuk steuerte südwärts.
    Wir waren ungefähr drei Viertelstunden lang unter Segel gewesen, als wir ein Boot erblickten, welches in der gleichen Richtung vor uns ruderte. Als wir näher an dasselbe herankamen, sahen wir zwei Männer und zwei völlig verschleierte Frauen darin.
    Das Boot hielt bald an, und die Männer gaben ein Zeichen, daß sie den Sambuk anzureden gedächten. Der Steuermann ließ das Segel abfallen und hemmte so den Lauf unsers Fahrzeuges. Einer der beiden Ruderer erhob sich und rief:
    »Sambuk, wohin?«
    »Nach Tor.«
    »Wir auch. Wollt ihr uns mitnehmen?«
    »Bezahlt ihr?«
    »Gern.«
    »So kommt an Bord.«
    Das Schiff legte bei, und die vier Personen stiegen an Bord, während das Boot ins Schlepptau genommen wurde. Dann setzte der Sambuk seine Fahrt fort.
    Der Wergi-Baschi begab sich in die Kajüte, jedenfalls um für die Frauen Platz zu machen; dann wurden dieselben den Blicken der Männer entzogen. Sie mußten an mir vorüber. Als Europäer brauchte ich mich nicht abzuwenden, und so bemerkte ich zu meiner Verwunderung, daß keine Atmosphäre von Parfüm sie umgab; denn die Frauen des Morgenlandes pflegen sich so zu parfümieren, daß man den Geruch bereits aus einer beträchtlichen Entfernung verspürt. Ein Odeur allerdings fiel mir auf, ein Odeur, der sich wie ein unsichtbarer Schweif hinter ihnen herzog, nämlich jener jedem Orientalen bekannte Geruch, welcher halb vom Kamele und halb von dem unfermentierten Rasr-Tabak stammt, den viele Beduinen zu rauchen pflegen, und welcher auf die Geruchs- und Geschmacksnerven ganz dieselbe Wirkung hat wie weiland der Inhalt der französischen Seegrasmatrazen, den aus Mangel an Besserem während des letzten Krieges so mancher deutsche Held in seine Pfeife stopfte. Ich empfand ganz den Eindruck, als seien zwei Kameltreiber an mir vorüber gegangen; wenigstens war es gewiß, daß der berühmte persische Dichter Hafis Schems-ed-Din Mohammed auf diese beiden Grazien nicht seine Verse:
    »Wenn deiner Locken Wohlgerüche Ums Grab mir wehn, Dann sprießen tausend Blumen Aus meinem Hügel auf –«
    gesungen hätte. Ich sah ihnen auch sehr aufmerksam nach, bis sie hinter der Thüre des Verschlages verschwunden waren, konnte aber weiter nichts Besonderes bemerken. Vielleicht hatten sie eine lange Kamelreise hinter sich, so daß die Ausdünstungen des »Wüstenschiffes« nicht leicht aus ihren Kleidern zu bringen waren.
    Ihre beiden Begleiter sprachen erst längere Zeit mit dem Steuermanne und dem Baschi; dann suchte der eine mich zu entern.
    »Ich höre, daß du ein Franke bist, Effendi?« fragte er mich.
    »Ja.«
    »So bist du hier unbekannt?«
    »Ja.«
    »Du bist ein Nemtsche?«
    »Ja.«
    »Haben die Nemsi auch einen Padischah?«
    »Ja.«
    »Und Paschas?«
    »Ja.«
    »Du bist wohl kein Pascha?«
    »Nein.«
    »Aber ein berühmter Mann?«
    »Pek, billahi – bei Gott, sehr!«
    »Du kannst schreiben?«
    »Peh ne güzel – und wie schön!«
    »Auch schießen?«
    »Daha ei –

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