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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dann beschäftigte ich mich mit Einträgen in mein Tagebuch, behielt aber dabei sowohl den Verschlag, als auch die beiden Araber immer im Auge. Es war mir, als hätte ich alle Augenblicke ein unangenehmes Ereignis zu erwarten; dennoch aber verging der Tag, ohne daß irgend etwas Bedenkliches eingetreten wäre.
    Der Abend dämmerte bereits, als wir in einer kleinen Bucht vor Anker gingen, welche gebildet wird durch eine hufeisenförmige Krümmung des Dschebel Nayazet, der zur großen Granitkette des Sinai gehört.
    Die Küste war sehr schmal, denn nur wenige Schritte vom Ufer entfernt stiegen die tief zerklüfteten Felsen steil zum Himmel empor. Der Ankerplatz bot aus diesem Grunde vollständige Sicherheit gegen die Winde, ob aber heute auch gegen andere Störungen – –? Ich hätte gern einige der nächsten Klüfte und Felsenspalten untersucht, leider aber war der Abend bereits da, ehe die Türken das Land betreten hatten, um, wie gewöhnlich, Feuer anzuzünden.
    El Mogreb und eine Stunde später el Aschia, die beiden Abendgebete, hallten feierlich die steilen Bergwände empor. Wer hier vielleicht verborgen war, mußte unsere Anwesenheit hören, selbst wenn er unser Feuer nicht gesehen hätte. Wie gestern, so hatte ich es auch heute vorgezogen, die Nacht auf dem Fahrzeuge zuzubringen, und mit Halef ausgemacht, daß wir abwechselnd wachen wollten. Später kamen einige der Matrosen wieder an Bord, um die Wache zu übernehmen, und da traten auch die beiden Frauen aus dem Verschlage, um an Deck die frische Abendluft zu genießen. Sie hatten sich auch jetzt doppelt verschleiert; das konnte ich bemerken, weil die Sterne des Südens einen solchen Glanz verbreiteten, daß es nicht schwer war, das ganze Verdeck zu überblicken. Sie kehrten aber bald wieder zu ihrem Verschlage zurück, dessen Thüre ich mit meinen Augen beobachten konnte, obgleich ich diesmal im Vorderteile des Fahrzeuges lag.
    Halef schlief ungefähr fünf Schritte von mir entfernt. Als Mitternacht herankam, weckte ich ihn heimlich und flüsterte:
    »Hast du geschlafen?«
    »Ja, Sihdi. Jetzt schlafe du!«
    »Ich kann mich auf dich verlassen?«
    »Wie auf dich selbst!«
    »Wecke mich bei der geringsten Ursache zum Verdachte.«
    »Das werde ich thun, Sihdi!«
    Ich hüllte mich fester in den Teppich und schloß die Augen. Ich wollte schlafen, aber es gelang mir nicht. Ich sagte in Gedanken das Einmaleins auf – es half nicht. Da griff ich zu dem Mittel, welches sicher stets den Schlaf bringt. Ich verdrehte die geschlossenen Augen so, daß die Pupillen ganz nach oben zu stehen kamen, und bemühte mich, an gar nichts zu denken. Der Schlummer kam und – – halt, was war das?
    Ich wickelte den Kopf aus der Decke und spähte zu Halef hinüber. Auch er mußte aufmerksam geworden sein, denn er hatte sich, wie horchend, halb emporgerichtet. Ich hörte jetzt nichts mehr, aber als ich das Ohr wieder auf das Deck legte, welches einen besseren Schallleiter als die Luft bildete, vernahm ich das seltsame Geräusch wieder, welches mich aufgeweckt hatte, trotzdem es überaus leise war.
    »Hörst du etwas, Halef?« flüsterte ich.
    »Ja, Sihdi. Was ist es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht. Horch!«
    Ein leises, ganz leises Plätschern ertönte jetzt vom Hinterteile her. Draußen am Lande war das Feuer erloschen.
    »Halef, ich gehe jetzt auf einige Minuten nach dem Hinterdeck; bewache meine Waffen und Kleider.«
    Von den drei Türken, welche wieder an Bord gekommen waren, lagen zwei schlafend am Boden; der dritte hatte sich niedergekauert und – schlief jedenfalls auch. Es war denkbar, daß ich von der Kajüte aus beobachtet wurde; daher mußte ich die möglichste Vorsicht anwenden. Ich ließ die Büchse und den Stutzen liegen und legte sowohl den Turban als auch den Haïkab, welche mich durch ihre weiße Farbe verraten hätten. Dann schmiegte ich mich hart an den Boden, gewann den Rand des Deckes und kroch langsam an demselben hin, bis ich die Stelle erreichte, wo am äußersten Backbord eine Art Hühnersteige auf die Decke des Verschlages und zum Steuerruder führte. Ich stieg hinauf, katzenartig leise, darauf kam’s ja an.
    Beduinischer Mantel.
    Es gelang, und nun kroch ich bis hinter an den Ruderwinkel. Ah – – das sonderbare Geräusch war erklärt. Das Boot, welches die beiden Frauen gebracht, und welches der Sambuk in Schlepptau genommen hatte, war von dem Innern des Verschlages aus so scharf angeholt worden, daß es grad unter dem einen Fenster

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