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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu verheimlichen! Oder bist Du etwa ein Unterthan der Inglis, wie Dein Vater?«
    »Ich habe keinen Vater, welcher Unterthan der Inglis ist. Ich bemerke, daß der Barud el Amasat, von welchem Ihr redet, ein ganz Anderer ist, als mein Vater, dessen Namen er unrechtmäßiger Weise angenommen hat.«
    »Was bist Du denn, wenn Du kein Derwisch bist?«
    »Ich bin ein Schaijad es semek und mache eine Reise.«
    »Woher?«
    »Aus Inada am Meere.«
    »Wohin willst Du?«
    »Ich will nach Sofia, um Verwandte zu besuchen. Ich bin keine Stunde lang in Edreneh gewesen. Ich kam während der Nacht hier an und bin durch die Stadt zur andern Seite hinausgeritten. Später dann traf ich auf den Wagen.«
    »Du bist kein Fischer, sondern ein Lügner. Kannst Du beweisen, daß Du in Inada wohnst?«
    »Sende hin, so wird man Dir sagen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe.«
    Diese Frechheit brachte den Kadi beinahe aus der Fassung. Er wendete sich an Isla und fragte ihn:
    »Isla Ben Maflei, hast Du diesen Menschen wirklich im Kloster der Tanzenden zu Stambul gesehen?«
    »Ja,« antwortete der Gefragte. »Er ist es. Ich beschwöre es beim Barte des Propheten und bei den Bärten meiner Väter!«
    »Und Du, Kara Ben Nemsi Effendi, Du hast ihn auch dort im Kloster gesehen?«
    »Ja,« antwortete ich. »Ich habe sogar mit ihm gesprochen.«
    »Und Du behauptest, daß er dieser Derwisch ist?«
    »Er ist es. Er hat es mir sogar gestern Abend und dann auch heut eingestanden. Er glaubt, sich nun durch Leugnen retten zu können.«
    »Er wird sich nur um so unglücklicher machen. Wie aber wollen wir ihm beweisen, daß Ihr Recht habt?«
    Das war eine wunderbare Frage, ganz unwürdig eines Kadi, dem ich den köstlichen Kaffee der Blümchen senden sollte.
    »Ist er es nicht, welcher zu beweisen hat, daß wir Unrecht haben?« antwortete ich.
    »Das ist richtig! Aber da muß ich nach Inada senden!«
    »Erlaubst Du mir, eine Frage auszusprechen?«
    »Rede!«
    »Du hast den Zettel gesehen, welchen wir gestern im Stalle des Handschia gefunden haben?«
    »Ja, Effendi.«
    »Würdest Du ihn wieder erkennen?«
    »Ganz gewiß.«
    »Ist es dieser?«
    Ich nahm den Zettel aus dem Beutel und reichte ihn dem Kadi hin. Dieser betrachtete ihn genau und sagte dann:
    »Er ist es. Warum fragst Du?«
    »Das wirst Du gleich erfahren! Hadschi Halef Omar, kennst Du meinen Geldbeutel?«
    »So gut wie meinen eigenen,« antwortete der Kleine.
    »Ist es dieser?«
    »Ja, er ist es.«
    Jetzt war ich sicher, den Derwisch zu fangen. Ich wendete mich mit der Frage an ihn:
    »Ali Manach, sage mir, wem die Goldstücke gehören, welche sich hier in dem Beutel befinden?«
    »Sie gehören mi – – sie gehören doch jedenfalls Dir, wenn der Beutel wirklich Dein Eigenthum ist,« antwortete er.
    Er hätte sich doch beinahe überrumpeln lassen; aber noch während der Rede hatte er die Falle erkannt.
    »Du machst also keine Ansprüche an das Geld?«
    »Was habe ich mit Deinem Gelde zu schaffen!«
    Der Kadi schüttelte den Kopf.
    »Effendi,« sagte er, »wenn ich ihn nicht fange, Dir gelingt es erst recht nicht. Ich werde den Kerl einschließen lassen und ihn schon zum Geständniß bringen!«
    »So lang können wir aber nicht warten. Bringen wir ihn in das Haus, in welchem ich überfallen wurde! Die Bewohner desselben werden eingestehen müssen, daß er der Mann ist, für den wir ihn halten!«
    »Du hast Recht. Wir werden sie alle gefangen nehmen! Ali Manach, in welcher Gasse liegt dieses Haus?«
    »Ich kenne es nicht,« antwortete der Gefragte. »Ich bin noch nie in Edreneh gewesen!«
    »Seine Lügen werden immer größer! Effendi, würdest Du das Haus selbst finden?«
    »Ganz gewiß. Ich habe es mir gemerkt.«
    »So wollen wir aufbrechen. Ich werde nach Khawassen senden, welche uns folgen und alle Personen, die sich in demHause befinden, gefangen nehmen sollen. Aber Dein Freund Hulam hat dreihundert Piaster geboten. Diese beiden Männer nun haben Dich gefunden. Werden sie das Geld erhalten, Effendi?«
    »Ja, ich werde es ihnen sofort geben.«
    Ich zog den Beutel; aber Hulam hielt mir den Arm fest und sagte im Tone eines Beleidigten:
    »Halt, Effendi! Du bist der Gast meines Hauses. Willst Du meine Ehre zu Schanden machen, indem Du mir nicht erlaubst, zu halten, was ich versprochen habe?«
    Ich sah ein, daß ich ihm den Vorrang lassen mußte. Er zog seine Börse und stand bereits im Begriff, den beiden Khawassen, welche mit freudeglänzenden Blicken am Eingange auf der Lauer standen, das Geld zu

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