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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Völkerschaften mit Muscheln, Salz, Perlen, Kattunstücken etc. bezahlt. Aber diese Tauschmittel waren entweder zu schwer transportabel oder einem baldigen Verderben unterworfen; man suchte deshalb nach einem Stoffe, der sich in alle Werthe fügte, leicht geführlich und dauerhaft war, und fand ihn in den Metallen: man prägte Münzen.
    Erst von diesem Augenblicke an konnte der Handel einen gesunden Aufschwung nehmen, die Arbeit des Einen fruchtbringend in diejenige der Andern eingreifen und die verschiedenartigsten Leistungen sich lückenlos ergänzen. Erst jetzt begann daher die rege Gewerbsthätigkeit, welche wir schon bei den Völkern des Alterthums bewundern und welche zu Leistungen führte, welche von einer Geschicklichkeit in manchen Fächern zeugte, die selbst die neueste Zeit sich noch nicht wieder angeeignet hat.
    Die Arbeit ist das festeste Band, welches sich um die Glieder der menschlichen Gesellschaft schlingt; sie duldet kein Absondern, keine Einsiedelungen, kein abgeschiedenes Dahinträumen, sondern stellt jede gesunde Körper- oder Geisteskraft eng und freundschaftlich neben die andere und weiß ihre hohen und schönen Ziele durch die Macht der Vereinigung zu erreichen. Je weiter sie sich bei den Völkern entwickelte, desto enger und umfassender wurde auch die Vereinigung und gab sich äußerlich durch das Zusammenrücken der Wohnplätze zu erkennen.
    Wer nicht, wie der Landmann, an die Scholle gebunden war, der suchte im Weichbilde der immer zahlreicher anwachsenden Städte Gelegenheit zur gewerblichen Ausbildung, um durch dieselbe seine Gaben zu verwerthen und eine sichere und geachtete Lebensstellung zu erlangen. Es zog sich ein Riß zwischen Stadt und Land, welcher Jahrhunderte überdauert hat, trotzdem die Mauern der Städte längst zerfallen, ihre Wälle planirt und ihre Gräben ausgefüllt worden sind, ein Riß, welcher sich in den verschiedenartigsten Beziehungen geltend machen wird, so lange man überhaupt zwischen Stadt und Land unterscheidet.
    Schon oft haben wir darauf hingewiesen, daß der Mensch sowohl von dem Boden, welcher ihn trägt, als auch von den Verhältnissen, in denen er geboren und erzogen wird, in hohem Grade abhängig sei. Die Trennung, welche sich in rein örtlicher Beziehung zwischen Stadt und Land vollzog, hat einen bedeutenden Gegensatz der Verhältnisse zur Folge gehabt, welcher seinen Einfluß bis sowohl auf das Aeußere als auf die geistigen Eigenschaften des Stadt- und Landbewohners zu erkennen giebt.
    Werfen wir zunächst einen Blick auf Letzteren.
    Mögen die Träume des Frühlings noch so beseligend und verlockend über die Fluren ziehen und die stummen und doch so beredten Mysterien des Waldes ihre rauschenden Fittige noch so erquickend und beruhigend um die heiße Stirn des Wanderers schlagen, mag das Liebeslied der Nachtigall noch so süß am Waldessaum erklingen und der Blumenduft die Sinne des Athmenden berauschen, die Natur ist nicht ein weiches, zartes, sentimentales Weib, welches sich in behaglicher Ruhe auf die grünenden Matten streckt, sondern   eine ernste, strenge Göttin, welche nur nach des Tages Last und Hitze dem kühlen Abende erlaubt, sich auf die Erde zu senken und die Stimme des sorglichen Lebens schon beim Grauen des Morgens wieder erwachen läßt. Sie läßt sich ihre Gaben nur durch angestrengtes Werben entlocken und giebt ihre Blüthen und Früchte nur Demjenigen zum Genusse, welcher sie sich durch mühevolle Arbeit zu verdienen weiß. Die langen Wälderstreifen, welche sich wie dunkelknorrige, kraftzuckende Sehnen über und zwischen das steinigte Skelett der Erde spannen, die fruchtbaren Bodenmuskeln, welche dem Körper unseres Planeten Fülle, Gestaltung und Physiognomie verleihen, sie theilen ihren Character unwiderruflich auch Demjenigen mit, dessen Fuß durch ihre Laub- und Nadelgänge oder über ihre Furchen schreitet.
    Die Natur ist schön, aber ihre Schönheit ist eine urwüchsige, ist nicht nach den Gesetzen der Aesthetik gebildet, und der Stift des Landschafters ebenso wie die Scheere des Gärtners machen sich der Versündigung gegen ihre heilige Eigenthümlichkeit schuldig. Der Jäger, welcher sich seinen Weg durch das Dickicht des Waldes bahnt, der Fischer, welcher am einsamen Ufer des See’s seine Netze trocknet, der Bauer, welcher unter rinnendem Schweiße mit der Härte und Sterilität des Bodens kämpft, sie sind Söhne der Natur in höherem oder geringerem Grade und können sich ihrem Einflusse nicht entziehen. Kraft

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