Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dienen anderen Thieren wieder zur Nahrung. Es sind ebenso viel kleine Welten, die wieder andere noch kleinere Welten in sich schließen.
    Ein Reich dunkler Kräfte, deren Wirkungen wir mit Erstaunen wahrnehmen, verbindet diese Urstoffe alles Irdischen. So entstehen Wesen und Wesen. Sie verwittern, verwelken, sie scheinen zu sterben und zu verschwinden, aber sie verschwinden nicht; sie werden nur zertheilt und ihre Theile gehen als Urstoffe in neue Verbindungen, in neue Gestalten über. Könnte unser Auge erleuchtet das dunkle Gebiet jener nach ewigen Gesetzen wirkenden Kräfte anschauen, es würde der Schleier von einer ganz neuen Welt aufgezogen werden; die ganze Natur, dann gleichsam durchsichtig geworden, würde uns keins ihrer Geheimnisse mehr verbergen. Hier würden wir sehen, wie in den finsteren Klüften der Erdrinde sich die Metalle erzeugen, dort, durch welchen Zauber die Rose sich mit der lieblichsten Nöthe schmückt.
    Felsensteine, Erden, die mannigfaltigen Metalle und Salze sind unserem Auge nur rohe Stoffe ohne Leben, ohne besondere Werkzeuge zur eigenen Vermehrung und Vervollkommnung. Sind sie aber die untersten Glieder an der unendlichen Kette alles Erschaffenen? Und doch, welche Pracht schon in ihnen! Bezwingt nicht des Goldes und des Silbers Gewalt selbst die Herzen der Menschen. Wie strahlt der feste Diamant, und wie lieblich leuchtet des Rubinen röthliches Licht!
    Und fragen wir: was ist Diamant? so erhalten wir zur Antwort:   dieser härteste aller bekannten Stoffe und zugleich der kostbarste der Edelsteine ist nichts weiter als Kohlenstoff im reinsten und festesten Zustande, wie man diesen Stoff zugleich in einem allgemein bekannten, außerordentlich undichten oder porösen Zustande als Kohle kennt. Wie verschieden auch der Diamant und die gemeine Kohle in ihren äußeren Eigenschaften erscheinen, so findet doch keine Verschiedenheit des Stoffes in ihnen statt. Und der Rubin, aus welchen Grundstoffen besteht dieser eben so hoch geschätzte Edelstein? Aus Alumin oder Alaunstoff und dieser leichte metallische Grundstoff ist verbunden mit Oxygen, aus welcher Verbindung der Rubin, eine Thonerde hervorgeht, die rein für sich ziemlich selten vorkommt.
    Schon kennen wir viele Tausende von Steinarten, und noch kennen wir sie nicht alle. Sie erscheinen in allen Gestalten und spiegeln in allen Farben. Die regelmäßigen Bildungen der Krystalle entzücken das Auge; kein irdischer Künstler vermag so zierlich und genau zu schneiden, als die Natur diese Steine geformt hat.
    Manche Steine sind, wie die Kräuter, aus zart zusammengelegten Blättern gebildet; der Asbest oder Amiant ist aus langen feinen Fäden zusammengeballt, die man von einander lösen und zu Gewändern verspinnen und weben kann, weshalb man den Stein auch Bergflachs zu nennen pflegt. Andere Steine wachsen als feines glänzendes Haar, und manche edle Metalle treiben zwischen Felsenrissen gleich Bäumen mit Aesten und Laubwerk; noch andere erscheinen wie niedrige Moose und Steinflechten.
    Hier bildet das Steinreich den allmäligen Uebergang zur Pflanzenwelt, welcher von einer endlosen Zahl der Gräser und Palmen, der Kräuter, Stauden, Gesträuche und Bäume bevölkert ist. Welch unübersehbare Stufenfolge steht zwischen der Trüffel, Tuber cibarium, welche wie ein Erdklumpen, ohne Wurzel, ohne Zweige unter dem Boden anschwillt, und der Rose, welche eine Königin der Gärten heißt! – oder zwischen dem Schwamm und Pilz, der in einer Nacht aufschießt, und der erhabenen Eiche, die Jahrhunderte wächst, oder dem Affenbrodbaum Afrika’s, dem Boabab, Adansonia digitata, der Jahrtausende wächst und in dessen Schatten sich ein ganzes Thal verbirgt.
    Die Pflanzen edlerer Art nähern sich in ihren Verrichtungen schon den Thieren. Geboren aus dem milchreichen Samen, wie das Thier aus   dem Ei, saugen sie aus der Erde ihre Nahrung und die Wurzel ist der Mund. Wie das Blut in dem thierischen Körper, steigen in ihnen Säfte verschiedener Art auf und ab. Es herrscht unter ihnen männliche und weibliche Geschlechtsordnung. Sie begatten sich, indem der umhergehende Blumenstaub die weiblichen Blüthen befruchtet. Sie dünsten aus wie die Thiere, und sterben ohne Nahrung oder im Uebermaß der Hitze oder der Kälte wie die Thiere.
    So sind die Pflanzen gleichsam an eine Stelle des Erdbodens festgewurzelte Thiere; so sind die Thiere willkürlich umherwandelnde Pflanzen. Viele Pflanzen haben einen Schlaf, den sie Abends bei Sonnenuntergang durch das

Weitere Kostenlose Bücher