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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den schimpflichen Neigungen, die sie entehrten und entkräfteten, und den viehischen Verbrechen entarteter Männer einen Damm entgegenzusetzen.
    Diese öffentlichen Häuser waren Anfangs in der Nähe des Hafens, wurden aber später in die Stadt verlegt. Die Dirnen, mit denen sie bevölkert wurden, waren im Auslande aus Staatsmitteln gekauft und wurden auch vom Staate erhalten, wofür sie jedoch verpflichtet waren, von ihrem Verdienste eine Steuer zu zahlen.
    So schädlich die Ausschweifungen der Geschlechter für den Staat waren, so vortheilhaft erwies sich die weibliche Schamlosigkeit der Kunst. Für eine griechische Schöne war es stets eine erwünschte Gelegenheit, den Malern und Bildhauern als Modell zu dienen und ihnen ihre unverhüllten Reize darzustellen; sie leisteten hierdurch nicht nur den Künstlern wesentliche Dienste, sondern machten sich selbst zum Gegenstand der allgemeinsten Bewunderung, und der Ruf ihrer Schönheit konnte auf keine bessere Weise über ganz Griechenland verbreitet werden. Verband eine solche Dame Geist mit ihrer Schönheit, so lächelte ihr das Glück in der   glänzendsten Form; die schönsten Jünglinge wetteiferten um ihre Gunst, Dichter besangen sie in ihren Oden, der Künstler verewigte sie durch Meißel oder Pinsel, und der reiche Wollüstling legte ihr sein Gold zu Füßen.
    Je mehr sich die Blüthe der Kunst in Griechenland entfaltete, desto verfeinerter wurde auch der Geschmack des Volkes, mit desto größerem Raffinement gab es sich den geschlechtlichen Ausschweifungen hin.
    Wir erwähnten schon vorhin der Mädchen, welche in öffentlichen Kneipen durch ihr Spiel und ihren Gesang die Gäste unterhielten und welche man Hetären oder Freundinnen nannte.
    Die Classe der Venuspriesterinnen erhob sich nach und nach zu einer Höhe, daß wir sie mit den Buhlerinnen unserer Zeit gar nicht in Vergleich nehmen können. Oft war eine solche Hetäre Sclavin von Geburt, welche von einer Kupplerin gekauft, in Allem unterrichtet ward, was neben ihren körperlichen Reizen Liebhaber anzulocken im Stande war. Die Kupplerinnen wußten sehr wohl, daß ein Mädchen, welches sich einer geistigen Bildung erfreute, reichere und treuere Liebhaber anzulocken im Stande war, als ein solches, welches nur durch den augenblicklichen Genuß zu fesseln verstand, und sie machten mit dieser ihnen von der Habgier dictirten Methode ganz vorzügliche Geschäfte.
    Besonders von Korinth aus verbreiteten sich die Hetären über ganz Griechenland und die Besseren unter ihnen standen überall in hohem Ansehen, ja einige haben sogar eine Berühmtheit erlangt.
    Die Hetären mußten geblümte Stoffe tragen, Goldschmuck anlegen und ihr Haar mit Blumenguirlanden verzieren; auf die Uebetretung der festgesetzten Kleiderordnung war eine hohe Geldstrafe gesetzt. Wenn sie auf der Straße erschienen, promenirten sie mit fliegendem Haar und enthülltem Busen, während den übrigen Körper ein halb durchsichtiger, feiner Schleier bedeckte. Die vornehmen Hetären erschienen öffentlich gewöhnlich mit einem großen Gefolge von Sclavinnen und ließen sich von diesen in prächtig geschmückten Sänften tragen.
    Die Hetären bürgerten sich in dem öffentlichen Leben der Griechen vollständig ein und erlangten eine nicht geringe Macht über alle öffentliche Angelegenheiten und vorzüglich in der Politik. Einige von ihnen widmeten sich sogar dem Studium der Philosophie, sie bildeten das Auditorium in den Sitzungen der Tribunale, bei den Verhandlungen der   Akademieen; sie wurden von den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit verherrlicht und gaben vortreffliche Motive zu theatralischen Dichtungen.
    Das größte Verdienst, welches die Hetären sich während ihrer dreihundertjährigen Herrschaft erworben, liegt hauptsächlich darin, daß sie die zu dieser Zeit bei den Griechen überhandnehmende Knabenliebe außer Mode brachten. Thatsache ist es indeß, daß die meisten Hetären, obwohl sie die Neigung des Mannes zum Manne verdrängten, sich mit Leidenschaft der lesbischen Liebe hingaben. Wie wir schon früher erwähnten, nennt man solche Weiber Tribaden.
    Die berühmteste Hetäre war Aspasia. Mit den seltensten Reizen von der Natur ausgestattet, verband diese Buhlerin Gaben das Geistes mit einem festen Willen, wodurch sie zur Unsterblichkeit gelangte.
    Durch den Umgang mit Männern, welche in der Staatskunst und in der Wissenschaft Meister waren, brachte sie es bald dahin, daß man ihre Aussprüche für maßgebend hinstellte, daß ihre

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