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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fordert.
    Will man eine angenehme Landpartie oder Promenade, eine heitere Spielpartie haben, so bittet man sie um einen Tag, oder Mittag, oder Abend, und wiederum, je nachdem sie Zeit und Mühe, oder beides zugleich aufgewandt hat, beschenkt man sie.
    Oft überläßt sie sich auch Wochen, Monate oder Vierteljahre an einen Liebhaber und kommt mit ihm über das, was er für sie thun soll, überein. Eine Zeit lang war es Mode in Paris, daß die Vornehmen sich Maitressen mehr aus Staat und Prahlerei, als aus Geschmack und Neigung hielten; dies war nach obigen Berechnung ein sehr kostbarer Luxus. Eine solche Maitresse kostet ihrem abgelebten Liebhaber, dem seine Kräfte ihren Genuß versagen, mehr als in der Türkei einem Pascha sein ganzes zahlreiches Serail, das es sehr gut zu benutzen weiß. Ein solcher Thor, der sich zu Grunde richtet, um die Eitelkeit, die Grillen und Launen einer Courtisane zu befriedigen, muß es ruhig mit ansehen, daß sie an ihren wirklichen Liebhaber mit der einen Hand die Geschenke wegwirft, die sie mit der anderen von ihm, der ihr verhaßt ist, empfängt.
    Oft ist sie auch großmüthig, und bleibt ihrem Geliebten, der sie gleichsam gemiethet hat, treu, so lange er selbst die festgestellten Bedingungen erfüllt, und unterhält ihn sogar, wenn er durch sie alles verschwendet hat, schenkt ihm ihre Freundschaft und ihren Umgang, gehört aber außerdem wieder dem Publikum an.
    Zuweilen machen solche Mädchen mit dem, der sie unterhält, eine Wirthschaft aus, werden in guten Gesellschaften gelitten und man macht gar kein Geheimniß aus ihrer wilden Ehe.
    Die vierte Klasse besteht aus Bürgermädchen, Arbeiterinnen, Putzmacherinnen oder Ladenmädchen, die, wenn ihre Tagearbeit vollendet ist, den Abend bei übelberüchtigten Matronen zubringen. Die Allgemeinheit des Luxus ist die einzige Ursache, daß diese Frauenzimmer von ihren Körpern Gewinn ziehen. Ihr Erwerb bringt ihnen nur so viel ein; als sie zur Leibesnahrung und Nothdurft brauchen; sie suchen daher Abends noch Nebenverdienst, um den Aufwand im Putz zu bestreiten, den der Luxus aller Stände zum wirklichen Bedürfnisse macht. Der weite Umfang von Paris liefert diesen Mädchen tausend Gelegenheiten, vor den Augen ihrer Verwandten und Bekannten ihre Aufführung zu verbergen; ihre Ausschweifungen verlieren sich im Treiben der ungeheuren Stadt, sie behalten den äußeren Anschein von Zucht und Ehrbarkeit bei und machen oft so gute Heirathen, als ob sie immer als Vestalinnen gelebt hätten.
    Die fünfte Klasse begreift die öffentlichen Mädchen, die in meublirten Zimmern allein wohnen, oder eine ältere Freundin bei sich haben, welche für ihren Unterhalt sorgt. Sie machen berüchtigten Matronen   ihre Adressen bekannt, die sie in Modehändlerinnen, Nätherinnen, oder frisch angekommene Landmädchen verkleiden, je nachdem es der Geschmack oder die Grille des Liebhabers verlangt. Auf den Promenaden sind sie nicht zudringlich, reden Niemand an und geben nur Denen den Arm hin, deren Aeußeres einen gewissen Stand oder Wohlhabenheit ankündigt. Sie werden auch häufig unterhalten und machen Land- und Tischpartieen. Am Ende ihre Laufbahn, wenn der Frühling ihrer Reize verblüht ist und sie dem Spital glücklich entronnen sind, suchen sie der Dürftigkeit dadurch auszuweichen, daß sie den ehrenvollen Posten einer Vorsteherin irgend eines Bordells annehmen, oder sich als Kellnerin gebrauchen lassen.
    Die Mädchen in den Bordells, oder in den Muhmenhäusern, wie sie ehemals in Deutschland hießen, bilden die sechste Klasse. Diese werden von einer Matronen gehalten, die sie Bonne nennen, der sie bald leibeigen werden und für die sie mehr als für sich arbeiten müssen.
    In der siebenten Klasse endlich befinden sich die Gassenmädchen oder Aufleserinnen, Grisettes, Impures. Sie streichen des Abends auf der Straße herum und bieten mit vieler Beredsamkeit die geheimen Freuden an, die sie gewähren wollen, oder sie stehen an den Thüren oder an den Fenstern ihrer Wohnungen und locken die Vorübergehenden herbei. Es giebt ihrer von verschiedener Art, nämlich, die sich entweder auflesen, oder dies von einer Matrone bewerkstelligen lassen. Sie sind gezwungen, den Gewinn mit ihr zu theilen und ihr überdies täglich drei bis vier Franken für Wohnung und Kost zu zahlen und außerdem noch von ihrem Antheil zwei Sou von jedem Livre der Magd. Andere suchen durch ihre Gesellschafterinnen, oder auch durch sich selbst, Kunden auf der Gasse zusammen zu treiben,

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