Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Palmen wandeln, und bei den Pulverspielen waren die Flinten blind geladen. Jetzt rüstet man dort zum mörderischen Kampfe. Dieses herrliche Land hat schon so viel Blut getrunken. Es steht unter dem Zeichen des Halbmondes. Geben wir es – fi aman allah – in Gottes Schutz!
Jagd auf wilde Truthühner in Texa s
Das beste, was von dem wilden Truthahn gesagt werden kann, ist, daß er einer der schmackhaftesten eßbaren Vögel ist; viel Intelligenz, diesem Schicksal zu entgehen, beweist er nicht.
Jagd auf wilde Truthühner bei Mondschein.
In der guten alten Koloniezeit fing man den Truthahn auf mancherlei Art. Die eine Methode bestand darin, daß man eine hausähnliche Falle errichtete, deren unterer Teil offen gelassen wurde. Dann wurde eine Spur von Welschkorn gelegt, welcher der Truthahn vertrauensvoll folgte bis inseits der Hütte, wo ihn dann sein Schicksal erreichte. Den Ruf des Vogels nachzuahmen und ihn so aus seinem Versteck zu locken, war auch eine beliebte Jagdmethode.
Truthühner in der Balzzeit zu schießen, wie unsere Zeichnung es darstellt, kann eigentlich kaum mehr Sport im höheren Sinn des Wortes genannt werden; immerhin muß man dabei in Betracht ziehen, daß im südwestlichen Texas Fleisch eben Fleisch ist. Man tötet dort das Wild weniger des Jagdvergnügens als des Eßbedürfnisses wegen. Im fernen Westen, wo die Truthühner sich am liebsten an strombegrenzten Waldungen aufhalten, tragen sie ein geflecktes Federkleid. Während des Tages läßt der Jäger sie in Ruhe, in hellen Mondnächten jedoch schießt er sie zu Dutzenden herab von den schneebedeckten Zweigen der Bäume. Die Tiere scheinen sich der Gefahr meist nicht bewußt zu sein, und da sie reihenweise bei einander sitzen, so tötet ein Schuß oft deren zwei bis drei; dann erst erwacht die ganze Herde und fliegt auf und davon. Das reichliche Futter, welches der Truthahn in Texas findet, macht ihn zum schmackhaftesten aller eßbaren Vertreter des dortigen Vogelgeschlechts.
Die Todeskarawan e
Ein orientalisches Sittenbild von Dr. Karl May
Der Orient! Welche Fülle von phantastischen Vorstellungen knüpft der Nichtkenner an dieses Wort, und wie wenig hält das Morgenland das, was es verspricht! Es ist eine ganze, lange Reihe großer Enttäuschungen, die es demjenigen bietet, der unter der Voraussetzung hinkommt, dort alles duftiger, glänzender und schöner als in der Heimat zu finden. Hat der Osten wirklich mehr Licht, so ist dafür sein Schatten um so tiefer, und unter seiner sogen. Farbenpracht verbirgt sich ein Schmutz, der sonst seinesgleichen sucht, ein Sumpf, dessen Miasmen weit über seine Grenzen hinaus noch nachzuweisen sind. Bilden doch gerade die heiligsten und besuchtesten Orte der islamitischen Welt die Brutstätten jener verheerenden Epidemien, die alljährlich zur Zeit der großen Pilgerzüge sich stets von neuem entwickeln. In dem sunnitischen Mekka erhebt der Würgengel der Cholera seine Flügel, dessen Schläge selbst in Europa zu verspüren sind, und von Kerbela und Meschhed Ali, den beiden Wallfahrtsorten der Schiiten, aus nimmt die orientalische Pest ihren verderblichen Lauf.
Bekanntlich haben sich die Mohammedaner in die beiden gegnerischen Heerlager der Sunniten und der Schiiten geteilt. Die letztern behaupten, daß Ali, der Schwiegersohn Mohammeds, der rechtmäßige direkte Nachfolger des Propheten sei, und erkennen die drei ersten Khalifen Abubekr, Omar und Osman nicht als solche an. Diese Spaltung (Schia) führte schon zu Alis Zeit zu vielen blutigen Treffen, bis er in Kufa ermordet wurde. Das ihm dort errichtete Denkmal gab später Veranlassung zur Gründung der Stadt Meschhed Ali. Sein ältester Sohn Hassan starb in Medina an Gift, sein jüngster und Lieblingssohn Hussein fiel in der Ebene von Kerbela in einer Schlacht, die er den Sunniten lieferte; dort steht die ihm errichtete Grabmoschee, die der heiligste Wallfahrtsort der Schiiten ist.
Während die Sunniten meist Semiten (Araber) sind, hat die Schia ihre Anhänger bei den Ariern (Persern und Indern) gefunden, und der Haß zwischen ihnen ist noch heute so groß, daß ein Schiit lieber mit einem Christen oder gar Juden als mit einem Sunniten verkehrt. Diese Feindschaft schwillt alljährlich am höchsten an im Wallfahrtsmonat Muharrem, dessen zehnter Tag der Todestag Husseins ist. Am zehnten Muharrem ertönt ein Weheschrei von Borneo und Celebes über Indien und Persien bis nach Vorderasien, wo die Schia nur noch zerstreute Anhänger
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