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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Namens Kraft, der sich so ohne alle Frage erlauben dürfte, auf meinen Leitern herumzuklettern!«
    »Glaube es, glaube es sehr gern, Sir. Vielleicht ist Ihnen ein anderer Name geläufiger als der meinige; ich will da zum Beispiel von einem gewissen David Lindsay sprechen.«
    »Lindsay?« fahre ich auf. »Kennen Sie den?«
    »Will es meinen! Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
    »Nein, leider nein. Er ist nach Australien gegangen, um auf meinen Rat das Festland auf Kameelen zu durchqueren, hat diese sehr schwierige Expedition, wie in allen größeren Zeitungen zu lesen war, zum glücklichen Ende gebracht und dabei nicht nur Gold-, sondern auch, was ich für noch besser halte, sehr ansehnliche Kohlenfelder entdeckt. Wo er sich gegenwärtig befindet, ist mir unbekannt.«
    »So haben Sie den richtigen Mann vor sich, es zu erfahren, denn ich bin während dieser Überlandreise bei ihm gewesen und auch später noch längere Zeit bei ihm geblieben. Als ich dann vor einigen Monaten mich auf nach Deutschland machte, trug er mir auf, Sie zu besuchen und Ihnen einen Brief von ihm zu übergeben.«
    »Einen Brief von meinem alten Lindsay? Das ist ein außerordentlich freudiges Ereignis für mich! Haben Sie ihn mit?«
    » Yes, hier in der Tasche. Bin ja nur deshalb auf die Leiter gestiegen, um Ihnen das paper noch eher zu geben, als Sie at home kommen konnten, Sir!«
    »So kommen Sie herein! Haben Sie Hunger, Durst?«
    »Hunger wie ein Löwe und Durst wie ein Kameel!«
    »So eile, Emma, und sorge für den Mann! Er wird natürlich bei uns wohnen, solange es ihm gefällt.«
    Während meine Frau sich entfernt, führe ich den unerwarteten aber hochwillkommenen Gast in das Studierzimmer, wo ich es ihm überlasse, die Einrichtung desselben unter lauten Ahs und Ohs in Augenschein zu nehmen, während ich mich über den zwanzig engbeschriebene Seiten langen Brief hermache. Noch bin ich damit nicht zu Ende, als das Mädchen mit dem Imbiß erscheint. Er klopft sie lachend auf die Schulter und fragt:
    »Nun, my plum, habe ich recht gehabt oder nicht? Ich bin hier Gast, solange ich will, und wenn es mir gefällt, so bleibe ich da, bis mir Wurzeln aus den Füßen wachsen. Das sind die schlimmen Folgen, wenn man Uncle Kraft die Nase mit dem Thor abschlagen will!«
    Es versteht sich ganz von selbst, daß nun von der Beendigung meiner Arbeit nicht mehr die Rede sein kann, und ob ich sie morgen oder übermorgen fertig bringe, das ist auch noch ungewiß. Wer weiß, welche Besuche ich wieder zu empfangen habe, und wie lange Kraft zubringt, um mir alles, was in dem Briefe kurz beschrieben wird, ausführlich zu erzählen! –
    Man glaube ja nicht, daß ich diesen Dienstag beschrieben habe, weil die Störungen desselben ungewöhnliche seien; es passiert noch ganz anderes! Da besucht mich ein ungarischer Professor, nur für zwei Stunden; er ist aber neun Tage lang mein Gast. Ein Leser aus Amerika will mir nur die Hand drücken, nichts weiter; auch seine Frau will drüben sagen können, daß sie die Hand Old Shatterhands in der ihrigen gehabt habe. Ich thue ihnen den Gefallen, und so drücken wir uns zwei Wochen lang die Hände, denn solange sind sie bei mir geblieben. Ein sehr hoch stehender Herr besucht mich, als ich schwer an der Influenza liege; aus Rücksicht auf seinen Stand siehe ich auf und habe ihm nun bei 39 Grad Fieber sechs Stunden lang alle möglichen und unmöglichen Fragen zu beantworten. Das hat mich kaput gemacht, daß ich noch heute, wenn ich ihn sehe in eine Art von Fieber gerate. Es ist mir geradezu unmöglich, mich ihm in der Ruhe zu zeigen, welche ich sonst stets besitze. Weniger gefährlich ist folgende kleine Episode:
    Ich will mit meiner Frau ein Nachmittagskonzert besuchen und habe schon seit einer Stunde drei Realschüler bemerkt, welche draußen auf- und abgehen, ohne sich an die Klingel zu wagen. Als wir auf die Straße treten, werde ich von sechs Augen fast verschlungen und höre die Worte:
    »Das ist er; ja, er ist’s! Das ist seine Frau! Kommt, wir machen hinterher! Ich muß wissen, wo er hingeht!«
    Sie folgen uns, bald mehr und bald weniger nahe hinter uns gehend, und wir hören nun folgende Urteile:
    »Hört, sie ist nicht übel, seine Frau! Beinahe majestätisch! Er hat etwas krumme Beine; in dunklen Hosen sähe man es nicht so deutlich. Wahrscheinlich vom vielen Reiten; das drückt die Knochen rund!« – – »Ich bin mit dem Schnurrbart nicht zufrieden; er müßte eigentlich größer sein!« – – »Dafür ist der Gang

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