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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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(»Oderland«) ist denn auch mehr oder weniger ein Zeugnis und Beweis dafür geworden, indem er aus einer Anschauungs- und Arbeitsepoche stammt, in der mir diese veränderte Vortragsweise, will sagen das Vorherrschen des Historischen, als unerläßlich erschien.
    Aber nicht lange, so bemerkt ich den Irr- und Gefahrsweg, auf den ich geraten war, und bestrebte mich, mich in die frühere Weise zurückzufinden, ein Bestreben, das in den beiden Schlußbänden, so hoff ich, deutlich erkennbar zutage tritt. Auch sie noch weisen genug des Historischen auf, aber es verbirgt sich oder sucht sich wenigstens zu verbergen, und so haben denn Band III und IV auf dem Wege der Kritik und Reflexion etwa wieder die Form und Gestalt empfangen, die mir bei Niederschreibung der ersten Kapitel, aus dem bekannten »dunklen Drange heraus«, als die richtigste, jedenfalls als die wünschenswerteste vorschwebte.
    Der Hinweis auf diese Dinge schien mir geboten, und zwar in Abwehr gegen Bemängelungen, denen diese Reisefeuilletons (so vielleicht darf ich sie nennen) ausgesetzt gewesen sind. Irgendwo hieß es einmal: »Die nach mehr als einer Seite hin überschätzten ›Wanderungen‹ sind Arbeiten, an denen der Mann von Fach, also der Berufshistoriker, achselzuckend oder doch mindestens als an etwas für ihn Gleichgültigem vorübergeht.« Es mag in diesem Satze sehr viel Richtiges enthalten sein, aber insoweit irrt er und benachteiligt er mich, als er mir Absichten und Strebungen unterstellt, die mir, ein paar der von mir selber angedeuteten Ausnahmefälle zugegeben, absolut ferngelegen haben. Er stellt mich rein willkürlich, ohne meinen Wunsch und ohne mein Zutun, in die Prachtfront der großen Grenadiere, bloß um hinterher auf eine bequemste Weise meine Füsilierschaft, meine Zugehörigkeit zur letzten Rotte der 12. Compagnie vor aller Welt Augen beweisen zu können. Ich hab aber nie mehr beansprucht als fünf Fuß, fünf Strich altes Maß. Wer sein Buch einfach »Wanderungen« nennt und es zu größerer Hälfte mit landschaftlichen Beschreibungen und Genreszenen füllt, in denen abwechselnd Kutscher und Kossäten und dann wieder Krüger und Küster das große Wort führen, der hat wohl genugsam angedeutet, daß er freiwillig darauf verzichtet, unter die Würdenträger und Großcordons historischer Wissenschaft eingereiht zu werden. Ich habe »mein Stolz und Ehr«, und zwar mit vollem Bewußtsein, auf etwas anderes gesetzt, aufs bloße Plaudernkönnen, und erkläre mich auch heute noch für vollkommen zufriedengestellt, wenn mir dies als ein Erreichtes und Gelungenes zugestanden werden sollte. Freilich bleibt daneben bestehen, daß in ebendiesen Kapiteln, und zwar unter Zutun und Hülfe meiner über die halbe Provinz hin zerstreuten Mitarbeiter , auch ein bestimmtes Quantum historischen Stoffes niedergelegt worden ist, das eben nur hier existiert   und an dem mißachtend vorübergehen zu wollen ein Fehler wäre, den, so mein ich, niemand aus freien Stücken begehen wird, niemand, dem neben dem exakten Contour auch das Kolorit in der Kunst etwas bedeutet.
    Ich erwähnte meiner Mitarbeiter und möchte der hauptsächlichsten derselben etwas eingehender gedenken dürfen.
    Da sind vorerst die märkischen alten Familien: der Land - und Landesadel aus den Tagen der Putlitz, Quitzow und Rochow her. Die Gefühle für sie sind im Laufe von vierhundert Jahren ziemlich unverändert geblieben, ziemlich unverändert wie sie selbst. Und aus gleicher Ursach die gleiche Wirkung. Wirklich, es lebt in unserm Adel nach wie vor ein naives Überzeugtsein von seiner Herrscherfähigkeit und Herrscherberechtigung fort, ein Überzeugtsein, das, zum Schaden ebensowohl des Ganzen wie der einzelnen Teile, noch auf lange hin das Zustandekommen einer auf Prinzipien und nicht bloß auf Vorurteil und Interesse basierten Tory-Partei verhindern muß. Eine solche bedarf eben durchaus des dritten Standes. Es wird aber nur wenige bürgerliche »Honoratiores« geben, die nicht – auch bei konservativster Schulung und Naturanlage – durch den Pseudokonservatismus unsres Adels, der schließlich nichts will als sich selbst und das, was ihm dient, in peinlichste Verlegenheit und hellste Verzweiflung gebracht worden wären. Immer wieder bricht es durch, erweist eben noch gehegte Hoffnungen als ebenso viele Täuschungen und macht ein herzliches Zusammengehn auf die Dauer unmöglich.
    Indessen, es gilt politisches und gesellschaftliches Auftreten zu scheiden, und was seinerzeit

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