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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Wenn es dann Not am Mann ist, schickst Du mir die Pülverchen oder die Mixtur, und ich lache dem Schafott Hohn. Du wirst mir dies nicht abschlagen. Volto (?) subito.
    Dein E. von A.
     
    Derselbe an denselben
    2. April 37
    Mein lieber Vetter Adalbert. Du antwortest mir nicht; das ist nicht recht; denke Dir doch meine Ungeduld! Ich rechne zum 5. auf einen langen Brief von Dir. Ich habe jetzt die Erlaubnis, Reisebeschreibungen zu lesen, und bin deshalb bald in den Sandwüsten Afrikas, bald in Amerikas reizenden Gefilden. Könnt ich dort in Wirklichkeit mit Dir sein! Wie lauten die Nachrichten über mich? Zum Tode wird es wohl noch nicht gehen; ich habe ja noch nichts gemacht im Leben und sollte schon sterben! Aber sorge nur immer für eine kleine Phiole mit Rettung aus der Not. Wie ist es Dir am Freitag ergangen? Was macht Modeste, Louise, Flora, Agnes, und vor allem, was macht sie ? Schreibe bald Deinem alten Vetter.
    Nachschrift . Das Wetter ist furchtbar und tobt und heult. Es würde sich bessern, wenn ich frei wäre. Dein Aemilius Buridan , Hauptmann der schwarzen Bande.
     
    Adalbert von L. an Emil von Arnstedt
    6. April 37
    Lieber Arnstedt. »Harren und Hoffen hat oft eingetroffen.« Ich ruf es Dir heute zu. Deine Sache soll jetzt wie folgt stehen. Der König hat zu seiner Beruhigung das (wahrscheinlich auf Tod lautende) Urteil dem Oberauditoriat übergeben; dieses hat sich die Zeichnung des Ganges, in welchem Du Wenzel erschossen hast, schicken lassen und hat nach Kenntnisnahme dieser Zeichnung den Ausspruch getan: daß ein Zielen in diesem Gange nicht möglich gewesen sei. Worauf Du nun, so heißt es, und in gleichzeitiger Berücksichtigung Deiner Jugend, zu zwanzig Jahr Festung verurteilt seist. Nun weiß der König nicht, was er tun soll. Das ursprüngliche Urteil liegt zu seiner Unterschrift da. Er wird es aber hoffentlich nicht unterschreiben… (Es folgen nun wieder ganz gemütlich Ball- und Gesellschaftsnachrichten, allerlei kleiner Klatsch, Rendezvous und zuletzt Bemerkungen über Treue und Untreue…) »Du darfst nicht zu viel von Clara fordern und darfst nicht vergessen, daß sie Deine erste Liebe nicht war und Deine letzte hoffentlich nicht sein wird. Ich glaube bestimmt, wenn Du schönere Mädchen sähest, würdest Du Clara vergessen. Und zuletzt: »Was mir angenehm ist, ist das, daß Du Reisebeschreibungen zu lesen hast. Suche nur ein hübsches Plätzchen in jenen Regionen aus; ich ziehe mit Dir, so weit der Himmel blau ist.«
    Dein Adalbert.
     
    E. von Arnstedt an Adalbert von L.
    Mein lieber Adalbert. Ein ruhiges Plätzchen in jenen Regionen aufzusuchen ist wohl leicht; doch ob Du mit mir dort Freud und Leid teilen willst, das bedenke. Man verläßt nicht gern ohne Not Eltern, Hab und Gut. Nein, wähle Dir ein hübsches junges Weib, habe Kinder, und wenn ich dann vielleicht aus jenen Regionen ohne Fuß oder Arm zurückkehre, so gewähre dem alten zerschossenen, aber gewiß noch fidelen Krüppel ein Plätzchen an Deinem Herd. Doch das liegt in weiter Ferne. Vorläufig nur das, daß ich in der ganzen Welt mein Fortkommen zu finden hoffe, denn wenn schon ich nichts als Blut zu vergießen gelernt habe, so braucht man doch Leute, die sich für Geld und gute Worte totschießen lassen, allerorten, sogar bei den Wilden und Negern. Es umarmt Dich Dein Vetter Emil.
     
    Adalbert von L. an E. von Arnstedt
    Lieber Arnstedt. Noch eins, aber etwas Ernsthaftes. Ich glaube, ja ich bin gewiß, daß wir einander gut sind und uns von Herzen lieben. Versprich mir, so wie ich Dir jetzt hier verspreche, daß wir – – – nein, es ist zu phantastisch; laß den Satz unausgeschrieben. Wenn wir uns lebendig wiedersehn, will ich Dir mündlich sagen, was ich eigentlich wollte. Da dies vielleicht die letzten Briefe sind, die wir wechseln, so noch einen Vorschlag. Wenn Du verurteilt wirst, ist das einzige Mittel, Dich nicht auf das Schafott bringen zu lassen, Du beißt Dir die Pulsadern durch. Es ist der beste Tod, und man soll sanft einschlafen. Wenn Du leben bliebest und, wie Du schreibst, als Krüppel wiederkämst, so wollt ich das letzte Stückchen Brot mit Dir teilen. Lebewohl. Dein Adalbert.
     
    E. von Arnstedt an Adalbert von L. (Letzter Brief)
    Lieber Adalbert! Dank, tausend Dank für Speis und Trank und für Deine Nachrichten. Aber was meinst Du mit dem, was Du unausgesprochen läßt ? Du machst mich neugierig. Freund, was lange währt, wird gut; laß nur sein, und wenn ich auch 7000 Jahre auf Festung komme,

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