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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Element’ in ihm, daß die Natur aufstehen konnt und sagen: dies war ein Mann‹.
    Und dennoch geht ein wehmütiger Zug durch den Lebensabend dieses Helden, und das letzte Telegramm, das er einem Freunde sandte, lautete: ›Bedenke, Mensch, daß Du von Staub und Asche bist und wieder Staub und Asche werden sollst!‹«
     
    So Güßfeldt. Man wird ihm in allem, was er pietätvoll zum Lobe des Prinzen sagt, zustimmen und doch zugleich der Meinung sein dürfen, daß (eben aus Pietät) manches Wichtige verschwiegen oder mit zu leichter Hand berührt worden sei. Der Prinz erinnert in vielen Stücken an den Rheinsberger Prinzen Heinrich . Dieser hatte freilich die Formen des vorigen Jahrhunderts, aber dies schuf mehr einen scheinbaren als einen wirklichen Unterschied. Ich mag mich nicht in Einzelpunkte verlieren (unter denen übrigens einige wichtig genug sind) und beschränke mich darauf, dem tiefsten Quell seines Unmuts nachzugehn: dem ihn verzehrenden Gefühl, in seinem militärischen Verdienste nicht ausreichend gewürdigt worden zu sein. Ich möchte bezweifeln, daß der Prinz – so guten Grund er haben mochte, sich anderweitig bedrückt und zurückgesetzt zu fühlen – in speziell dieser bitteren Empfindung in seinem Rechte war. Er war durch Jahrzehnte hin der Abgott der Armee, der eigentliche Soldatenprinz, und die höchsten Ehren, die seinem unbestreitbaren Verdienste verliehen werden konnten, wurden ihm verliehn: er war Feldmarschall und Armeeführer und trug Ordensauszeichnungen, die für ihn und seinen Mitbewerber im Ruhm, den Kronprinzen, eigens ins Leben gerufen waren. Heer und Kaiser sind ihm nichts schuldig geblieben. Aber er verlangte mehr. Mit dem feinen Ohr aller Hoch- und Höchststehenden unterschied er in dem Zujauchzen der Menge die Grade der Verehrung und mußte sich sagen, was auch tatsächlich zutraf, daß es ein »Mehr« gab, das ihm nicht zuteil wurde. Dies war und blieb der schmerzliche Punkt. Es war ihm nicht genug, als ein wiedererstandener Blücher, der »Verwalter des Schlachtfeldes« (wie’s im Liede heißt) zu sein, er rang auch nach dem Ruhme des Schlachtendenkers und litt unter der Vorstellung, auf diesem Gebiete günstigstenfalls als ein zweiter angesehen zu werden. Aller Ruhm, der der Schärfe seines Blicks und der Raschheit und Energie seiner Entschlüsse gezollt wurde, ließ ihn nicht vergessen, daß die Welt mehr Bewunderung für die große Strategie von Sedan als für die Kühnheiten und Opferritte von Mars la Tour hatte. Solche Gefühle gehegt zu haben ist menschlich verzeihlich, aber es ist größer und glückbringender, sie bezwungen zu haben. Auch sein Vetter, der Kronprinz, war kein Erster in der Welt der Strategen, aber es ist nicht bekanntgeworden, daß ihm das Gefühl, von einem Genius überflügelt zu sein, jemals die Freude des Daseins getrübt hätte.
    Diese Bemerkungen, die meiner dankbaren Verehrung für den Prinzen wahrlich keinen Abbruch tun, decken sich, soviel ich weiß, mit den Anschauungen weitester militärischer Kreise. Sollte dies aber nicht der Fall sein, so werd ich, wenn ich von besser unterrichteter Seite her in diesem heiklen Punkte rektifiziert werden sollte, gerne Veranlassung nehmen, meinem irrtümlichen Urteile das fachmännisch richtige gegenüberzustellen.
    10. Kapitel
     
    Dreilindens Umgebung
     
    Dreilinden ist, nach allen Seiten hin, von landschaftlich und historisch anziehenden Plätzen, darunter Pfaueninsel, Kohlhasenbrück, Jagdschloß Stern, Kleinmachnow, Gütergotz (jetzt von Bleichröderscher Besitz), umgeben. In engerem Kreise liegen: Bensch’ Grab, Kleists Grab, Stolpe (mit der Stolper Kirche) und die Kirche von Nikolskoë .
    Diesen vier Punkten wenden wir uns zum Schlusse zu.
     
    1. Bensch’ Grab
    Salz- und Schiffahrtsdirektor Bensch (s. S. 336), der eigentliche Schöpfer der erst später, 1865, zum »Rittergute Düppel« erhobenen Kolonie Neu-Zehlendorf, hing an dieser seiner Schöpfung derart, daß er, trotzdem er sich 1856 derselben entäußerte, doch auf ihr begraben sein wollte. Das geschah dann auch, und zwar in unmittelbarer Nähe von Dreilinden.
    Bensch’ Grab , wie im Volksmunde die Stelle heißt, ist nicht bloß ein Grab, sondern ein Friedhof und besteht aus zwei mitten im Walde gezogenen Kreisen, einem weiteren Laubholz - und einem engeren Nadelholz kreis, in dessen Mittelpunkte sich ein holzumgittertes, großes und von einem alten Lindenbaum überschattetes Familiengrab befindet. Alles von Efeu dicht überwachsen und

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