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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einen Divisionsgeneral, elf Offiziere und fünfundsechzig Reiter von den Kürassiers; sie blieben den 8. hier und zogen dann die Route nach Schwedt weiter. Essen, Trinken und Fourage wurde gereicht, und bei aller strengen Ordnung, die der General Saint-Germain halten ließ, war der Besuch immer kostbar wegen der Menge und wegen des Vorspanns. Die Infanterie war in den Städten zusammengedrängt; der Bürger hatte zwanzig und mehrere im Quartier. Der Bauer von zehn bis sechzehn Reiter. Alle sagten, es ginge gegen die Russen und die Armee würde mit den Polen und Rheinländern 300 000 Mann stark sein. Durch das Lüneburgische und Mecklenburgische geht das Corps, welches Marschall Oudinot führt; durch Sachsen gehen die Bayern und Württemberger; durch Ungarn gehen 60 000 Mann unter Befehl des Vizekönigs von Italien. Pferde und Menschen leiden sehr durch die Eilmärsche im Kot und in der Nässe. Die Reitpferde des Kaisers sollen schon in Dresden sein; er selber nimmt ebendiesen Weg, ob er aber bereits unterwegs ist, wußte niemand zu sagen. Das Fuhrwerk, welches der Marsch erfordert, ist ungeheuer. Da die Corps zur Aushilfe für jeden Mann sechs Paar neue Schuh und Stiefeletten und andere Kleidungsstücke in großen Fässern mitnehmen, so bleibt kein Pferd in unserer Gewalt, und oft müssen die Bauern, aus Mangel an Relais, zwei und mehr Stationen statt einer fahren. Genug, es entsteht eine Verwirrung in unseren Ökonomien, die ganz unaussprechlich ist. Es muß durchaus etwas vorgefallen sein, welches diese Eile erfordert; allein die Wahrheit erfährt man nicht. Die in Stettin liegenden deutschen Regimenter haben auf Danzig gehen müssen, wogegen die französischen als Besatzung zurückblieben. Wir sind also nun wieder in der befürchteten großen Krise, und Gott weiß allein, wie das alles ausfallen wird.
     
    L., 17. März 1812
    Ich glaube Dir vor acht Tagen geschrieben zu haben, daß ich das Hauptquartier der 1. Kürassierdivision der Franzosen zwei Tage bei mir bewirtet habe; seitdem sind noch kleine Abteilungen hier durchgezogen, und das ganze Davoustsche Corps ist nun über die Oder. Ob es in Pommern bleibt oder weiterzieht, weiß ich nicht. Es hieß, der französische Kaiser würde nach Berlin kommen; da sich jedoch alles, was zu seiner Equipage gehört, auf Dresden dirigiert, außerdem auch der österreichische Kaiser nach Dresden kommen soll, so scheint es wohl, daß dort ein Rendezvous sein wird. Nansouty, der Oberbefehlshaber über alle Kürassiers, ist durch Berlin gegangen, vermutlich um seine Bekannten in Kunersdorf und Quilitz angenehm zu überraschen. Vier von den Marschällen, die ganze Corps führen, sind uns bekannt: Davoust, Ney, Oudinot und Bessières. Morgen geh ich auf ein paar Tage nach Berlin, wohin ich einige Papiere und angreifliche Sachen bringen werde, weil man nicht weiß, was kommt. Ein jeder grübelt über die Zukunft und ist verlegen, und man hat Ursach, es zu sein, wenn man die Umstände betrachtet und ganz besonders den, der all dies treibt. Ich hab übrigens eine starke Ahnung, daß dies der letzte Auftritt des Trauerspiels sein wird. Denn »tant va la cruche à l’eau«.
     
    L., 31. März 1812
    Der König ist wie gewöhnlich nach Potsdam gegangen, um dort am Stillen Freitag zu kommunizieren. Er hat seine Garden mitgenommen; das Leibregiment blieb in Berlin und ist mobil, um mit den Alliierten zu ziehen. Alles übrige, als das 1. Brandenburger Reiterregiment, das Gardejägerbataillon etc., marschiert nach Schlesien. Berlin ist voll von den Truppen des Oudinotschen Corps; ich habe bis heut aber keine Nachricht, ob dieses weiterzieht oder nicht. Von den bei Euch ausgesprengten Nachrichten ist manches nicht richtig. Daß die Dohnas den Abschied gefordert haben, ist wahr, auch andere haben ihn verlangt, aber nicht alle haben ihn erhalten, sondern der König ist böse geworden und hat sich darüber hart ausgelassen. Ob Gneisenau den Abschied hat, kann ich nicht erfahren, nur das scheint festzustehen, daß Scharnhorst aus dem Generalstabe zurückgetreten ist; in welcher Verbindung er bleibt, weiß ich nicht, er geht aber nach Preußen und von da nach Schlesien zurück. Vom Prinzen August hieß es, er sei unwillig und hätte den Dienst verlassen wollen; er war aber all die Zeit über ruhig in Berlin, und gewiß ist die ganze Geschichte ihm angedichtet worden, obgleich man nicht darauf schwören kann, was er tun wird. G., der sich einen Posten in der Oberpolizei zu verschaffen

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