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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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seiner Hand und konnte dem Rückzuge selbst seine Gestalt geben. So viel über den großen Gang der Schlacht im Allgemeinen.
    Bevor ich nun den Leser an den Hauptpunkten des Schlachtfeldes vorüber führe, versuche ich noch zuvor durch Vergleich mit einer bekannten Lokalität, seinem Vorstellungsvermögen zu Hülfe zu kommen. Ich wähle dazu unser Kreuzberg-Terrain, daß in der That sehr viel Aehnlichkeit mit der nach Dub zu gelegenen Hälfte des Schlachtfeldes bietet.
    Der Kanal entspricht der Bistritz; die zunächst diesseits der Brücke gelegenen Häuser sind Sadowa; wo die Dragoner-Kaserne beginnt, beginnt das Gehölz von Sadowa; zwischen den alten Kirchhöfen am Thor unddem neuen Kirchhof am Fuße des Kreuzbergs, liegt das Gehölz von Cistowes. Der »Dustre Keller« ist Cistowes selbst und die Hopfsche Brauerei auf der Höhe des Kreuzbergs ist Lipa. Da, wo nach links hin die Kuhnheimsche Fabrik mit ihren Essen und Rauchfängen aufragt, liegt Dorf Chlum und der höchste Schornstein (am meisten nach rechts) entspricht dem Kirchthurm von Chlum.
    Wer sich dies genau einprägt – auch in den Entfernungen wird es ziemlich stimmen – hat ein ausreichendes Bild der vorzugsweise in Betracht kommenden Oertlichkeiten. Auf der Strecke zwischen Kanal und Höhe, rechts und links, wogte der Kampf; die Unsrigen kamen über Kaserne und Kirchhöfe nicht hinaus; weder der »Dustre Keller« noch die Hopfsche Brauerei konnten genommen werden, bis plötzlich, von den Vertheidigern unvermuthet, die Garden in der Kuhnheim’schen Fabrik erschienen, die Brauerei-Vertheidiger in Flanke und Rücken nahmen und dadurch den Tag entschieden.
    Ein solcher Vergleich, wie ich ihn hier gewagt, hat immer etwas Skurriles, er zieht eine auf eine gewisse historische Höhe gehobene Lokalität wieder, ins prosaisch Alltägliche hinab; ich appellire aber an alle diejenigen, die, von der Höhe von Dub herabkommend, an der Bistrizbrücke gehalten und das Terrain zwischen Sadowa und Lipa aufmerksam beobachtet haben. Sie werden eine gewisse Zutreffendheit der Parallele nicht in Abrede stellen können.
    Wir traten nun unseren Weg über das Schlachtfeld an, dabei uns auf die wichtigsten, schon Eingangs erwähnten Punkte beschränkend. Zuerst Sadowa.
    Sadowa , außer seiner Mühle, einem Meierhof und einer Zuckerfabrik, besteht nur aus wenigen Häusern; eins dieser Häuser ist das Wirthshaus. Zur Linken, in Stein gemeißelt und übermalt, erhebt sich eine Nepomuk-Statue, das Krucifix im Arm, das Haupt mit einem Sternenkreuz umgeben, und blickt mit jenem stereotypen Schmerzensausdruck, den alle diese Bildwerke tragen, nach den Apfelbäumen hinüber, die in der Front des Wirthshauses stehen, und nach sechs oder sieben Gräbern, die sich unter diesen Bäumen hinziehen. In einem ruht der Oberst-Lieutenant v. Pannewitz , derselbe, der das 2. Bataillon vom Regiment Elisabeth aufdie Höhe von Chlum führend, im Moment des Sieges, zugleich mit seinem Adjutanten, Lieutenant v. Wurmb, durch einen Granatschuß tödtlich getroffen wurde.
    Unmittelbar hinter dem Gasthause passirt man eine erste Brücke, die über den Mühlgraben, dann (an der Mühle vorbei) eine zweite Brücke, die über die Bistritz führt. An der rechten Seite (zurückgelegen) werden einige Häusergruppen sichtbar, die bereits zu dem nachbarlichen Unter-Dohalitz gehören; dann plötzlich schließt ein dichtes, hart an der Chaussee sich entlangziehendes Wäldchen diesen Blick nach rechts hin ab; – dies Wäldchen ist das berühmte Gehölz von Sadowa.
    Was wir zuerst hier sahen, waren hunderte von jungen Birkenstämmen, die, in der Mitte weggebrochen, den Eindruck einer furchtbaren Zerstörung machten. Dieser Eindruck beruhte aber auf einem Irrthum. Es war dies nicht die Wirkung des Granatfeuers von Chlum und Lipa her; schon am Tage vor der Schlacht hatten österreichische Pioniere mit Beil und Faschinenmesser hier aufgeräumt, theils um ein freieres Schußfeld zu schaffen, theils um mit Hülfe der Baumkronen, die nun zwischen den Stämmen verfestigt wurden, eine Art undurchdringliche Hecke herzustellen. Wo weiterhin diese gekappten Bäume fehlten, sahen wir nur hier und da einen zersplitterten Stamm.
    Das Gehölz von Sadowa liegt rechts am Wege; links durch einen breiten Ackerstreifen von der mehr und mehr ansteigenden Chaussée getrennt, liegt das »Gehölz von Cistowes«. Ich glaube nicht, daß es auf Spezialkarten diese Bezeichnung führt, aber ich gebe ihm diesen Namen nach dem an seiner

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