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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Südwest-Ecke gelegenen Dörfchen. Das Gehölz von Cistowes (von unregelmäßiger Form und meist aus Nadelholz bestehend) ist größer als das Sadowa-Gehölz, dessen Schicksale esam 3. Juli theilte, ohne es zu einem gleich berühmten Namen zu bringen. Was für die 8. Division (Horn) das Gehölz von Sadowa war, war für die 7. Division (Fransecky) das Gehölz von Cistowes. In diesem Cistowes-Gehölz hielt Oberst v. Zychlinski (vom 27. Regiment) mit zwei Bataillonen der 14. Brigade. Sie bildeten einen Knäuel, einen festen Kern. Aber die einschlagenden Granaten – so erzählt der Oberst selbst – sprengten diesen Kern auseinander, der Lisière des Waldes zu, bis die Infanterie-Salven vom Zirkel-Rande des Gehölzes her, den eben auseinandergesprengten Knäuel, wieder, nach innen zu, zu einer dichten Masse zusammenschossen. Das alles geschah in dem Gehölz von Cistowes. Man spricht aber von diesem letzteren fast gar nicht; das »Gehölz von Sadowa« (zum Theil schon um seines prächtigeren Klanges willen) ist der gemeinschaftliche Name für beide geworden.
    Von Dorf -Cistowes – drin wir wenig Zerstörung fanden, da das Feuer der großen Chlum-Batterie drüber hinweggegangen war, bogen wir wieder nach rechts hin auf die Chaussee ein und hielten nun vor Dorf Lipa . Hier freilich sah es anders aus; ganze Reihen von Häusern ragten nur noch mit ihren Feueressen auf; alles andere Schutt und Trümmer. Aber auch hier war sehr wohl wahrnehmbar, daß diese Verheerungen nicht direkt durch die einschlagenden Geschosse, sondern erst durch die Feuersbrünste herbeigeführt worden waren, die im Geleit dieser Geschosse kamen. Die niederfallenden Eisenmassen hatten nicht durch ihre Wucht, sondern durch ihre Zünder gewirkt. Am ersten Hause von Lipa (es schien ein Wirthshaus zu sein) hielten wir. Erwachsene und Kinder kamen uns sofort mit »Erinnerungsstücken« entgegen; ein ganzer Bazar wurde ausgebreitet: Federbüsche, Käppi’s, Doppeladler, Schärpen mitund ohne Blut, Spitzkugeln, Granatsplitter und unkrepirte Granaten, die letztern »unter Garantie«. Wir kauften ein, lugten hier und dort in den malerisch verschlungenen Dorfgassen umher und fuhren dann weiter hinauf, bis wir auf der Höhe des Hügels hielten. Wir befanden uns nunmehr auf der vielgenannten Höhe von Lipa-Chlum .
    Welch prächtiges Panorama! Vor uns jetzt, nach links hin, der glitzernde Streifen der Elbe und unmittelbar dahinter die hohen Thürme von Königgrätz; nach rechts hin das Plateau von Streselitz (das Actionsfeld des großen Reitergefechts) und dahinter Problus sammt den andern Kampfesstätten der Elb-Armee. Alles am Horizonte verschwindend. Ein prächtiges Bild, das, in Stille und Sonnenschein daliegend, einen Augenblick vergessen lassen konnte, welches Feld dies war; aber der leise Ostwind, der, vom Dorf Chlum her, jetzt über das frischgepflügte Ackerfeld zu uns herwehte, mahnte uns zu deutlich daran, wo wir waren, – der Hauch der Verwesung war in der Luft. Auch jetzt noch, nach sieben Wochen.
    Wir stiegen aus und schritten nun über den Höhenrücken hin, dem Dorfe (Chlum) zu, dessen deutlich sichtbarer Kirchthurm uns anzeigte, wo das Dorf selbst – das sich versteckt, wie wir wissen – zu suchen sei. Dieser Weg über die »Höhe von Chlum« war zugleich der Weg über das Stück Land hin, auf dem der Tag von Königgrätz sich entschieden hatte. Hier hatte Benedek gehalten. Hier war der Schlüssel seiner Stellung. Zwei der Redouten, die von diesem Punkt aus den ganzen Abhang bis zur Bistritz hin bestrichen hatten, waren – und zwar in geringer Entfernung von einander – mit ihren Einschnitten und Bettungen noch vorhanden; zwischen ihnen lag die Begräbnißstätte vielerHunderte; nur wenige Stellen durch Stein und Kreuz bezeichnet. Wir lasen: General Hiller von Gärtringen, Oberst-Lieutenant v. Helldorf (die neben einander ruhn). Dann weiter hügelabwärts: Lieutenant v. Maltzahn. Chlum selbst, in das wir eintraten, bot ein ähnliches Bild der Zerstörung wie Lipa.
    Am Rande eines Wäldchens entlang, daß zwischen diesen beiden Dörfern (Chlum und Lipa), in Front der Redouten, sich hinzieht, kehrten wir an den Ausgang des letztgenannten Dorfes zurück und fuhren nun in rascherem Tempo durch alle die Ortschaften, über die der Rückzug gegangen war, erst durch Westar, dann an Swieti und Rosnitz vorbei, auf Königgrätz und die Elbe zu. Ueberall Häuser, aus denen weiße Fahnen hingen, überall Verwundete, auf Zaunplanken und

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