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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einzig da, vielleicht auch darin, daß nichts stört, nichts aus dem Rahmen fällt, daß alle »fooschen« Stellen fehlen. Eine Vornehmheit, wie ich sie für mein Gefühl sonst nirgends gefunden habe, drückt dem Ganzen den Stempel auf. Von Oxford aus ging ich nach Woodstock, um mir die Liebes- und Leidensstätte der von mir in einem jugendlichen Romanzenzyklus besungenen »schönen Rosamunde« anzusehen, und habe dann von dem Tag an, wo ich Oxford verließ, Müller in England nicht wiedergesehen.
    Ein solches Wiedersehen fand erst viele Jahre später statt, und zwar Mitte der siebziger Jahre bei Georg Bunsen. Ich erhielt eine Einladung von diesem, in der glaub’ ich nur angegeben war, daß ich einen alten Freund bei ihm finden würde. Dieser Freund war Müller. Es war um die Zeit, wo er, von Straßburg aus – wohin er sich, einem patriotischen Gefühle folgend, auf eine Reihe von Jahren als Universitätslehrer begeben hatte –, wieder nach seinem geliebten Oxford zurückkehrte. Mit ihm war seine Frau und ein reizender Junge, der nun schon seit Jahren – er war eine Zeitlang Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel – im auswärtigen Dienst seiner Heimat steht. Die Mutter war Engländerin, und Müller selbst, trotz seines deutsch gebliebenen Herzens, politisch längst ein Engländer geworden. Übrigens sei bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hervorzuheben, daß er, trotz dieser Zugehörigkeit zu seiner neuen Heimat, mehr als einmal, wenn schwierige Zeiten kamen, an dem guten Einvernehmen zwischen Deutschland und England gearbeitet hat. Und zwar immer mit Erfolg. Mit Erfolg, weil sein persönliches Ansehen drüben ein sehr großes war, und zum zweiten, weil ihm für das, was er schrieb – und er schrieb ein wundervolles Englisch –, jederzeit die beste Stelle zur Verfügung stand: die ›Times‹.
    Im Dezember 93 feierte er seinen siebzigsten Geburtstag, und aus aller Welt Enden drängten sich die Glückwünschenden heran. Es versteht sich, daß ich mit in der Queue war. Er antwortete mir durch Übersendung einer Festschrift, in der ich auch sein Bild fand. Seinem Konterfei bin ich seitdem noch zweimal begegnet, erst in einem Bilde von G. F. Watts, dann – auf einer der Schulteschen Ausstellungen – in einem anderen von Sauter; letzteres Bild ganz ausgezeichnet und dem Müller von 41 noch immer ähnlich.
    Das waren meine »literarischen Beziehungen«; so war unser Herwegh-Klub. Dichterisch kam dabei nicht viel zutage, trotzdem von unserm Klub, wie von so vielen andern Stellen in Deutschland, drei stattliche Manuskriptpakete die Wanderung nach Zürich hin antraten, zu Froebel u. Co., wo Herweghs Gedichte erschienen waren. Eins dieser Manuskripte rührte, wie kaum noch gesagt zu werden braucht, von mir her und war von einigen Einleitungsstrophen begleitet, die, nicht minder selbstverständlich, die Überschrift: » An Georg Herwegh « trugen.
    Zu scheu, der neuen Zeit ins Aug’ zu sehn
    Zu beifallslüstern, um sie zu verachten,
    Zu hochgeboren, um sie zu verstehn.
    Wie tief gefaßt ist hier alles, wie vollendet im Ausdruck.]
    Es hieß darin, nach voraufgehender Schilderung eines grenzenlosen politischen und beinah auch menschlichen Elends:
    …Schon fühlt’ ich meinen Blick umnachtet,
    Da plötzlich zwang es mich empor,
    Es schlug, wonach ich längst geschmachtet,
    Wie Wellenrauschen an mein Ohr.
    Und siehe, daß gestillet werde
    Der Durst, woran ich fast verschied,
    Durchzog ein Strom die Wüstenerde,
    Und dieser Strom – es war dein Lied.
    Ich habe nicht genippt, getrunken
    Und seinen Wellenschlag belauscht,
    Ich bin in seine Flut gesunken
    Und habe drinnen mich berauscht etc.
    Wir kriegten unsre Manuskripte zurück, ohne daß die Verlagsbuchhandlung auch nur einen Blick hinein getan hätte. Wie konnte sie auch! Es brach eben damals eine Hochflut über sie herein. Und alles waren Worte, Worte, Worte.
    Trotzdem – und mit dieser vielleicht allweisen Betrachtung möcht’ ich hier schließen – dürfen Regierungen über solche Zeiterscheinung nicht vornehm hinweggehn und all dergleichen mit der Bemerkung »elendes Phrasenwerk« abtun wollen. Es liegt den Regierungen vielmehr ob, sich die Frage vorzulegen, »ob dieser oft in ungewollte Komik verfallenden Phrasenfülle nicht doch vielleicht etwas sehr Beherzigenswertes zugrunde liegt?« Wie war damals die Situation? An das Hinscheiden Friedrich Wilhelms III. hatten sich Hoffnungen für die Zukunft geknüpft, und diese Hoffnungen erkannte man sehr bald

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