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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ist, viele Feste zu besuchen, bringt er seine eigene Ausrüstung im Gepäcktransport mit.«
    Ich fragte mich, ob die frisch Vermählten von dieser Einschränkung gewusst hatten, als sie die Reise buchten. Ich konnte mir vorstellen, dass Polystratus, der zahnlose Agent in Rom, »vergessen« hatte zu erwähnen, dass man die Touristen in Zelten unterbringen würde. »Barzanes, diese guten Leute wollten sich von Ihrem Heiligtum bezaubern lassen. Olympia schuldet ihnen Respekt für ihre Tragödie. Was ist ihnen also geschehen?«
    Der Fremdenführer scharrte mit den Füßen. »Unter den vielen hundert Menschen, die durch Griechenland reisen, wird es immer Todesfälle geben, Falco.«
    »Wir sprechen hier nicht von Herzschlägen, ausgelöst durch Sonnenstich oder Überfressen bei Festmahlen.«
    »Valeria wurde zu Tode geprügelt, Marcus.« Helenas Stimme war kalt. Aulus musste diese Information beigesteuert haben, denn sie entsprach nicht den unverbindlichen Details, die wir von meiner Schwiegermutter erfahren hatten. »Juno, Aulus schreibt, sie sei mit einem Gewicht erschlagen worden.«
    »Einem
Gewicht?
«
    »Dem Handgewicht eines Weitspringers.« Der junge Glaucus würde uns mehr über diese Geräte erzählen müssen.
    »Ihr Kopf wurde damit eingeschlagen.« Barzanes wusste also Bescheid.
     
    Ich kratzte mich nachdenklich am Kinn. Was mit Valeria Ventidia passiert war – ein brutaler Angriff, nicht weit von ihren Begleitern entfernt, die Leiche für alle sichtbar liegen gelassen –, hatte wenig Ähnlichkeit mit dem, was drei Jahre zuvor anscheinend mit Marcella Caesia geschehen war – unerklärliches Verschwinden, dann viel später an einer abgelegenen Stelle aufgefunden. Die Voraussetzung für unseren Besuch bestand darin, dass der Tod dieser beiden Frauen in Zusammenhang stand. Wobei mich die Unstimmigkeiten nicht davon abhalten würden, in beiden Fällen zu ermitteln.
    »Uns wurde berichtet, dass die Leiche des Mädchens ›außerhalb eines Gästehauses‹ entdeckt wurde, Barzanes. Aber wenn die Gruppe in Zelten untergebracht war, passt das nicht zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in der Öffentlichkeit totgeprügelt wurde, nur wenige Schritte von ihren Begleitern entfernt. Sie würden den Lärm gehört haben.«
    Nicht daran gewöhnt, über Verbrechen zu spekulieren, machte der Fremdenführer ein unbestimmtes Gesicht.
    »Sie wurde nicht in der Nähe des Zeltes ermordet. Ihr Mann hat sie entdeckt, Marcus.« Helena überflog nach wie vor den Brief. »Er fand sie tot bei der Palästra und trug dann die Leiche zum Lager zurück. Zeugen haben Tränen über sein Gesicht strömen sehen. Er war hysterisch und wollte sie nicht loslassen. Er musste fast gewaltsam von der Leiche losgerissen werden. Aber bei der Ermittlung ging es hauptsächlich darum, ob Statianus wie ein verzweifelter Ehemann oder ein geistesgestörter Mörder wirkte.«
    »Der Magistrat hat ihn freigelassen«, erinnerte ich sie. »Obwohl Freilassung nicht in jedem Fall Freispruch bedeutet.«
    Die Geschichte nahm einen düsteren Ton an. Ich verstand jetzt, warum Aulus neugierig geworden war, als er auf die Gruppe traf. Und ich überlegte, ob uns Tullia Longina, die Schwiegermutter, in Rom die Wahrheit erzählt hatte, wie sie sie kannte, oder sie beschönigt hatte. Niemand, der von diesen Einzelheiten wusste, konnte Valerias Tod als »Unfall« bezeichnen. Verringerte Tullia Longina das Entsetzen, um respektabler zu erscheinen, oder hatte Statianus in dem Brief an seine Mutter gelogen? Wofür ich ihn allerdings nicht verurteilen würde. Jeder Junge muss seine Mama von Zeit zu Zeit beschwindeln.
    »Die meisten waren der Ansicht, es gebe keine Beweise – aber dass der Ehemann schuldig sein müsse«, bemerkte Barzanes.
    »Der einfachste Ausweg.« Meine Stimme krächzte. »Machte sich gut für die Einheimischen, dass die Ausländer den Mörder selber mitgebracht hatten – und ihn auch wieder mitnahmen. So kann man die Sache schnell vergessen.«
    »Du bist grob«, tadelte mich Helena sanft.
    »Es war ein Sakrileg!«, brauste Barzanes auf. Was uns Gewissheit gab, wie die Priester des Heiligtums dazu standen – und warum sie es vertuschen wollten.
     
    Leider wurden wir unterbrochen. Unsere Jugendlichen kamen aus dem Tempelvorbau hinter uns gedüst. Sie hatten leuchtende Gesichter, immer noch entzückt über die Zeusstatue.
    »Wir haben das Gesicht des Gottes ganz aus der Nähe gesehen!« Gaius platzte vor Begeisterung. »Die Statue ist aus

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