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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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riesigen Bogen Goldblatt und Elfenbein gemacht – innen ist sie hohl und hat ein Gerüst aus Holzbalken …«
    »Voller Ratten und Mäuse!«, quiekte Albia. »Wir haben Mäuse im Schatten herumhuschen sehen.«
    »Nero hat versucht die Statue zu klauen …« Gaius, der natürliche Anführer dieser kleinen Gruppe, hatte einen weiteren Fremdenführer gefunden und ihn ausgehorcht. »Aber der Gott hat nur vor Lachen gebrüllt, und die Arbeiter sind geflohen!« Genau wie ich ging Gaius spirituellen Erklärungen aus dem Weg. Er senkte taktvoll die Stimme: »Mag sein, dass sich die Stützbalken verschoben, nachdem die Arbeiter daran gerüttelt haben.«
    Ich blickte mich um. In dem Durcheinander ihres Auftauchens hatte sich der Fremdenführer Barzanes verdrückt. Falls ich versuchte ihn an einem anderen Tag wiederzufinden, würde er aus dem Heiligtum verschwunden sein, nahm ich an.
    Cornelius hatte eine erfrischende Einstellung zu Wundern. »
Io,
Onkel Marcus! Das hier ist toll – und wo bringst du uns als Nächstes hin?«
     
    XI
    »Mein Bruder beeindruckt mich immer mehr!« Nachdem wir ins Gästehaus zurückgekehrt waren, las Helena seinen Brief sorgfältiger durch.
    »In guten römischen Haushalten«, wies ich Albia hin, »liest niemand seine Korrespondenz auf der Speiseliege. Helena Justina wurde in senatorischem Stil erzogen. Sie weiß, dass das abendliche Mahl der eleganten Konversation vorbehalten ist.«
    Helena beachtete uns nicht. Ihr Vater las den
Tagesanzeiger
beim Frühstück. Ansonsten waren die Mahlzeiten im Haushalt der Camilli eine Möglichkeit für Familienstreitigkeiten. Genau wie in meiner eigenen Familie. Wir lasen jedoch nie auf unseren Speiseliegen, da wir uns keine leisten konnten; außerdem besaßen wir keine Schriftrollen. Der einzige Brief, den wir je bekommen hatten, war der von der Fünfzehnten Legion, in dem stand, dass mein Bruder in Judäa gefallen war.
    »Aulus hat sich verändert«, sagte Helena. »Nachdem er jetzt Student ist, sind seine Briefe angefüllt mit genauesten Einzelheiten.«
    »Er ist also wie ein guter Junge nach Athen gereist?« Genaueste Einzelheiten waren mir völlig wurst. Ich wollte nur wissen, ob ich bei seiner Mutter aus dem Schneider war.
    »Leider nicht, Liebling. Er hat sich der Besichtigungstour angeschlossen.«
    »Ach, dieser niederträchtige Aulus!« Nux blickte auf, erkannte das Knurren, das ich normalerweise benutzte, um sie auszuschimpfen. Wie gewöhnlich wedelte sie dazu mit dem Schwanz.
    »Er hat uns eine Liste der Leute aus der Gruppe hinterlassen, mit seinen Kommentaren dazu«, fuhr Helena fort. »Eine Karte, wo ihr Zelt im Verhältnis zur Palästra stand. Und eine Überschrift für die Notizen über den Fall – aber keine Notizen.«
    »Wie quälend!«
    »Er schreibt ›Tut mir leid, keine Zeit‹ – und darunter ›genau genommen nicht die geringste Ahnung‹, was er später mit einer anderen Feder hingekritzelt haben muss.«
    »Das entspricht doch genau dem alten Aulus. Schludrig und nicht bereit, sich zu rechtfertigen.« Trotzdem hätte ich ihn gerne hier gehabt, um ihn direkt zu beschimpfen. Wir waren weit weg von zu Hause. Abends, beim Sternenlicht, ist die Zeit, in der man sich nach dem Vertrauten sehnt – Orten, Dingen und Menschen. Selbst nach ziemlich nassforschen Schwagern.
    »Er scheint sich mit einem recht hübschen Reiseschreibpult ausgerüstet zu haben«, sinniert Helena beim Betrachten der Handschrift. »Wie praktisch für seine Studien – wenn er sie je aufnimmt.«
    »Falls seine Tintenfässer keine anständigen Verschlüsse haben, wird die Tinte austrocknen, während er reist. Wenn er Pech hat, ergießt sie sich über seine sämtlichen weißen Tuniken.«
     
    Jeden Augenblick würden Helena und ich jetzt dazu übergehen, statt Aulus unsere Kinder zu vermissen. Um uns davon abzulenken, zeigte mir Helena die Liste der Teilnehmer der Reisegruppe, die Aulus für uns aufgeschrieben hatte.
     
    Phineus: Organisator. Hervorragend oder schauerlich, je nachdem, wen man fragt
    Indus: Scheint in Ungnade gefallen zu sein (Verbrechen? Finanzielles? Politik?)
    Marinus: Witwer, sucht nach einer neuen Partnerin; liebenswürdiger Geselle
    Helvia: Witwe, wohlmeinend = ziemlich dumm
    Cleonymus und Cleonyma: Neureiche (Freigelassene?) (grauenhaft)
    Turcianus Opimus: »Letzte Chance, die Welt zu sehen, bevor ich sterbe.«
    Ti Sertorius Niger und verhuschte Ehefrau: Grauenvolle Eltern; er
sehr
grob
    Tiberius und Tiberia: Schauerliche Kinder, von den

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