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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Zweitbesten gefesselt zu sein, und daher ihre eigene Sicherheit in den Wind schlug? Dass sie Statianus den Laufpass geben und sich einen Helden im alten Stil suchen wollte?«
    »Nein, ich vermute nur, dass die arme kleine Valeria, während die Frauen in der Altis herumschlenderten und von Pelops hörten, ihrem Mörder ins Auge fiel.«
    »Und dann bot ihr dieser Brutalo eine Fahrt in seinem Rennwagen an?«, sagte ich anzüglich, doch gleich darauf ernsthafter: »Nein, ich bin sicher, dass er sie mit Sportlergeschichten über Weitsprünge in die Palästra lockte.«
    »Konnte sich keinen Streitwagen leisten«, meinte Gaius neidisch. »Man muss
Millionen
besitzen, um bei Wagenrennen mitzufahren, Onkel Marcus. So viel, dass die Besitzer die Kränze für den Sieg kriegen, statt der Wagenlenker.«
    »Stimmt. Also kein Wagenlenker.«
    Helena drängte weiter. »Noch eine Frage:
Wer
nahm die Frauen auf diesen Rundgang mit? Keiner der Fremdenführer will sich dazu bekennen.«
    »Euch ist es ja auch gelungen, die Relikte allein zu finden.«
    Gaius drehte sich auf den Bauch, während er und Cornelius einstimmig riefen:
»Helena ist gescheit!«
    »Und warum sind die Fremdenführer so spöttisch? Pelops ist der Begründer der Spiele.«
    »Oder Herakles war es«, teilte mir Helena mit. »Wie auch immer, die Anhänger wollen, dass dieser Ort vorrangig Zeus geweiht ist. Pelops wurde auf den zweiten Platz verwiesen, er gilt nur als Symbol menschlichen Bestrebens. Die Götter beherrschen diesen Hain.«
    »Und Zeus ist der oberste Gott … Tja, ich würde sagen, die Pelops-Exkursion ist ohne Bedeutung für das, was Valeria angetan wurde.«
    Cornelius blickte mich ängstlich an. »Wenigstens wurde sie nicht zerhackt und als Eintopf verspeist.« Zu entdecken, dass ich einen so empfindsamen Neffen hatte, war ein Schock. »Ist es hier sicher, Onkel Marcus? Ich werde doch nicht in einem Topf landen und aufgegessen werden, oder?«
    »Du musst halt aufpassen. Selbst Zeus kam nur knapp davon«, neckte ihn Helena. »Kronos, sein Vater, der einst König des Himmels war, bekam die Warnung, dass sein Sohn sich seiner entledigen wollte. Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wurde, aß er es auf. Nachdem sie Zeus geboren hatte, musste seine Mutter den Säugling verstecken, getarnt als Stein, aufgehängt zwischen Himmel und Erde, wo Kronos ihn nicht finden und verschlucken konnte.«
    Cornelius hielt sich die Hände über die Ohren und lief kreischend davon.
    Die grausige Geschichte lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Kronoshügel, wo Marcella Caesia gestorben war. Ihre Leiche hatte unter den Sternen gelegen, bis ihr hartnäckiger Vater vorbeikam und sie gefunden hatte. Ein römischer Vater, dem seine Tochter mehr am Herzen lag als dem durchschnittlichen mythologischen Griechen.
    Trübsinnig überlegte ich, wie es wohl Julia Junilla und Sosia Favonia daheim in Rom erging. Meine Schwiegermutter führte ein ruhiges Haus. Ich war mir ziemlich sicher, dass die edle Julia keine Götter zu einem Mitbring-Picknick herausfordern würde. Ihr Koch würde meine Töchter mit Leckereien verwöhnen – unser größtes Problem würde darin bestehen, sie nach unserer Rückkehr wieder an die Normalität zu gewöhnen.
     
    XV
    Uns gingen die Möglichkeiten aus.
    Außerdem fehlte es uns an Essbarem. Helena hatte dem Pförtner mitgeteilt, dass wir auf die Mahlzeiten seiner Schwester verzichten würden. Sie bereitete ein provisorisches Abendessen aus Einkäufen von Straßenständen zu.
    Es gab Brot, ein paar gefüllte Weinblätter und die Reste unserer römischen Würste.
    »Ich brauche Fleisch!«, beschwerte sich der junge Glaucus und maulte, dass Milon von Kroton, der berühmteste olympische Athlet aller Zeiten, zwanzig Pfund Fleisch und zwanzig Pfund Brot pro Tag verschlungen hätte, hinuntergespült mit achtzehn Bechern Wein. »Milon trug zum Training ein Kalb auf seinen Schultern. Es wuchs Tag für Tag und Woche für Woche, bis es ein voll ausgewachsener Ochse war, und hatte denselben Effekt wie ein sich steigerndes Training mit Gewichten. Am Ende verspeiste er den Ochsen als eine einzige Mahlzeit.«
    »Wir schleppen kein Bullenkalb mit uns herum, Glaucus, selbst wenn du dich anbietest, es zu tragen. Außerdem war Milon von Kroton Ringer. Jeder kann deinem hübschen Gesicht ansehen, dass du keiner bist.«
    »Pentathlon«, klärte mich Glaucus auf. »Diskus, Speer, Weitsprung, Laufen – und Ringen.«
    »Und wie kommt es dann, das deine schöne Physiognomie noch

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