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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nie zerstört wurde?«
    »Es geht um drei von fünf. Der erste Athlet, der in drei Disziplinen siegt, gewinnt alle. Die übrigen Wettkämpfe werden gestrichen. Ich versuche die frühen Wettkämpfe zu gewinnen, damit ich nicht ringen muss.« Ein langsames Grinsen breitete sich über sein Gesicht. »Und wenn der Gegner ein Knochenknacker oder Augenauskratzer ist, gebe ich mich immer geschlagen.«
    »Aber
insgeheim
«, wollte Gaius wissen, »bist du selber ein absoluter Knochenknacker?«
    »Eher nicht«, antwortete Glaucus.
    Dann wollte er losziehen, um bei den vielen Schreinen der Altis rumzulungern, in der Hoffnung, dass dort Opferhandlungen vorgenommen wurden. Selbst wenn bei den Spielen die hundert Ochsen geschlachtet wurden, trug man nur die Beine, Schwänze und Innereien die Treppen zum Zeusaltar hinauf. Das übrige Fleisch wurde unter die Menge verteilt.
    Bevor er ging, sagte Glaucus: »Falco, der Mörder von Valeria ist vermutlich ein Athlet, ja? Angenommen, er wählte einen Sport, den er kannte. Nur ein Pentathlet würde Sprunggewichte benutzen. Weitsprung wird nur beim Fünfkampf ausgeführt.«
    »Danke, Glaucus. Ich stimme dir zu, dass er höchstwahrscheinlich ein Athlet ist – noch aktiv oder es in der Vergangenheit war. Ein Pentathlet würde gut passen, aber so spielt das Leben nicht. Ich glaube, es könnte jeder sein, der mit der Palästra vertraut ist – Boxer, Ringer, selbst ein Pankrationkämpfer. Es ist niederschmetternd. Mir ist gar nicht danach, jeden abgehärteten olympischen Sporthelden zu verhören, um rauszufinden, ob einer davon Mädchen umbringt.«
    »Die meisten werden mit dem Sportzirkus unterwegs sein«, wies mich Glaucus hin.
    »Wie viele Spiele umfasst denn dieser Zirkus, Glaucus?«
    Er grinste. »Tja, die großen vier sind die Panhellenischen: Olympia, Delphi, Nemea und Korinth, die nicht jedes Jahr stattfinden. Die Panathenäischen in Athen werden jedes Jahr abgehalten. Wenn du noch all die anderen Städte dazunimmst, kommst du auf etwa fünfzig, Falco.«
    Ach, das war ja einfach!
     
    Helena Justina schlief in dieser Nacht friedvoll. Ich erinnerte mich, wie ich letzte Nacht, als sie mehrfach rausgekrochen war, um sich nach dem Oreganoeintopf zu übergeben, in einem unerwartet leeren Bett aufgewacht war. Mit wild klopfendem Herzen war ich alarmiert hochgeschreckt. Daher wusste ich nur allzu gut, wie sich Tullius Statianus gefühlt haben musste – vorausgesetzt, er hatte überhaupt Gefühle für Valeria –, allein in seinem Zeltbett, als sie nicht heimgekommen war.
    Die gefüllten Weinblätter flutschten durch mich hindurch wie eine Ratte durch einen Gulli. Jetzt war ich dran, die ganze Nacht zu stöhnen und in Schweiß gebadet zu sein. Und während ich mich herumwälzte und auf den nächsten schmerzhaften Anfall wartete, war ich auch dran, mich zu fragen, warum überhaupt jemand reisen will.
     
    Ich war nicht als Einziger wach. Ein Weinen zog mich zum Zimmer der Jungs. Im Licht des Mondes, das durch einen offenen Fensterladen eindrang, bot sich mir ein mitleiderregender Anblick. Cornelius weinte sich die Seele aus dem Leib, überwältigt von Heimweh. Er war noch nie aus Rom fort gewesen und hatte keine richtige Vorstellung, wie lange die Reise dauern würde. Ich setzte mich auf das Bett, um ihn zu trösten, und klemmte im nächsten Moment unter dem stämmigen, tränenüberströmten Elfjährigen fest, der rasch wieder eingeschlafen war.
    Ich zog meinen Arm unter ihm heraus und schob den Jungen weiter nach innen, damit er nicht von der schmalen Matratze fiel, falls er herumstrampelte. Ich deckte ihn mit einer dünnen Decke zu und quälte mich dann wieder mit sentimentalen Gedanken an Julia und Favonia zu Hause in Rom. Wer kümmerte sich um
meine
Kleinen, wenn sie nachts weinend aufwachten?
    Beruhige dich, Falco. Sie waren in Sicherheit. Sie hatten vier alte Sklavenkindermädchen, die sich einst um ihre Mutter gekümmert hatten, ihre edle Großmutter, ihren vernarrten Großvater, und wenn alles andere versagte, würden meine materiell verwöhnten Gören mit einer ganzen Reihe von Puppen und Spielzeugtieren ins Bett gebracht werden.
    Irgendwo in der Altis schrie eine Eule. Mein Magen antwortete mit einem traurigen Gluckern. Ich saß ganz still und benutzte die Zeit bis zum nächsten Krampfanfall zum Denken. Dünnschiss kann der Freund des Ermittlers sein.
    Ich konnte die verschwommenen Umrisse von Gaius (schnarchend) und Glaucus (mit dem langsamen Atmen der Durchtrainierten) in den

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